Kapitel 43

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Irgendwas gefällt mir an diesem Kapitel nicht, es wird aufjedenfall nochmal bearbeitet, aber weil ich euch nicht warten lassen wollte, veröffentliche ich es einfach nochmal. Das nächste Kapitel wird aufjedenfall besser, versprochen! Viel Spaß beim Lesen.

Im Wohnzimmer angekommem ließ Özlem abrupt meine Hand los, als sie ihre komplette Familie dort sitzen sah und ihre Gesichtszüge, ihr Lächeln, sofort entgleisten.
Undefinierbare Gesichtszüge waren auf ihrem Gesicht abgebildet, die ich nicht entziffern konnte, doch eins war ihr ins Gesicht geschrieben. Die Angst.
"Was machen die hier Gizem?", spuckte sie förmlich aus sich.
So wütend hatte ich sie noch nie erlebt. So kalt und ihre Augen spuckten plötzlich die Hölle.
"Ihr sollt reden!", schützte sich Gizem nur und versuchte Özlem mit ihren Blicken zu beruhigen, doch so stur wie ich sie kannte, sah sie hasserfüllt zu ihrem Bruder.
"Was traust du dich mir in die Augen zu schauen?", fragte Özlem ihren Bruder und hielt den Blick selbstbewusst.
Ihr Vater schnitt ins Wort, doch Özlem hob ihre Hand, um ihn zur Ruhe zu bringen.
"Deine Stimme will ich erst garnicht hören. Schämen solltest du dich, deine Tochter belogen zu haben."
Der saß. Stille herrschte im Raum. Sie machte ernsthaft ihre Familie fertig und das allein.
Ich verstand nicht, wie sie sich so schnell die Wut eingeholt hatte.
"Gizem was fällt dir ein überhaupt so einen Mist im Kopf zu planen? Du weißt doch garnicht, was alles passiert ist. Bestimmt haben sie eine Lüge aufgetischt? Ich hätte nichts weiteres erwartet, schließlich will sich mein Vater nur den Ruf retten, was ihm misslungen ist."
"Ich hatte mich gefreut meine Cousine zu besuchen, aber selbst du bist so eine Heuchlerin."
"Baba siehst du das? Das ist deine ehrenlose Tochter, die sich jeden angelt", kommentierte mein Bruder.
"War so klar, dass sowas von dir kommt du Kind. Dreckige Menschen haben aber nunmal dreckige Gedanken", provokatierte sie ihn.
Verdammt war sie wutgeladen.
Es hatte besonders ihren Vater getroffen, der zurückhaltend da saß und zu Boden blickte. Ihre Mutter sah Özlem nur mit Hass an. Ich fragte mich, wieso die Mutter nicht sprach.
"Özlem setz dich erstmal", forderte Gizem, was Özlem mit einem Kopfschüttelm verneinte.
"Sag was. Hast du keine Kommentare zu deiner Schlampen Tochter?", fragte Özlem ihren Vater und bekam Tränen in den Augen.
"Was fällt dir ein so zu reden?", schrie ihre Mutter und stand auf.
"Wer bist du, dass du mir so etwas an den Kopf wirfst?"
"Deine Mutter", sprach sie zittrig.
Ihre hartnäckige Mutter vergoss Tränen.
"Siehst du deinem Vater nicht an, wie schlecht es ihm geht? Du hast seine Gesundheit zertört! Er ist krank und kann aufgrund seiner Schwäche nicht mehr arbeiten. Wie kann man nur so selbstbewusst reinspazieren und Erwachsenen gegenüber so respektlos sein?"
Genau in dem Moment, wo ihr Vater ihr in die Augen blickte, weinte Özlem stumm los. Gizem nahm sie in den Arm und tröstete sie. Was ich an Özlem gemerkt hatte war, dass sie mit ihren Vater eine engere Bindung als mit ihrer Mutter führte.
"Du hast unseren Ruf zerstört. Jeder redet über uns."
"Soll ich sagen wieso?! Ihr erzählt Mist. Wie wäre es jedem zu erzählen, dass ihr mich regelrecht verkaufen wolltet, doch ich es nicht zugelassen hab? Hörst du Gizem? Das ist die Wahrheit."
Plötzlich stand ihr Bruder auf und schubste Özlem gewaltig nach hinten, was mir den Rest gab und ich ihn zurück schubste.
"Wag es nicht einem Mädchen gegenüber die Hand zu heben!", warnte ich ihn und zog sie hinter mir. Ihr Vater stand auf und sah zu ihr.
"Es tut mir so Leid Özlem", flehte er brüchig.
"Hier hast du es du Misstück! Dein Vater bittet um Verzeihung. Schäm dich du Schande!", schrie ihr Bruder, was Özlem umso mehr weh tat.
Verzweifelt sah sie zu ihrem Vater, der vor ihr stand.
"Sag sowas nicht, Baba", flüsterte Özlem.
"Was machst du da? Hör auf damit, sie hat es nicht verdient", sprach ihre Mutter und zog ihren Mann von Özlem, die entsetzt ihre Augen schloss und dabei weinte.
"Özlem hasst euch nicht. So selbstbewusst wie sie wirkt, ist sie garnicht", sprach ich, als der Streit eskalierte.
"Jeden Tag hat sie geweint, weil sie ihre Mutter gebraucht hat. Sie hat an euch jeden Tag gedacht und nächtelang geweint, weil ihr ihre Familie fehlte. Ohne euch hat sie sich als ein Nichts gesehen. Nach euren Besuchen, nach euren harten Worten, wurde ihr erst klar, dass es nichts nützt. Sie wollte euch hassen, aber schlug bei diesem Versuch fehl."
"Seht ihr das nicht? Schaut sie an, sie ist weder eine Schlampe noch wollte sie mit Absicht den Ruf ihrer Familie zerstören. Sie ist ein Engel, so wie ihr sie erzogen hat. Es war teilweise eure Schuld. Mazlum versetz dich mal in ihre Lage. Würdest du mit deiner Feindin, wer es auch immer ist, heiraten? Özlem wurde von Kaan geschlagen und wir alle können uns vorstellen, dass er ihr nach der Hochzeit schlimmeres antun würde."
Alle waren ruhig. Nur Özlems Schluchzen war zu hören, die mit Gizem auf dem Sofa sah und von ihr getröstet wurde.
"Und ja. Wir sind glücklich zusammen."
Ihr Vater blickte mich an und analysierte mich, so wie es ein Vater nunmal tat, um herauszufinden, ob ich auch der Richtige für seine Tochter war.
"Wieso entschuldigt ihr euch einfach nicht und schließt mit Kaan ab? Er ist ein Aufreißer und ein schlechter Umgang, insbesondere für Özlem."
"Wer will sie überhaupt noch in diesem Zustand? Seht sie euch mal an. Abgemagert und krank", sagte ihre Mutter kalt, was Özlem die Luft raubte und sie verletzt zu ihr sah.
"Glaub ja nicht, dass du etwas wertvolles bist. Wer will die schon?", stellte sie sich die Frage erneut und zeigte auf Özlem, die schwach darauf wirkte.
"Hast du immernoch Bulimie-
"Es reicht", unterbrach ich sie, da Özlem durch ihre Worte schon am Boden war.
"Als Mutter ihr eigenes Kind so zu behandeln. Ich finde keine Worte dazu", sprach Gizem entsetzt.
"Ich wollte, dass ihr diese Sache einfach wie Erwachsene klärt. Hätte ich gedacht, dass ihr euch so verhält, würde ich Özlem erst garnicht hierher rufen."
"Ich geh sowieso", stand Özlem auf und ging in schnellen Schritten davon.
"Denkt nochmal nach, wie hart eure Worte waren. Özlem würde niemals jemandem mit Absicht weh tun wollen, wie ihr es dauernd meint", waren meine letzte Worte, bevor ich mich auf dem Weg zu ihr machte.
Sie saß an meinem Auto gelehnt auf dem Boden und weinte.
"Scheiße", flüsterte sie und raufte an ihren Haaren.
Vorsichtig kniete ich mich zu ihr runter und strich durch ihre Haare, die völlig durcheinander lagen.
"Steht auf Özlem. Der Boden ist kalt", sprach ich sanft, doch sie ignorierte mich nur. Ihr Gesicht verstecke sie mit ihren Händen und Haaren und dauerhaft versuchte sie nicht zu schluchzen.
Leicht umschlung ich sie und legte meinen Kopf an ihrem Kinn ab.
"Lass uns hier weg."
Schnell überreichte ich ihr noch ein Taschentuch und schaffte es sie zu überreden ins Auto zu steigen. Sie hörte auf zu weinen und sah aus dem Fenster, weswegen ich nur ihr halbes verweintes Gesicht sah. Sie sah fertig aus. Es waren harte Worte, mit denen die Mutter Özlem mitten ins Herz getroffen hatte. So oft sie auch versuchte vor mir auf stark zu tun, sah ich ihr an, dass sie kurz vor einer Heulattacke war. Ich konnte keine Mädchen trösten, doch mit einer Umarmung würde ich schon recht viel erreichen.
"Sie waren so niederträchtig", flüsterte sie harmlos wie noch nie.
Wie ein kleines Kind, dass vom Fahrrad runtergefallen ist.
Ihre Lippen bebten wie verrückt, sodass ich einfach am Straßenrand anhielt und sie seitlich umarmte.
"Um ehrlich zu sein hab ich sie so vermisst. Am liebsten hätte ich jeden umarmt und-
Sie sprach selbst ab und fing an in meiner Brust zu weinen.
"Ich kann nicht mehr!"
"Ein Leben ohne Eltern ist wie ein Leben ohne Hilfe und Schutz."
"Sag sowas nicht. Du machst dich mit solchen Worten nur selbst fertig", küsste ich ihre Schläfe.
"Wir fahren jetzt einfach ins Hotel, damit du dich ausruhst, okay?"
Langsam nickte sie und entfernte sich von mir.
Schnell suchte ich auf meinem Handy nach ein vernünftiges Hotel und fand schließlich auch eins. Es waren fünf Minuten, die schneller als gedacht vergingen und wir ausstiegen.
"Warte du hier. Ich geh das klären", sprach ich zu ihr, da sie schlapp aussah und man ihr äußerlich schon ansah, dass ihr Blutdruck Minute zu Minute immer mehr sank.
Nachdem ich für uns ein Zimmer buchte, ging ich zu Özlem und forderte sie aufzustehen, doch diesen Gefallen lehnte sie ab und lächelte, als ich sie trug und ins Hotel führte. Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter sie zum Lächeln gebracht zu haben.
Wir legten uns nebeneinander und sprachen noch ein wenig über das, was vorhin passiert ist. Ihr fiel es schwer und im Nachhinein bereute sie auch all die Wörter, obwohl die Familie es verdient hatte. Man sah allein an ihren Augen, dass diese Auseinandersetzung Özlem sehr mitgenommen hatte. Ich befürchtete schon, dass sie die nächsten Tage ihre Augen nicht zudrucken wird. Sie war einfach eher die Person, die viel nachdachte und genau das verschaffte ihr Depressionen.
Mir fiel plötzlich ein Zitat ein, was perfekt zu ihrer Lage passte.
"Vielleicht ist es manchmal besser, etwas mit einem Lächeln loszulassen, statt es ständig mit Tränen festzuhalten."
"Du hast Recht", flüsterte sie und spielte mit meinem Shirt.
"Schlaf jetzt", hauchte ich und berührte kurz ihre Lippen mit meinen, weshalb sie rot anlief und die Decke bis zu ihren Wangen zog.
Danach, als ihre Atemzüge regelmäßig wurden und sie tief schlief, stand ich auf und ging, da ich mich mit einem Kumpel treffen wollte und wir heute Abend feiern gehen würden.
Özlems Sicht:
Durch einen Ruck stand ich auf und sah mich um. Das Ereignis schwirrte sofort in meinem Kopf herum. Anhand meines plötzlichen Aufstehen stellte ich fest, dass ich einen schrecklichen Albtraum hatte, der in Verbindung mit meiner Familie gebracht wurde. Hilfesuchend sah ich mich um, doch entdeckte keinen Erdem, weswegen ich ängstlich unter die Decke kroch und meinen Kopf massierte, um die fürchterlichen Schmerzen loszuwerden. Dabei verlor ich Tränen, was mir die Sache nicht erleichterte. Wo steckte er? Auf der Uhr sah ich, dass wir bereits elf Uhr hatten. So spät, das kann nur heißen, dass er feiern ist. Hier in Köln? Kannte er hier Menschen oder wieso geht er feiern? Vielleicht hatte er auch etwas geschäftliches zu erledigen. Um diese Uhrzeit? Wohl kaum.
Nach weiteren zwei Stunden hörte ich die Tür knacksen und sah geschockt dahin, doch atmete erleichtert aus, als ich Erdem sah.
"Wo warst du?", schoss aus mir, doch als ich den Gestank des Alkohls roch, was sich in Binnen von Sekunden im Zimmer ausbreitete, sah ich mit mulmigem Gefühl zu ihn. Meine Frage hatte sich bestätigt. Er war feiern und sah ziemlich voll vom Alkohol zu sein.
Er legte plötzlich einen Arm um mich und stützte sich mit seinem fast ganzen Gewicht auf mir, was dazu führte, dass ich gegen den Schrank ballerte und wegen dem Griff des Schrankes sich mein Arm einen tiefen Kratzer holte und ich zischte.
Nichtsdestotrotz half ich ihm ins Bett, zog seine Schuhe und Jacke aus und überdeckte ihn mit einer Decke. Meine Wunde wusch ich ab und versuchte das Brennen zu ignorieren. Zum Glück hatte ich mir Pflaster eingepackt, sodass ich meine offene Wunde damit versorgen konnte und mich schlafen legte.
"Ich liebe dich so sehr Özlem", lallte er und war hellwach.
Ich blieb still und drehte ihm den Rücken zu.
"Du bist so schön", sprach er wie ein aufgeregtes Kind und zog jedes Wort in die Länge. Plötzlich presste er mich an sich und küsste meinen Nacken.
"Lass es", schlug ich ängstlich seine Hand weg.
"Weißt du, eigentlich wollte ich dich garnicht als Freundin, weil ich euch Frauen nur ausnutze und keinen Sinn für eine Beziehung sehe."
Mein Atem hielt an und ich konnte nichts weiteres als ihm glauben. Ich meine, wenn man betrunken ist, sagt man doch die Wahrheit oder? War ich einer der Mädchen, die er nur ausnutzte? Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich konnte nichts mehr aus mir bringen, als wären meine Stimmbänder verschnürt. Ich wusste, dass er nicht der Vernünftigste war und auch immernoch nicht ist, doch dass es zu der Zeit kommt, dass er unschuldige Wesen nur ausnutzt war mir neu.
Es war unglaublich, das war sicherlich nur ein Scherz.
"Gute Nacht Engel", lallte er betrunken, küsste mich auf die Schulter und lehnte sich wieder auf sein Platz.
Verwirrt dachte ich stundenlang nach, bis ich weinend automatisch in den Schlaf fiel mit der Frage:"Wird er die nächste Person, die mich enttäuschen wird?"
Erst meine Eltern, dann mein Bruder und jetzt Erdem?
[...]
"Özlem", hörte ich jemanden hektisch nach mir rufen und rütteln.
Müde öffnete ich meine Augen und sah einen ruhelosen Erdem vor mir. Noch einmal spielte sich der gestrige Tag in meinem Kopf ab. Als mich Gizem belogen hat, meine Eltern und ich gestritten haben, als mich mein Bruder geschubst hat und Erdem betrunken ins Zimmer gekommen ist und Mist vor sich hin erzählt hat.
"Ich geh mich frisch machen", sprach ich trocken, nahm meine pinke Kulturtasche und verschwand ins Bad. Seit gestern hatte er mir einen Schrecken eingejagt. Dazu musste ich neben ihm schlafen. Was wäre, wenn er schlimmeres angestellt hätte?
Nachdem ich mich fertig gemacht hatte, verließ ich das Bad und sah Erdem an seinem Handy. Als er mich sah, packte er es in seine Tasche und klopfte auf das Bett, dass ich mich neben ihm setzen soll.
"Was ist?", fragte ich kleinlaut und sah zu Boden.
"Das was gestern passiert ist scheiße man, ich schwörs das war nicht ernst gemeint. Ich kann mich nur an Bruchteile erinnern. Tut mir so Leid, ich hab bestimmt auch bei dir verkackt und du traust mir bestimmt auch nicht mehr, aber-
Plötzlich unterbrach er sich und nahm meine Haare zur Seite, die mein Gesicht seitlich verdeckten.
"Nein Özlem, lüften. Wein nicht", hauchte er und schlung seine Arme um mich.
"Ich hab so Angst, das du der nächste sein wirst, der mich liegen lassen wird", flüsterte ich und umarmte ihn umso stärker.
"Ich hatte die ganze Nacht so Angst. Du warst plötzlich so fremd."
"Versprochen, es wird nicht mehr vorkommen. Wein nicht wegen mir", flüsterte er und wusch meine Tränen weg.
Schwach nickte ich und weinte mich bei ihm aus. Es war einfach die Trauer, die sich von gestern in mir gesammelt hatte. In diesen zwei Tagen hatte ich echt viel geweint, als würde ich einen Rekord aufstellen wollen.
"Warum bist du überhaupt feiern gewesen?", fragte ich entsetzt.
"Meine Freunde hatten mich gerufen."
"Hast du dich geschnitten?", fragte er, als er die Narbe von gestern an meinem Arm sah.
"Das ist wegen dir passiert", meinte ich kühl und klebte das Pflaster vernünftig daran.
"Wie?"
"Bin wegen dir hingefallen und das auf den Griff des Schrankes, was spitz war."
Nochmal entschuldigte er sich und küsste mich fest auf die Wange, was für einen kurzen Juckreiz aufgrund seines Bartes auf meiner Wange führte.
Ich beschloss ein wenig die Stadt zu besichtigen, also nahm ich mir warme Kleidung heraus.
"Ich gehe in die Stadt", rief ich, als ich fertig gekleidet heraus kam.
"Ich komme mit", drängelte er sich an mir vorbei, doch ich lehnte sein Gebot ab.
Ich war wütend auf ihn und wollte einfach nur Abstand. Vorallem was gestern alles passiert ist, konnte ich nicht verdauen.
Nachdem ich ihm klar gemacht hatte, dass ich keinen Babysitter bräuchte und er stattdessen feiern gehen könnte, verließ ich das Hotel und schmunzelte wegen meiner Provokation.
In der Innenstadt kaufte ich mir eine Jeans aus Forever21, mehr nicht.
Allein besichtigte ich die Stadt, durchstöberte Läden und den Rest des Tages verbrachte ich in einem Park, wo nur Wiese zu sehen war.
Ein mulmiges Gefühl durchschaute mich und setzte sich in meinem Magen zusammen.
Als es allmählich dunkel wurde, machte ich mich auf dem Weg zum Hotel und gerade als ich eine Kreuzung überqueren wollte, nahm mir jemand die Vorfahrt.
Erdems Sicht:
"Hier spricht Frau Weber von der Frauen- und Kinderklinik", hörte ich aus der Leitung und ahnte schon, was auf mich zukommen wird.
Verdutzt starrte ich nach vorn, als sie mir berichtete, dass Özlem einen Autounfall erlitten hat. Mehr hat sie mir nicht gesagt, weswegen ich panisch zum Auto rannte und davon fuhr.
Es war meine Schuld, hätte ich sie einfach nicht gehen lassen. Was war ich für ein Arschloch und lasse sie alleine durch die Kölnerstadt spazieren? Innerlich betete ich nur, dass ihr nichts allzu schlimmes passiert ist, denn ich hasste mich jetzt schon, dass ich ihr das angetan habe.
Angekommen fragte ich hektisch nach ihrem Namen und rannte bis zum zweiten Stock, da der Aufzug noch lange brauchen würde.
"265", murmelte ich außer Atem vor mich hin und öffnete die Tür.
"Oh falsches-
Als ich genauer hinsah, erkannte ich hinter dem Mann Özlem, die schwach zu mir sah. Wer war der Mann neben ihr?
Misstrauisch kam ich ihnen näher und stellte mich neben Özlem, die mich nichteinmal anlächeln konnte, da sie schmerzen hatte.
"Wer bist du?", fragte ich höflich mit Eifersucht im Hintergrund.
"Er hat mich zum Krankenhaus gefahren", krätzte Özlem leise, da ihr bewusst wurde, dass es eskalieren würde.
"Deniz", lächelte er freundlich und gab mir seine Hand, die ich schwer schüttelte und ihn analysierte.
"Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass du angefahren wurdest?", fragte ich sie.
"Ich stand paar Meter hinter ihr und obwohl es grün war, hat sie ein Auto mit knapp 20 Km/h angefahren", antwortete schließlich dieser Deniz.
"Nummernschild gemerkt?"
"Nein."
Laut seufzte ich und sah zu meinem Engel, den es nicht prächtig ging.
"Was hast du abbekommen?", fragte ich sie und strich über das Verband an ihrer Stirn.
"Mein Becken und mein Bein sind gebrochen", murmelte sie.
"Und ich hab mir eine Gehirnerschütterung geholt", ergänzte sie und die Wut wuchs in mir.
Welcher Bastard hat sie angefahren?!
Deniz gab uns noch seine Nummer und ich bedankte mich nochmal bei ihm, da er Özlem das Leben gerettet hatte.
Nachdem er ging sah ich entsetzt zu Özlem.
"Hat er dich getragen?", war die erste Frage.
"Man, irgendwie musste er mich ja zum Krankenhaus fahren", verdrehte sie die Augen.
"Naund? Er hat dich angefasst!", protestierte ich.
"Du bist unmöglich. Themawechsel."
"Du bist echt tollpatschig", verdrehte ich lächelnd meine Augen.
"Es war grün!", widersprach sie.
"Wie gehts dir jetzt?", fragte ich sie, was total überflüssig war.
"Kopfschmerzen und ich bin untenrum vergipst."
"Vergipst?", lachte ich.
Vorsichtig zog ich die Decke zur Seite und sie war tatsächlich untenrum nur vergipst. Ihre komplette Hüfte und ihr rechtes Bein waren durch den Gips versteckt. Nur ihr linkes Bein war nackt. Sie tat mir Leid. Harmlos war das schließlich nicht.
"Sieht schlimm aus", verzog ich mein Gesicht und deckte sie wieder zu.
"Ich hätte dich nicht allein lassen sollen", kommentierte ich meine Dummheit.
"Ist jetzt auch egal. Und es ist auch nicht deine Schuld", lächelte sie schwach.
Die Krankenschwester überreichte mir ein Tablett mit Brot und anderem Krims Krams.
Da sie leichte Verletzungen am Arm hatte, fütterte ich sie und anschließend trank sie noch Multivitaminsaft.
Da sie ziemlich kaputt aussah, kam ich zu dem Entschluss einfach zu gehen, da ich sie morgen um Acht besuchen würde und dafür ausgeschlafen sein sollte. Als ich sie zum Schlafen aufforderte und sie recht schnell einnickte, verließ ich das Zimmer und stieg aus dem Aufzug.
Plötzlich lief ihre Cousine Gizem hektisch mit diesem Deniz in meine Richtung und blieb bei mir angekommen stehen.
"Sie schläft", hielt ich sie auf und fragte, was die beiden miteinander zu tun haben. Vorallem was Gizem hier zu suchen hat beziehungsweise woher sie erfahren hat, dass Özlem einen Unfall erlitten hat.
Sie waren Freunde. Was ein Zufall, das ein Freund ihrer Cousine ihr das Leben gerettet hat.
"Sie darf sich nicht anstrengen und glaub mir, bei dir würde sie wieder anfangen Fragen über ihre Familie zu stellen", hielt ich sie wütend auf und sah zu Deniz, der nich allzu viel verstand, was hier vorging.
"Ihr Vater kommt gleich", sagte sie plötzlich und drängelte sich an mir vorbei.

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