Kapitel 3

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"Ich kann nicht mehr", flüsterte sie weinend in meine Brust.

"Was bedrückt dich?", fragte ich sie leise und strich durch ihr Haar.

"Ich tu alles dafür, dass meine beste Freundin hier endlich raus ist, aber ich bekomme es nicht hin!", sagte sie.

"Du gibst deine ganze Kraft für sie. Sie bekommt es auch mit. Jeder würde sich so eine gute Freundin wie dir wünschen", sagte ich und munterte sie auf.

"Es reicht einfach nicht aus. Jeden Tag sehe ich sie am Boden, ich ertrag es nicht", flüsterte sie und schluchzte.

Ich löste mich von ihr und wusch ihre lauwarmen Tränen weg.

"Du hast keinerlei Schuld an der Situation, in der Özlem gerade steckt. Du bist die Einzige, die sie hat und es reicht vollkommen aus, was du alles für sie tust. Unterschätz dich nicht. Du bist so eine liebevolle Person und ich bin stolz auf dich", sagte ich und küsste ihre Stirn.

"Ich kriege es nicht hin", sagte sie und senkte ihre Blicke.

"Ich helfe dir und unterstütze dich", flüsterte ich und lächelte sie an.

"Versprich es mir", sagte sie.

"Versprochen", flüsterte ich und drehte mich um.

Ich hatte ihr eben mein Versprechen gegeben, ihr zu helfen, dass Özlem hier endlich raus ist. Hätte ich es ihr nicht versprochen, denn ich wusste nicht, dass alles in Zukunft so schwer sein wird. So schwer mit Özlem.

Zusammen stiegen wir in meinem Auto ein und fuhren so schnell wie möglich zu unserem Meeting.

Özlems Sicht:

Völlig verschwitzt und außer Atem stand ich auf. Mein Schrei hatte mich geweckt. Es war wieder ein Albtraum, den ich hatte.

Ich versuchte mich zu beruhigen, doch ich bemerkte meine Tränen und wurde trauriger. Es kann doch nicht wahr sein. Diese Träume fraßen mich auf.

Ich war immernoch gefangen in meinem Traum. Die Dunkelheit wurde durch die Szenarien in meinem Traum ergänzt und so sah ich alles vor mir. Meine Gedanken kreisten an dem Inhalt des Traums herum. Mein Auge spielte meine Vergangenheit ab und meine Gefühle bestanden aus Angst, Furcht, Wut und Trauer. Ich fing an zu kreischen und bekam Gänsehaut.

"Verschwinde!", schrie ich laut.

Ich kämpfte mit der Angst, die mich demütigte und schrie herum. Es war nicht auszuhalten und ich wurde wieder rückfällig. Ich fühlte pure Einsamkeit. Ich brauchte gerade jemanden. Gänsehaut umhüllte mich, als die kühle Luft auf meiner Haut durch das geöffnete Fenster prallte. Automatisch fing ich an zu zittern und betrachetete meinen Arm, auf der Gänsehaut abgebildet war. Ich sah kurz schwarz und plötzlich verschwand alles, was ich vor Sekunden vor mir sah. Meine Atemzüge hielt ich an und so hörte ich nur noch das laute Klopfen meines Herzens. Das Klopfen meines Herzens war deutlich zu spüren. Meine salzigen Tränen fielen auf meine Wunden auf dem Arm und ich zischte. Die Tränen flossen in die geöffneten Wunden und verschwanden aus meiner Sicht. Mein Kopf piepte und schmerzte, als würden schwere Bowlingkugeln durch meinen Kopf hin und her rollen.

Mein Blick huschte aufs Fenster und ich betrachtete den Vorhang, der leicht durch den Wind wehte. Der Baum, der vor meinem Fenster stand und sich leicht nach links bewegte, ließ alles mysteriöser wirken und ich bekam einen ängstlichen Eindruck davon. Vorsichtig stand ich auf und schlich mich ans Fenster. Mit tränengefüllten Augen schaute ich aus dem Fenster. Es war Vollmond und mehrere Sterne schmückten das Bild des Mondes. Dieser Anblick erinnerte mich an meine Familie, als wir alle zusammen im Garten saßen und den Vollmond betrachteten. Alle hatten sich einen Stern ausgesucht und sich etwas gewünscht. Mein Wunsch war es, für immer in dieser perfekten Familie zu bleiben. Seitdem glaube ich nicht mehr an die Erfüllungen an Wünschen. Seitdem hasste ich Wünsche.

ÖzlemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt