Gleich nach dem Frühstück, machten Tarven und ich uns auf den Weg außerhalb der Stadt.
Wir gingen in den angrenzenden Wald, weil Tarven kein Risiko eingehen wollte, sollte ich die Kontrolle verlieren.
Da ich die Nacht schlecht geschlafen hatte, war ich müde und übellaunig, doch mir war die Tragweite bewusst.
Ich musste so schnell wie möglich meine Magie beherrschen, denn momentan kam sie unkontrolliert.
Tarven blieb stehen, als wir so tief im Wald waren, sodass wir die Stadt nicht mehr sehen konnten.
>>Wir fangen mit etwas einfachem an. Versuch dir vorzustellen, dass du an kleinen Fäden in dir ziehst. Versuch ersteinmal zu erfühlen, wo du in dich rein horchen musst, um diese Fäden spinnen zu können.<< sagte er bestimmend.
>>Einfach sagst du?<< spottete ich und versuchte zu tun, was er mir gesagt hat.
Doch egal, was ich versuchte, es klappte nicht. Es war, als würde ich in eine Leere greifen. Frustriert ballte ich meine Hände zu Fäusten und versuchte es weiter.
>>Lass locker.<< befahl mir Tarven und griff nach meinen Händen, um sie zu massieren.
>>Es ist ein Teil von dir, aber es ist deutlich spürbar. Du musst deinen Kopf frei kriegen. Versuch an nichts zu denken.<< versuchte er es erneut.
Ich nickte und schloss meine Augen.
>>Beruhig deine Atmung. Lass dich fallen.<< ergänzte er.
Meine Brust hob und senkte sich gleichmäßig und ich versuchte alles auszublenden.
Vorsichtig tastete ich mich durch mein inneres und stieß auf etwas, dass zu dem Rest nicht ganz passte. Es war wie eine Quelle.
Ich griff hinein und zog daran.
Wie Tarven gesagt hatte, versuchte ich aus dieser Quelle heraus Fäden zu spinnen.
Ich hörte wie Tarven nach Luft schnappte, doch ich war nicht dazu in der Lage, die Augen zu öffnen.
Ich sank immer tiefer in die Quelle und ließ sie mich einnehmen, während ich meine Fäden um mich sponn.
Ein Glücksgefühl breitete sich in mir aus und ich spürte das Lächeln auf meinen Lippen.
>>Jetzt versuch dich zurück zu ziehen. Lass los und verschließ es.<< befahl Tarven sanft.
Ich versuchte es, doch es klappte nicht.
Es zog mich immer mehr hinein und ich wusste keinen Ausweg.
>>Kalea<< sprach er mit Nachdruck.
>>Ich kann nicht<< erklärte ich ihm mit Panik in der Stimme.
Tarven fluchte und ich spürte etwas Fremdartiges nach mir tasten. Ohne es zu wollen griff die Magie in mir an.
>>Was ich jetzt tue geht nicht anders.<< warnte mich Tarven und stieß im nächsten Moment seine Zähne in meine Schulter.
Ich keuchte auf und stolperte rückwärts.
Mit einem mal war ich wieder Herr meiner Sinne.
Schuldbewusst sah mir Tarven in die Augen, während Blut aus seinem Mundwinkel lief.
Verstohlen fasste ich an meine Schulter und sah ihn entgeistert an. >>Du hast mich gebissen<< entfuhr es mir.
Mit dem Daumen wischte er sich das Blut weg und zuckte mit den Schultern.
>>Du hast fast den gesamten Wald verschoben.<< begründete er sein Handeln und tatsächlich.
Vor uns erstreckte sich eine freie Fläche, da die Bäume alle verschoben waren.
>>Ich bin ein Desaster<< gab ich frustriert von mir und schlug meine Hände gegen mein Gedicht.
Behutsam nahm Tarven meine Hände von meinem Gesicht und lachte.
>>Etwas<< bestätigte er und kniff mir in die Wange.
Ich schlug seine Hand weg. >>Lass das. Ich bin zwar ein Desaster, aber als Lehrer taugst du auch nicht viel.<< nuschelte ich.
Er fasste sich an die Brust und machte ein schockiertes Gesicht. >>Du wirst unfair Zwerg<< brachte er theatralisch vor. >>Aber du hast recht. Ich glaube wir müssen bei dir anders vorgehen.<< gab er belustigt von sich und warf mich über seine Schulter.
>>Was soll das jetzt. Tarven lass mich runter!<< versuchte ich ernst zu bleiben. Er schlug mir auf den Hintern und hielt mich noch fester. >>Sei brav da oben<< schnurrte er und wich im nächsten Moment meiner Hand aus, die nach seinem Gesicht greifen wollte.
>>Du bist unmöglich<< gab ich von mir und akzeptierte meine Niederlage.
Als wir tiefer im Wald waren ließ er mich runter. Gerade als ich fragen wollte, was das sollte, formte seine Dunkelheit einen Kreis um uns.
Tarven ging einige Schritte rückwärts, sodass nur noch ich in einem Kreis aus Dunkelheit stand.
>>Durchbrech es. Erst dann gehen wir nach Hause.<< sagte er zu mir.
>>Hätten wir das nicht auch am ursprünglichen Platz machen können?<< fragte ich verwirrt.
>>Bist du verrückt? Etwas länger und du hättest die Stadt verschoben.<< antwortete er mir und setzte sich auf einen umgefallenen Baumstamm.
>>Los, wenn du es schaffst denke ich vielleicht an eine Belohnung.<< provozierte er mich, während seine Augen verführerisch funkelten.
>>Mach so weiter und meine Faust wird dein Gesicht massieren.<< gab ich zurück und versuchte in mich zu greifen.
>>Wie grausam<< lachte Tarven und verstärkte den Kreis aus Dunkelheit.
Die Fäden fest in der Hand versuchte ich diesesmal nicht in die Quelle einzutauchen. Ich versuchte sie nach außen zu tragen und hörte wie Tarven luft holte, als meine gesamte Haut zu leuchten begann.
Langsam bewegte sich das Leuchten zu seiner Dunkelheit, doch zwei Meter davor zog sie sich mit einem gewaltigen Ruck zurück, weshalb ich das Gleichgewicht verlor und auf alle viere fiel. Das schallende Gelächter von Tarven durchbrach die Stille im Wald.
>>Sehr witzig<< knurrte ich gereizt und stand wieder auf.
>>Sei nicht so ernst. An meiner Stelle würdest du dich zehnmal mehr amüsieren.<< versuchte er meine Stimmung zu lockern.
Ich holte tief Luft und griff wieder nach den Fäden in mir. Diesesmal schaffte ich es länger, doch ein Meter vor der Dunkelheit schoss sie wieder zurück.
Vorbereitet hielt ich mein Gleichgewicht.
Nach zehn weiteren Versuchen sank ich erschöpft auf die Knie.
>>Tarven. Ich kann nicht mehr.<< versuchte ich ihn dazu zu bewegen Heim zu gehen.
Bestimmend schüttelte er seinen Kopf und bewegte sich an den Rand des Kreises.
>>Du zwingst dich zu sehr. Du musst eins mit deiner Magie werden. Du musst mit ihr auf eine Weise kommunizieren, dass sie dich versteht.
Versuch es nochmal. Ich weiß du kannst es.<< versuchte er mich anzuspornen.
Ich blieb auf meinen Knien sitzen, als ich nickte und wieder nach den Fäden griff.
Diesesmal ging ich behutsamer vor und versuchte meine Gedanken klar zu formulieren.
Ich versuchte meine Magie davon zu überzeugen, den Kreis zu durchbrechen.
Das Leuchten breitete sich aus, doch diesesmal nicht nur weiß. Es schimmerte Bunt und bewegte sich zielsträbig. Vor Freude sprang ich auf, als das Leuchten den Kreis erwischte und mit Tarvens Dunkelheit verschmolz.
Weder ich noch Tarven konnten den jeweils anderen zurückdrängen. Ganz im Gegenteil. Es war wie ein Tanz zwischen seiner Dunkelheit und meinem Licht.
Er nickte mir zum zeichen zu, dass der Unterricht nun beendet war und drängte mein Licht sachte zurück, während ich sie zurück zog.
Als es gänzlich verschwunden war zog er auch seine Magie zurück.
Kreischend vor Freude sprang ich ihm in die Arme.
>>Du hattest recht.<< sagte ich zu ihm und sah mit leuchtenden Augen in seine.
Er grinste über beide Ohren.
>>Könnte mich daran gewöhnen,das von dir zu hören<< scherzte er und konnte meinem Boxhieb gegen seine Schulter nicht mehr ausweichen.
Er umfasste beide meiner Handgelenke und zog mich mit einem Ruck an seine Brust.
>>Warte ab, was ich heute Abend alles mit dir anstelle.<< schnurrte er in mein Ohr und drückte seine Lippen auf meine.
Ich erwiderte seinen Kuss und schmeckte den metallischen Geschmack aus seinem Mund.
Und aus irgendeinem unerfindlichen Grund erregte es mich.
Das Knurren meines Magens sorgte dafür, dass Tarven sich von mir löste.
>>Gehen wir Essen, bevor du mir hier noch verhungerst.<< lachte er und zog mich mit sich.
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Kaleana & Tarven - Das Sternenreich
Fantasy>>Die Welt, in der wir leben, ist scheußlich Kaleana. Nicht nur du musstest diese Wahrheit erkennen.<< Kaleana musste schon Jung lernen, dass man von ihr erwartete zu gehorchen. Ihr Leben wurde danach ausgerichtet eines Tages zugunsten des Sonnenrei...