Mit diesen Gedanken näherte ich mich ihr und so spazierten wir nebeneinander den langen Weg entlang, der voller Blätter überfüllt war und einen herbstlichen Eindruck auf sich hatte.
Özlems Sicht:
Nur noch der Schal fehlte, den ich mir mehrmals um den Hals wickelte, fertig. Aufregend spazierte ich den Flur entlang und näherte mich der Tür, die nach draußen führte. Die Hintertür. Nach einer Zeit erwärmten sich meine kleinen Füße in den warmen Boots. Meine trockenen Haare hingen mir ins Gesicht und klebten teilweise an meiner feuchten Lippe, die ich öfters mit meinem Speichel anfeuchtete, um die Trockenheit loszuwerden. Meine Hände waren tief in den Taschen vergruben, um neue Wärme zu produzieren. Schmunzelnd öffnete ich die schwere Tür mit meinen stockdünnen Armen, spazierte raus und setzte mich auf die Bank. Stumm schaute ich den Leuten zu, die eine Schneeballschlacht begannen und sich vor lachen nicht mehr halten konnten.
Ein Glück, das hier ein riesengroßer Spielplatz war und sich eine Grundschule in der Nähe befand. Ich mochte Kinder, liebte, doch wenn ich sie sah, tauchten diese Erinnerungen auf, die meine Seele qualvoll leiden ließen.
Blitzschnell drehte ich meinen Kopf nach rechts und rutschte automatisch nach links. Meine Psychologin saß lächelnd da und sah mir tief in die Augen. Zunächst fing sie wie jeden zweiten Tag an zu plaudern, während ich konzentriert auf meinen Oberschenkeln blickte und meine Hände dazwischen versteckte. Ein Wunder, das sie mir nicht sagte, dass ich mich hier eigentlich nicht aufhalten sollte, da es für mich streng verboten war.
"Lass uns essen gehen. Aylin kommt später", schoss aus ihr.
Nickend, jedoch etwas enttäuscht, dass ich diese Aussicht heute nicht mehr zu Gesicht bekommen werde, stand ich auf und latschte meiner Psychologin hinterher. Seit einer Woche hatte ich angefangen, mit den anderen zu essen. Stürmisch öffnete jemand die Tür, weshalb ich erschrak. Peinlich berührt ging ich ins Esszimmer, nahm mir etwas, setzte mich am Tisch, weit von den anderen entfernt und starrte das eklige Essen vor mir an. Intensiv starrten sie mich alle an, schenkten mir sogar böse Blicke, während ich unsicher schluckte und im Essen rumstach. Nach einer Weile kam meine Psychologin lächelnd und setzte sich zu mir. Gezwungen steckte ich mir eine Nudel in den Mund und schluckte es so, als wäre es Kotze.
Lang betrachtete ich sie von der Seite, war dem Weinen nah. Erschüttert legte ich das Besteck laut zur Seite und bekam fragende Blicke von ihr.
"Wieso sind Sie so glücklich, aber ich nicht?", flüsterte ich unfassbar aus mir und blickte ihr schmerzhaft ins Gesicht.
Ehe sie antworten konnte sprach ich weiter:"Sagen Sie nichts, ich will hier raus, bitte", flüsterte ich mit Tränen und lehnte mich zurück.
Traurig legte sie ihre Hand auf meinem Oberschenkel und strich darüber.
"Du bist nicht glücklich, weil deine Probleme deine besten Freunde sind."
Wie konnte sie nur so Recht haben?
Entsetzt aß ich weiter, wusste aber, dass ich alles später auskotzen würde.
Fertig mit dem Essen, sagte ich ihr kurz Bescheid, das ich Zeit für mich wollte. Somit spazierte ich den langweiligen Flur, auf dem ich täglich Kilometerweise spazierte. Abrupt duckte ich mich, als ich das Gesicht meiner besten Freundin sah. Ich machte einen Rückzieher und verschwand auf mein Zimmer. Kurz darauf hörte ich den Schlüssel, der mich absperrte. Wieso auch immer diese hirnlosen Krankenschwestern sowas taten, es war schwachsinnig.
Umgezogen von meiner Straßenkleidung in Schlafanzug checkte ich alle Klamotten ab. Ich basaß nicht viel. Überhaupt kaum Kleidung. Ausversehen knallte ich den Schrank zu. Vorsichtig ließ ich die Jalousien herunterfallen und legte mich in der Dunkelheit ins Bett, doch schaltete sofort meine kleine Nachtlampe an, da ich die Angst mit der Dunkelheit nicht besiegen konnte, obwohl sowas nur kleine Kinder betrifft. Kurz küsste ich das Bild meiner Familie, was mir Erdem zusammengeklebt hatte und schloss meine Augen. Erdem. Was er wohl tat? Schon lange hatte ich ihn nicht zu Gesicht bekommen, aber wieso auch? Immerhin tauchte er nur in Notfällen auf, wenn Aylin nicht konnte.
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Özlem
RomanceÖzlem, ein depressives und auf sich allein gestelltes Mädchen. Ihr Schicksal hat sich in einer Psychiatrie verheddert.Sie hat niemanden, bis auf ihrer besten Freundin. Was passiert, wenn die beste Freundin eines Tages ihren Bruder mit zu dem Besuch...