033 BUCH SECHS - Ladon

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"Ihr wirkt so beflügelt heute morgen", bekannte Dyana, als wir am Morgen vor dem Kamin saßen, in dem ein kleines Feuer prasselte. Dyana saß auf einem hölzernen Stuhl, während Cieran und ich auf einem rauen Teppich saßen, eng beieinander, unsere Hände ineinander verschränkt.

"Ich hoffe mal, das liegt nicht an diversen nächtlichen Aktivitäten", fügte sie dann noch hinzu.

Cieran und ich sahen uns einen Moment an, schmunzelten leicht, bevor wir uns wieder an Dyana wandten.

"Nein, daran liegt es nicht, Dyana", sagte Cieran.

"Dann klärt mich auf. Gedanken lesen kann ich schließlich nicht und darüber bin ich auch heilfroh. Eure Blicke, mit denen ihr euch manchmal beglückt, reichen mir durchaus."

Cieran senkte etwas peinlich berührt den Blick, weshalb ich begann, von Cystenian zu berichten.

"Ich kann mir einfach nicht erklären, was er damit gemeint hat", beendete ich schließlich meine Ausführungen und blickte nachdenklich ins Feuer.

Dyana war ungewöhnlich still geworden, während ich gesprochen hatte und als ich sie einen Moment später wieder ansah, hatte sich ein Schatten über ihren Ausdruck gelegt.

"Du weißt etwas, oder?", fragte Cieran.

Dyana schwieg, starrte abwesend ins Kaminfeuer.

"Wenn du etwas weißt, dann sag es bitte", bat ich sie, wollte nicht immer auf Antworten warten müssen.

"Ich denke nicht, dass ich das kann", antwortete Dyana, ihre Stimme leise und matt.

"Dyana, bitte. Ich bin es leid, ständig auf Antworten zu warten."

Ich klang nicht gereizt, obwohl ich es war. Wieso konnte man mir nicht einfach von vorne herein klare Antworten geben?

Dyana richtete ihren Blick auf mich, betrachtete mich für einen Moment schweigend, bevor sie ihre Hand zu mir streckte.

"Gib mir deine Hand, Ladon", sagte sie und ich gehorchte, legte meine Hand auf ihre. Dann wartete ich ab, was nun geschehen würde. Würde sie mich an ihren Emotionen teilhaben lassen?

Doch das tat sie nicht, sondern legte nur ihre andere Hand über meine.

"Du hast recht, ich sollte dir eine Antwort nicht verwehren. Auch wenn es mir nicht leicht fällt, darüber zu sprechen und ich erst recht nicht weiß, wo ich anfangen soll", setzte Dyana an.

"Vielleicht mit Cystenians Worten. Also, was genau er mit damals meinte", schlug Cieran vor, der Dyana ebenso gespannt ansah wie ich. Die nickte und seufzte. Was war es nur, das sie bisher vor uns verborgen hatte?

Legenden von Patria - Der Baum der GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt