Neues Leben, Neues Chaos. | Dner & izzi

Kapitel 41: 'Komm bitte zum Rheinufer. Bitte rede nicht..'

Ich hasse diese behinderte, scheiß V*tze. Ich hasse sie. Ich hasse mich. Ich hasse die ganze Welt. Ich strich mir die Tränen weg. Ich wollte wenigstens jetzt stark aussehen. Ich wusste noch nicht wohin, aber zurück geh ich sicher nicht. Dann tut es mit auch leid für Alex, aber ich kann nicht mit dieser Frau zusammen wohnen. Auch wenn es nur für ein paar Tage ist. Das was sie eben gemacht hat, das werde ich ihr nie verzeihen. Ich wollte nicht dass es rauskommt, schlimm genug das Felix weiß, dass meine Mutter tot ist. Auch wenn er nicht weiß, wie sie gestorben ist. Ich will jetzt weg von dieser Wohnung, ich beschloss in Richtung Rhein zu gehen. Und nein, ich habe nicht vor mich von einer Brücke zu stürzen. Ich will mich an das Ufer setzen und nachdenken. Über alles. Mal wieder.

Ich setzte mich hin und schaute auf den Rhein. Es ist noch vormittag, deswegen sind nicht viele Menschen da. Ich schaute eine ganze weile einfach nur auf den Rhein, irgendwann kam wieder der Gedanke dass ich nachdenken wollte. Will ich in Köln bleiben? Ich schäme mich so sehr. Ich schäme mich für meine Mutter. Andererseits möchte ich eigentlich nicht weg. Köln ist wunderschön. Alex ist toll. Ich möchte nicht weg von ihm. Aber ich möchte ihn auch nicht mehr sehen. Zumindest gerade. Außerdem gibt es auch noch Felix. Er ist auch toll. Auch von ihm möchte ich nicht weg.

Ich kann aber nicht zurück zu Alex. Was denkt er wohl über mich? Ich bin die Tochter von einer Frau, die es nicht hinbekommen hat ihr einziges Kind nach ihren Wünschen zu erziehen und deswegen drogensüchtig wurde.. und starb. Mir liefen wieder Tränen über die Wangen. Ich hasse meine Mutter. Ich hasse meine tote Mutter. Hätte sie nicht auch früher abhauen können? Wie mein Vater. Wieso lässt sie mich nach so was alleine? Wieso hat sie sich eine Überdosis gegeben? Wegen meiner Mutter war mein Leben vor 4 Monaten total scheiße. Der einzige der für mich da war, war Florian. Aber ich liebe ihn nicht mehr. Und dann sollte ich nicht mit ihm zusammen sein. Das wäre unfair. Ich merkte wie bei meinen Gedanken, mein weinen stärker wurde. Ich will nicht alleine sein. Auch wenn ich nicht reden möchte, schrieb ich ihm.

'Hast du gerade Zeit?'

Er war online, nach nicht mal einer Minute kam die Antwort.

'Ja, was gibts? :D'

'Komm bitte zum Rheinufer. Bitte rede nicht..'

'Ist was passiert? Ich bin gerade in der Nähe, ich bin in 5 Minuten da.'

So. Jetzt musste ich mich nur noch in 5 Minuten beruhigen. Bevor Felix, hoffentlich alleine, kam. Ich weiß dass es nicht gut ist, Felix da mit rein zu ziehen. Aber ich will nicht alleine sein. Ich war die letzten 4 Monate in so einer Situation oft genug allein. Bei dem Gedanken kam mir ein Bild in den Kopf. Ich, weinend in irgendeiner Ecke. Kopf auf den Knien, damit mich niemand erkennt. Ich hasse es, wenn jemand sieht wenn ich weine. Ich finde, dass zeigt Schwäche und ich will nicht schwach rüber kommen. Schlimm genug, dass mich die Leute 'süß' oder 'niedlich' finden, weil ich klein bin und dazu noch ein ziemliches Babyface habe.

Ich versuchte mir einzureden, dass ich mich beruhigen soll. Je mehr ich das dachte, umso mehr musste ich weinen. Ich drückte meinen Kopf an meine Knie und ließ es aus. Nur ganz kurz. Jeden Moment wird Felix hier sein und ich möchte nicht dass er mich nochmal so sieht. Es reicht dass er mich schon an dem Abend wo wir uns geküsst haben, in einem Zustand den ich als 'schwach' betiteln würde, gesehen hat. Ich weine zwar immer noch, mein Kopf liegt auch noch da wo er eben lag aber ich habe mich ein wenig beruhigt. Leider nicht schnell genug, denn genau in dem Moment hörte ich wie ein Stückchen weiter hinter mir, Schuhe auf den Kies traten und ich konnte schon

„Lina?", hören. Was hat Felix den für ein Zeitgefühl? Wenn ich sage 'Ich bin in 5 Minuten da', meine ich damit keine 3 Minuten. Ich hab mich noch nicht genug beruhigt, mir war klar dass sich das in den nächsten 5 Sekunden nicht ändern würde. Ich stand auf und rannte Felix in die Arme. Zu meinem Glück, ist er alleine da. Er musste einen Schritt zurückgehen, weil ich ihm in die Arme rannte. Er strich mir beruhigend über den Rücken. Ich löse mich etwas aus der Umarmung und schaue ihn an.

„Danke, dass du da bist."

„Nichts zu danken. Aber was ist den?", fragte er besorgt.

Ich schaue ihn an und drücke mich wieder an ihn. Ich möchte ihm noch nicht sagen, was passiert ist. Ich will erstmal nicht mehr so viel heulen, dass ist jetzt wichtiger.

Ich bin stolz auf mich, ich hab mich voll schnell beruhigt.

Wir sitzen jetzt am Rheinufer und ich schaue auf den Rhein. Ich merke wie Felix mich hin und wieder anschaut. Ich will ihn auch nicht zu lange warten lassen, ich schaue kurz runter, atme durch und schau wieder hoch.

„Alex' seine Mutter ist da. Sie hat ihm gesagt, dass meine Mutter tot ist."

„Woher weiß sie das?", fragt er leise.

„Sie ist die Leiterin von dem Heim wo Kai drin ist. Also auch von dem, wo ich drin war.."

„Die Mutter von Alex ist deine alte Heimleiterin?", fragte er überrascht.

„Ja.", bestätigte ich es.

„Ich weiß, dass beruhigt dich jetzt nicht wirklich... Aber er hätte es wahrscheinlich sowieso irgendwann rausgefunden."

„Ich weiß. Es ist ja auch nicht so schlimm, dass er weiß das sie tot ist.."

„Sondern?"

„Das es seine Mutter ihm gesagt hat und nicht ich. Außerdem..", ich verstummte.

„Außerdem?", fragte Felix.

Ich weiß nicht ob ich ihm das sagen soll. Also, wie meine Mutter gestorben ist. Es ist irgendwie seltsam, ich hab so im Gefühl dass ich Felix fast alles erzählen könnte. Das ich ihm vertrauen kann. Sowas hatte ich ewig nicht mehr, bei niemandem.

„Außerdem wollte ich nicht, dass irgendjemand weiß wie sie gestorben ist..", sagte ich leise. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich schaute wieder runter. Im Augenwinkel sehe ich, wie Felix mich anschaut.

„Keine Sorge. Du musst es mir nicht sagen..", sagte er nach einer kurzen Zeit.

Eine Träne lief mir die Wange runter. Ich atmete tief durch.

„An einer Überdosis.", ich sagte es so leise, dass man es kaum verstanden hat. Ich schaue ihn nicht an, ich will seine Reaktion nicht sehen.

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Oh Oh, was hättet ihr an Lina's Stelle gemacht? Lasst mir Feedback da. <3

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