028 BUCH SECHS - Cieran

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"Zuerst...", begann Dyana, setzte sich auf ihren Stuhl vor dem Kamin und überließ uns damit indirekt die Wahl, ob wir stehen bleiben oder uns auf den Boden setzen wollten, "müsst ihr lernen, als eine Einheit zu funktionieren. Auf dem Schlachtfeld dürft ihr nicht Drache und Reiter sein, ihr müsst beide die Hälfte eines Ganzen sein."

"In Tofania hat das ganz gut funktioniert", bekannte Ladon.

Seine Blicke ruhten auf mir, wir waren beide viel zu emotional, um Dyana wirklich zuzuhören.

Das bemerkte sie auch, sie seufzte ungeduldig. "So macht das keinen Sinn."

Ich senkte den Blick, sah aber ein, dass sie Recht hatte.

"Bitte, macht den Rest des Tages einfach, was ihr wollt. Aber solltet ihr morgen immer noch so... abgelenkt sein, werfe ich euch eigenhändig den Schacht hinunter." Bekräftigend tippte sie auf ihren Arm. "Diese alten Knochen haben noch Kraft."

Dyanas Angebot folgend war ich mit Ladon bis hinauf aufs flache Dach des zweistöckigen Hauses gegangen. Das Klima war tragbar, die hohen Berge schützten vor kalten Winden, die geographische Lage Nar-Sciaths trug dazu bei, ein gewisses Maß an Wärme zu bewahren. Aber auch so kam es mir vor, als würde eine Wärme von der Stadt ausgehen. Wie eine wärmende Aura, nur eine, die nicht sichtbar war.

Hier lagen wir nun, nebeneinander, die Hände ineinander verschlungen, und schwiegen uns an, wahrscheinlich eine gute Stunde lang. Doch es fühlte sich gut an. Für den Moment war es in Ordnung, nichts zu sagen.

"Er hat mich einfach gehen lassen, weißt du?", brach ich nach einer Weile das Schweigen.

"Der Kopfgeldjäger?"

"Adrastos. Ja", bestätigte ich, hatte den missgünstigen Ton in Ladons Stimme nicht überhört. Ich verstand seine Abneigung, immerhin hatte er mich entführt. Aber am Ende hatte er mich gehen lassen - und Mitleid bewegte mich, wann auch immer ich an ihn dachte.

"Hoffentlich ist er jetzt tot", knurrte Ladon, ich drückte seine Hand. "Ich hoffe, dass er sie gefunden hat."

"Du meinst die Frau mit der Goldmaske, die dich umbringen lassen wollte?", entgegnete Ladon, ein wenig Spott schwang mit seiner Aussage mit.

"Ich verstehe ebenso wenig wie du, was ihre Beweggründe sind. Aber sie muss welche haben. Sie steckt hinter allem, sogar hinter Dynions Zerstörung."

"Sie ist eine Killerin", erwiderte Ladon.

"Vielleicht."

"Ich liebe dich."

"Ich dich auch."

"Also, wer ist die alte Dyana nun?", erkundigte Ladon sich und fuhr mit den Fingern durch meine Haare, streichelte sanft meinen Kopf.

"Sie ist eine Reiterin. Aber ihren Drachen hat sie offenbar schon verloren. Viel mehr kann ich dir auch nicht über sie sagen", antwortete ich ratlos.

"Davor hatte ich Angst, weißt du?" Ladons auf einmal brüchig gewordene Stimme verunsicherte mich, ich drehte meinen Kopf zu ihm, statt in den blauen Himmel sah ich nun in seine leuchtenden Augen.

"Wovor?"

"Davor, dich nicht wiederzusehen. Ich wusste, dass du noch lebst. Aber ich hatte Angst, dass dieses Gefühl irgendwann einfach verschwinden würde. Wie eine Kerze, die ausgepustet wird. Nur dass diese Kerze alles ist, was mein Feuer vom Erlöschen abhält."

Ich holte aus und rollte mich auf Ladon. "Jetzt sind wir wieder zusammen."

Er legte seine Arme um mich, drückte mir kurze Küsse auf den Hals.

"Hat Asena dir gesagt, wohin ich gegangen bin? Ich hatte ihr einen Zettel dagelassen, für dich. Damit du weißt, dass ich wirklich da war."

"Es gab ein paar Komplikationen. Aber am Ende hat sie es mir gesagt, ja."

"Komplikationen?", hakte ich nach.

"Lass uns jetzt nicht darüber reden. Jetzt sind wir hier, nur wir, und müssen uns den Rest des Tages über nichts mehr Sorgen machen, was im Rest der Welt passiert."

"Nur wir", bestätigte ich bereitwillig, auch wenn ich mir kurz Gedanken darüber machte, was für Komplikationen es gegeben haben könnte. Aber ich vertraute darauf, dass Ladon es mir erzählen würde, wenn es wirklich wichtige Dinge waren.

"Nur wir", wiederholte Ladon noch einmal, ich richtete mich auf, saß grinsend auf seinem Schoß. Seine Hände glitten an mir hinunter, hielten mich jetzt an der Hüfte.

"Mir fällt eine Menge ein, was wir tun könnten, ohne zu reden", gestand ich, heiße Wellen schossen durch meinen Körper bis in meine Wangen.

"Ach ja? Was denn?", fragte Ladon, ein freches Funkeln in seinen Augen.

Ich biss mir auf die Unterlippe, legte den Zeigefinger auf Ladons Brust und glitt langsam abwärts, während ich meinen Unterleib provokant gegen seinen presste.

Ehe ich mich versah, hatte Ladon mich von ihm gedrückt, nur um den Platz über mir einzunehmen. "Solche Dinge meinst du also."

Ich schluckte und nickte nur, dann küsste er mich. Ich war hart, er war es auch, und seine Finger fanden den Weg unter mein Hemd. Dort angekommen, löste Ladon unseren Kuss für einen Moment, um es mir auszuziehen.

Dann musterte er mich und fuhr mit den Fingerspitzen über meinen Brustkorb und den Bauch, wo sich meine Rippen noch immer deutlich abzeichneten.

"Du bist dünn geworden. Isst du nichts?", fragte Ladon besorgt, die glühende Spannung zwischen uns wie vom Wind verweht.

"Doch", antwortete ich wahrheitsgemäß, "aber nicht viel. Ich... Der Elf verfolgt mich und... ich habe einfach nicht mehr viel Appetit."

Bis zu diesem Moment hatte ich mir das selbst nicht eingestanden, hatte mein Essverhalten auf die Sehnsucht nach Ladon, auf den Stress der Reise geschoben, aber das war es nicht.

"Dann besorgen wir dir was zu Essen", konterte Ladon, dann verschwand die Sorge wieder aus seinem Gesicht und er grinste. "Und zuerst machen wir weiter, wo wir gerade aufgehört haben."

Er senkte seinen Kopf zu mir hinunter, seine Zunge glitt von meinem Hals über meine Brust abwärts. Ich lehnte den Kopf zurück und grinste. In diesem Moment waren wirklich nur wir.

Legenden von Patria - Der Baum der GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt