~Kapitel 2: Meine Freundin Jacky White~

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(V/N)'s POV

„HEY!", hält meine Mutter mich auf und rennt zur Haustür. „Du hast deine Augenklappe vergessen", sagt sie und händigt mir meine weiße Augenklappe aus. Ich muss dieses Ding schon seit ich denken kann tragen, um mein linkes Auge zu verdecken. Es ist rubinrot und zwei schwarze Punkte, die wie Muttermale aussehen, befinden sich darunter. Warum ich es verstecken soll, weiß ich nicht. Doch beschwert habe ich mich noch nie, da es nicht allzu sehr stört.

Direkt als ich den ersten Atemzug nehme, halte ich mir die Nase zu. Hier riecht es so, als würde hier irgendwo ein toter Körper seit Wochen verwesen. „Oh Mann, ich muss hier weg. Ich sterbe sonst noch", murmle ich angeekelt und beeile mich mit dem laufen. Ich gehe an Mauern mit altem Graffiti, überfüllten Mülleimern und Obdachlosen vorbei. Das bin ich schon gewohnt. Ich wohne in diesem Kaff schließlich schon seit ich sechs Jahre alt war. Vorher haben wir in Japan gewohnt, doch warum wir umgezogen sind, weiß ich nicht. Es war mir aber auch relativ egal. Es scheint so, als würde es wieder zurück an den Start gehen. Es wird sicherlich etwas dauern, bis ich mich wieder an diese Kultur - sowie an die komplett fremde Sprache - gewöhnt habe. Auf welche Schule ich wohl gehen werde? Ob ich dort auch so schnell Freunde finden kann, wie hier?

Ich verlasse die dreckige Gasse und gelange auf den sauberen Fußgängerweg. Da wir nah an der Schule wohnen, muss ich nicht mit dem Bus fahren und kann meine Beinfreiheit in vollen Zügen genießen. Schon um diese Uhrzeit ist hier sehr viel los. Klar, ist ja auch das große New York City. Die Schule ist nur zehn Minuten zu Fuß von meinem zu Hause entfernt, weshalb ich in kalten Wintern schnell wieder ins Warme komme, nachdem ich das Haus verlassen habe. Ich laufe mit ganz vielen anderen Leuten über den Zebrastreifen, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Ich gehe den Weg entlang und das Schulgebäude kommt in Sicht, als ich um die Ecke des Krimskrams-Ladens biege. Ich betrete den Schulhof und halte nach Jacky Ausschau. Doch auch nach ein paar Malen nach links und rechts blicken, sehe ich sie immer noch nicht.

„Suchst du mich?", höre ich jemanden plötzlich sagen, der hinter mir steht. Ich erschrecke mich etwas und drehe mich um und begrüße Jacky lächelnd. Jacky hat schwarze lange Haare, blutrote Augen, und ist 1,65 Meter groß. Am meisten stechen ihre tiefen Augenringe heraus, die Jacky schon hatte, als ich sie kennengelernt habe. Heute trägt sie ein T-Shirt, einen Rock, der ihr bis über die Knie geht und einen dazu passenden Gürtel und coole Schuhe. Alles natürlich schwarz gehalten. Sie ist ein Vampir. Aber nur ein halber Vampir, sonst würde sie im Sonnenlicht brennen, wie eine lebendige Fackel. Ihr Vater ist ein Vampir und ihre Mutter ein Mensch. „Hey, Jacky! Hab dich schon vermisst." „Sorry. Wollte mir auf dem Hinweg noch ein paar Mini-Schoko-Croissants holen. Willst du welche?", bietet die Schwarzhaarige mir an und hält eine durchsichtige Tüte mit dem Gebäck hin. „Nice, danke!", bedanke ich mich fröhlich und nehme mir ein Mini-Croissant heraus.

„Ich habe gehört, wir bekommen einen neuen Schüler", berichtet Jacky mir und macht sich mit mir auf den Weg ins Schulgebäude. Während sie das erzählt, klingt sie richtig gelangweilt. Wie immer. „Einen neuen Schüler? Weißt du, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist?", erwidere ich neugierig darauf und esse das Gebäck mit wenigen Happen auf. „Keine Ahnung. Als ich die Lehrer belauscht habe, sagten sie nicht den Namen. Wir werden uns wohl überraschen müssen", antwortet Jacky und hält mir die Tür zum Gebäude auf. Ich betrete die Schule und schaue mich auf gut Glück nach einem fremden Gesicht um, doch es ist einfach zu voll, um irgendwen neues auszumachen.

Wir machen uns auf den Weg zu unseren Spinden, um die Bücher zu verstauen, die wir in den folgenden Fächern benötigen. „Hoffentlich ist der neue Schüler nicht so eine Karen. Oder noch schlimmer: Ein Chad. Solche haben wir schon genug an der Schule", sage ich hoffend und packe mein letztes Buch in meinen Spind und verschließe es. Ein Chad hat mich zwar noch nie angesprochen - dafür bin ich viel zu normal und unauffällig - doch hat einer schonmal Jacky's Bücher ohne Grund aus der Hand geschlagen. Das war nicht sehr cool. Oder wird Garry - dem Streber der Klasse - auch öfters von Daniel - dem größten Chad der Schule - herumgeschubst und dazu gezwungen, seine Hausaufgaben zu machen. Wogegen sich der arme natürlich nicht wehren kann. Ein Mal habe ich Daniel gebeten, es einfach sein zu lassen, aber gebracht hat es nichts.

Ich und Jacky begeben uns schon vor dem Klingeln zum Raum - wo wir gleich Philosophie haben - so wie wir es immer machen. Wenn wir den Unterrichtsraum so früh betreten, müssen wir zwar Garry's nerviges Strebergerede ertragen, doch es ist auf jeden Fall besser, als von einem Haufen stinkender Menschen umgeben zu sein und bei der Lautstärke in den Fluren fast taub zu werden. Wir beide laufen die Treppe zum zweiten Stockwerk hoch. Wir gehen durch die Tür, die sich am Ende des linken Ganges befindet und setzen uns auf unsere Plätze, die sich in der Mitte befinden. Ich stelle meinen Rucksack neben mich hin und schaue Richtung Garry's Tisch. Er ist besetzt, doch nicht von Garry. Ist das etwa der Neue?

„Hey, du da!", spreche ich den Typen in der ersten Reihe an. Er dreht sich um und sieht mich fragend an. „Bist du der Neue?", frage ich ihn mit einem breiten Lächeln. „Ha! Ich wusste, dass ihr mich nicht erkennen würdet!", erwidert der Typ amüsiert darauf und klatscht ein Mal in die Hände. Er hat weiße Haare, die er zur Seite gestylt hat, grüne Augen und trägt ein schwarzes T-Shirt mit einer zerfetzten Jeans. Zusätzlich trägt er noch eine Brille, die der von Garry sehr ähnlich sieht. Das kann doch nicht sein... Das ist unmöglich! „G-Garry?! Sag mir nicht, dass bist du!", rufe ich komplett verwirrt aus und reibe mir die Augen, um sicher zu gehen, dass das Ganze hier doch keine Illusion ist.

„Ich bin's aber! Sehe ich nicht GUT aus? Jetzt werden sich ganz bestimmt alle Mädchen auf mich stürzen! Ha Ha! Ich werde aber alle ablehnen, weil es denen hier nur ums Aussehen geht!", lacht der hübsche Garry schadenfroh und verschluckt sich an seiner eigenen Spucke. Der alte Garry hatte helle blonde Haare, die flach auf seinem Kopf lagen und helle braue Augen. Getragen hat er immer typische Streberklamotten, wie Hosenträger und hässliche karierte Hemden. Und seine Stimme war sehr hoch und nervig. Gestottert hat er zwischendurch auch, doch jetzt ist sie tiefer und man hört ihn gerne reden. „Aber warum siehst du denn so aus? Hat jemand die ein Flash-Makeover verpasst?", fragt Jacky ihren Klassenkameraden neugierig.

„Sowas in der Art. Vorhin - als Daniel mich mal wieder attackiert hat - ist so ein Typ aufgekreuzt und hat mir aus der Patsche geholfen. Er hat gesagt, ich würde wie ein „Spoiled Nerd" aussehen und hat mich in einen neuen Menschen verwandelt. Ihr werdet gleich sehen, was er mit DANIEL gemacht hat! Das wird so witzig, ich sag's euch!", antwortet Garry und reibt sich voller Vorfreude seine Hände.

~ Bakugo x fem!Reader ~ Der Fluch des schwarzen SchlangendrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt