Kapitel 32

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Das ist das schlechteste Kapitel in diesem Buch!!!Weil das Kapitel so scheiße ist, wird es nocheinmal bearbeitet.
Erdems Sicht:
Vom Fitnesscenterbesuch sprintete ich nach Hause, duschte mich und fuhr zur Shishabar, da mein Kollege Geburtstag hatte.
Özlem hatte ich heute geschrieben, nicht zu kommen, da Aylin bei ihr war. Am späten Abend fuhr ich nach Hause, gab meiner Mutter wie gewöhnlich einen Kuss auf die Stirn und setzte mich zu meinem Vater ins Wohnzimmer.
"Aylin verhält sich in letzter Zeit so komisch", fing mein Vater an und sah zu mir.
"Sprich mit ihr bitte, sie ist so ruhig. Findest du nicht?"
"Ist mir auch aufgefallen. Mach ich. Baba(Papa), ich will dich was fragen."
Seine Anspannung verdeutlichte mir, dass er Angst vor meiner Frage hatte. Doch wer würde so eine Reaktion nicht erwarten, wenn man Abstand vom eigenen Sohn hielt?
Kurz nippte ich an meinem Glas Wasser und lehnte mich nach hinten. Meine von Feuer belegte Zunge baute Wörter zum Anwenden des Anfangs eines Themas auf, doch dies störte mich ungeheuerlich, als ich selbst Angst bekam. Er würde sicherlich denken, ich hätte Interesse an ihr, doch das Einzige, was zu tun war, war mein Versprechen zu halten.
"Was möchtest du fragen?", fragte mich mein Vater, als er sein elegantes, teures Hemd glatt strich und streng durch die Gegend sah.
"Darf ich Özlems Familie besuchen?"
Seine Blicke verfinsterten sich.
"Ehrlich gesagt halte ich von Özlem nichts. Klar, es kann alles gelogen sein, aber sie hat die Ehre der Familie zerstört."
Leise seufzte ich. Diskussionen würden mir nichts bringen. Ich empfund für ihre Vergangenheit Schweigepflicht und würde ihre Sätze niemals als Argumente nutzen, auch wenn es jetzt dringend war. Allein das Vertrauen gegenüber ihr zu gewinnen hat mich mehr als ein halbes Jahr gedauert.
"Ich muss sie aber dringend sprechen."
"Das wird dir nichts bringen, mein Sohn."
Er war fest gegen Özlem, was mich zur Weißglut brachte. Niemand wusste, dass sie gemobbt wurde. Niemand wusste, dass Kaan Rache an ihr nehmen wollte. Niemand wusste, dass Kaan sie tagelang eingesperrt hatte. Angeblich hatte er sie zu sich nach Hause genommen, doch welcher Idiot würde seiner Tochter erlauben, bei ihrem angeblichen Freund zu übernachten und das vor der Ehe? Wieso wollte diese Familie sie so schnell wie möglich los werden? Irgendwas war faul und das hatte mir Özlem sicher verschwiegen.
"Hör zu. Sie ist nicht der Mensch, für den du sie hälst. Halt dich auf meine Wünsche bitte fern von ihr. Deine Mutter erzählt mir, dass du sie jeden Tag besuchst, ich will es nicht."
Seine ruhige Stimme machte mich umso wütender. Wie sollte ich es ihm erklären? Ich liebte sie, was ich hätte vermeiden können, doch ich dürfte es niemandem sagen.
"Erdem! Baba! Anne!", kreischte meine aufgebrachte Schwester und blickte in die Runde.
"Was ist denn-
"Özlem ist abgehauen!", schrie sie und war dem Weinen nahe.
"Was?", wurde ich lauter und stand auf.
Versteinert blieb ich stehen und sah sie fassungslos an. Ich konnte es nicht wahr haben. Dort draußen in dieser enormen Welt steckte sie. Sie könnte überall sein. Zu allem war sie in der Lage fähig, sogar einen anderen Kontinent könnte sie erreichen.
"Wir müssen zum Krankenhaus."
Eilig liefen wir zum Auto. Vorher wurden wir wegen der Fragerei unserer Eltern aufgehalten, doch wir mussten so schnell wie möglich dahin.
Angekommen konnten wir nichts weiteres tun, als den Polizisten zu sagen, dass sie schnell wie möglich gesucht werden muss. Nach 24 Stunden würden sie sich erst auf die Suche machen. Die Krankenschwestern sahen aufgebracht aus und jeder einzelne, besondern Aylin war geschockt.
Nach wenigen Tagen wurden mehrere Hilfsmittel zur Suche eingesetzt. Aylin und ich waren jeden Tag am suchen, haben außerhalb von Frankfurt gesucht, doch es fehlte jede Spur. Nichteinmal ein Lebenszeichen gab sie uns. Sie war spurlos verschwunden.
Nach zwei Wochen wurde es ernster und die Suche wurde nicht aufgegeben. Mittlerweile wurden die Nächte für mich immer schlimmer, denn ich konnte kein Auge zudrücken. Die nächsten Tage verliefen noch schlimmer als gedacht. Ganz Frankfurt wurde informiert, als ein ganzer Monat vorüber ging. Die Polizisten gaben die Hoffnung auf, dass sie noch am Leben wäre. Inzwischen hieß es, ihre Leiche zu finden, was ich nicht ganz begreifen konnte. Sie war sicherlich am Leben, auch wenn es schon fast zwei Monate wurden.
Sämtliche Krankenhäuser, Familien und Menschen wurden gefragt. Bilder wurden aufgehangen, im Radio wurde sie erwähnt, meine Freunde halfen mir, doch unsere Suche ergab sich erfolglos. Nach ganzen drei Monaten wurde bisher nur eine Spur gefunden und das war ihre Jacke. Es stellte sich heraus, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine Entführung handeln müsste. Die Polizisten gingen jedoch davon aus, dass Kaan nichts damit zu tun hätte, da seine Wohnung untersucht wurde und er selbst befragt wurde. Man sagte, er würde sich selbst jeden Tag auf die Suche machen. Aylin hatte ihre Familie informiert, doch anscheinend war es ihnen egal, denn sie sprachen über diesen Vorfall nicht. Auch ihre Familie wurde in den Vordergrund gezogen, verdächtig zu sein, aber wie sollte man weiter kommen, wenn sie nichts sagten?
Tag zu Tag gerieten Aylin und ich immer mehr in Sorge.
Im vierten Monat hätte man sie in einem Supermarkt gesehen, was die Kassiererin behauptete, als man ihr ein Bild von ihr zeigte. Allerdings konnte sie sich an ihr gekauftes nicht erinnern. Das Özlem am Leben war, wurde letztendlich bestätigt, doch sie war intelligent genug, um aus Frankfurt zu fliehen.
Desto mehrere Wochen vergingen, desto mehr nahm ich an Trauer auf. Das seltene Rauchen hatte sich zum Regelmäßigen entwickelt.
Die Angst, das es nur eine Sekunde dauern würde, einen Selbstmord zu begehen, war groß. So gut ich Özlem kannte, wusste ich, dass sie es wagen würde, wenn sie sich schlecht fühlen würde.
"Abi."
"Hm", brummte ich, als sie mich in die Realität katapultierte.
Rechts neben mir spürte ich, wie sie meinen Oberarm umarmte und ihr Gesicht darin verbergte. Nasse Flüssigkeit tropfte meinen Arm herunter. "Lass uns rein", flüsterte sie in der kalten Nacht auf der Terrasse.
"Geh du schon mal. Ich komm nach."
"Mama hat gekocht."
"Schau mich an", hauchte sie und stellte sich vor mich.
"Wir werden sie finden", lächelte sie schräg.
"So langsam zweifel ich dran, Aylin", beichtete ich ihr.
"Ich will dir was erzählen. Özlem selbst wollte, dass ich es dir eines Tages erzähle."
Wieder setzte sie sich zu mir und blickte mir in die Augen.
"Schau, ich bin erwachsen geworden. Ich treffe mittlerweile meine Entscheidungen selbst. Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen soll. Ob ich doch lieber Özlem mit dabei habe, doch sie ist so ruhig. Früher in der Schule weiß ich noch. Wir kannten uns nicht allzu gut, doch sie hatte mich mit meiner besten Freundin gesehen, als wir diskutiert hatten. Özlem hat sich eingemischt und mir beigestanden, als ich ihr die Situation erklärt hatte. Ihre Argumente konnte man einfach nicht toppen. Wenn sie etwas wollte, dann erreichte sie es auch, aber seit das alles passiert ist, ist sie wie ausgewechselt. So ruhig und zurückhaltend. Sie schämt sich inzwischen sogar, was früher nie war. Naja, ich hab Serhat auf der Arbeit kennengelernt. Du kennst ihn selbst und naja ich liebe ihn."
Das war ein Tritt in die Magengrube. Was war das bitte für ein Scheiß, den sie mir erzählte? Klar kannte ich ihn, aber der Gedanke, sie zu teilen war absurd. Sie nutzte diese Situation aus, weil sie ganz genau wusste, dass ich grad zu sehr an Özlem beschäftigt war.
Dennoch riss ich mich zusammen und widmete mich dem Engel.
"Wir sind zusammen", strahlte sie und zeigte mir ihre Zähne.
"Das freut mich", log ich und lächelte.
Serhat würde kassieren.
"Mehr hast du nicht zu sagen?", fragte sie erstaunt.
"Auch wenn du mit aggressiven Reden gerechnet hast, muss ich es einfach akzeptieren. Ich werde mit Serhat nochmal allein reden."
"Wehe du schlägst ihn."
"Das ist meine Sache. Jetzt red nicht weiter über euch."
Plötzlich klingelte mein Handy, weshalb ich sofort ran ging und die Polizei zu sprechen begann.
"Was sagen die?", fragte Aylin kurz vorm Weinen, da sie die Hälfte heraushörte und wie ich, geschockt war.
Ein schrecklicher Stich durchzuckte mich, als ich das Handy versehentlich fallen ließ und mir die Luft zum Atmen fehlte. Fest presste ich meine Zähne zusammen, als meine Augen Feuchtigkeit einnahmen. Das konnte doch nicht wahr sein, es war ein Scherz, ein Missverständniss.
"Bleib du hier", flüsterte ich und sprintete aus der Wohnung.
Aylin konnte ich gerade noch loswerden, schon fuhr ich Richtung Krankenhaus.
Ich hatte diesen Druck nicht verdient. Es waren Sekunden, die mittlweile wie Tage vergingen. Diese Nachricht war eine Klippe. Einer meiner größten Klippen, die ich hatte zu überleben.
Ohne den Wagen abzuschließen lief ich in den Krankenhaus und fragte schreiend nach Özlem. Die Hoffnung zu halten, monatelang in Sorge zu schwimmen, zu beten, zu weinen, ich hatte genug. Heute hatte man sich an mich gerächt. Monatelange Sehnsucht war umsonst. Ich habe meine Liebe verloren, ein Engel würde heute in den Himmel steigen. Ihre Seele war frei, sie hatte mich verlassen.
Egal ob es sicher war oder nicht, es war die härteste Prüfung meines Lebens. Ich würde in zwei Minuten eine Entscheidung treffen. Nicht allzu lang dauerte es, schon gab man mir einen Anzug mit einer Mundmaske, die ich mir nachdenklich anzog und mit einem Schritt in das Zimmer gelang, wo zwei Polizisten auf mich warteten, beide mit ihren Blicken gesenkt. Vor ihnen ein Bett, worin sie lag und ein weißer Laken über ihr Gesicht gezogen.
Langsam näherte ich mich ihr und war kurz davor zu sterben. Mir wurde schwindelig, als ich mir die Tränen zurückhielt und damit rechnete, dass vor mir eine Leiche lag. Meine Adern stoppten, als der Polizist sprach. Mein Ohr war taub, meine Blicke stumm auf das Bett gerichtet. Diese Liebe quälte mich, zu sehr hatte ich mich an das Mädchen gewöhnt. All die Monate, in denen ich meine Trauer niemandem präsentiert hatte, sammelte sich ausgerechnet an diesem Tag die ganze Wut, Trauer und Sehnsucht auf.
Vorsichtig nahm ein Polizist den weißen Laken vom leblosem Körper, während ich umso mehr innerlich in Panik geriet und innerlich betete, dass es nicht mein Engel war, wo ich mir nicht allzu sicher war. So wie die Polizei am Handy geklungen hatte, war es für mich offensichtlich.
Als man das komplette Gesicht sehen konnte, Herzstillstand.
"D-das", flüsterte ich geschockt und unterbrach mich selbst.
"Ist sie das?"
"Ihr wollt mich verarschen!", schrie ich und schubste den Polizisten zur Seite.
"Fuck nein, das ist sie nicht! Die sehen sich ähnlich, aber Özlem hat eine Narbe an ihrer Augenbraue!", schrie ich noch lauter und verließ mit Schwindelgefühlen den Raum.
Ein Polizist folgte mich darauf hin und stoppte mich.
"Egal wie hart es war, wir brauchten eine Bestätigung. Ich konnte Ihr Verhalten nachvollziehen."
Ich war froh, dass es nicht Özlem war, doch die Person, die dort lag, sah Özlem ziemlich ähnlich. Trotz, dass sie eine Fremde war, tat es schon weh.
Schnell verschwand ich nach einer Verabschiedung und setzte mich in mein Auto.
"Wo steckst du Özlem", flüsterte ich und lehnte mich nach hinten.
Seit Monaten suche ich sie, weiß nichteinmal, ob sie lebt und sterbe Tag für Tag.
Laut schrie ich auf und schlug gegen das Lenkrad.
Um Aylin Bescheid zu sagen, dass die gefundene Leiche nicht Özlem war, fuhr ich nach Hause, da mein Handy kaputt war.
"Abi!", schrie sie und umarmte mich, als sie mich vom Fenster sah und in Socken raus rannte.
"Sie war es nicht", sprach ich erfreut, doch der Gedanke, das jemand anderes gestorben war, machte mich traurig.
Mir gings noch schlimmer, noch nie in meinem Leben war ich so geschockt. Alles fühlte sich unrealistisch an, als würde diesen Ereignisse nur Träume sein. Nur leider erwachte ich nicht, sondern war in diesem grausamen Traum gefangen.
"Wein nicht", murmelte ich in ihre Schulter und strich über ihren Rücken, als sie ununterbrochen schluchzte.
"Ich will doch nur wissen, wie es ihr geht. Wenigstens ein Zeichen!"
"Das Einzige, was du tun kannst, ist zu beten."
Mittlerweile wurden Seen, Flüsse und Wälder durchsucht. Die Suche ging immer weiter, es wurde nicht aufgegeben. Immer mehrere Spuren wurden gefunden, es wurde ermittelt, Hunde eingesetzt, da Kaan immernoch verdächtigt war.
Heute gaben meine Freunde die Suche auf und meinten zu mir, dass es keinen Zweck mehr hätte, weshalb wir uns alle in die Shishabar trafen, da ich Ablenkung benötigte.
In der kühlen Nacht ging ich von meinem Auto aus in die Bar, bis ich eine schreckliche Beobachtung miterleben musste.

ÖzlemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt