031 BUCH SECHS - Ladon

14 1 0
                                    

Der Schmerz in meinem Hinterkopf war furchtbar, ließ die Flammen unseres Bandes fast erlöschen.

Ich musste mich zwingen, meine Flügel ausgestreckt zu lassen, um nicht abzustürzen. Ich schüttelte den Kopf, in der Hoffnung, der Schmerz würde nachlassen, brüllte auf.

Tatsächlich ließ der Schmerz ein wenig nach, ich konnte wieder klarer denken.

Panik stieg in mir auf, als das Band zu Cieran auch danach nicht wieder Feuer fing. Ich spürte sein leichtes Gewicht nicht mehr auf meinem Rücken.

Ich hatte ihn verloren!

Ich brüllte wieder, wollte nach ihm rufen und riss meinen Körper herum. Sofort legte ich meine Flügel an, ging in den Sturzflug über.

Meine scharfen Augen suchten den düsteren Schacht ab, entdeckten Cieran schließlich.

Noch mehr erschrak ich, als ich bemerkte, dass er die Augen geschlossen hatte, auf mein erneutes Brüllen nicht reagierte. Offenbar hatte er das Bewusstsein verloren.

Ich schlug mit den Flügeln, sah den Boden am Ende des Schachts immer näher kommen. Einen Sturz aus einer solchen Höhe würde Cieran niemals überstehen, ich musste ihn vorher erreichen.

Ich gewann an Geschwindigkeit, raste immer schneller auf Cieran zu. Ich musste es schaffen! Ich musste ihn fangen!

Noch einmal schlug ich mit den Flügeln, dann legte ich sie an, wie ein Pfeil schoss ich durch die Luft.

Der Boden kam immer näher, Cieran reagierte immer noch nicht.

Ich spürte wieder den Schmerz in meinem Kopf, kämpfte dagegen an. Ich durfte den Fokus nicht verlieren!

Ich streckte meine Krallen aus. Fast hatte ich es geschafft, fast hatte ich Cieran erreicht. Nur noch ein kleines Stück näher.

Mein Herz pochte vor Angst und Anstrengung, Adrenalin schoss durch mein Blut, ließ mich den Schmerz in meinem Hinterkopf ausblenden.

Meine Krallen schlossen sich so vorsichtig wie möglich um Cierans Körper, keine Sekunde später riss ich meine Flügel auseinander um unseren Fall zu bremsen.

Ich schaffte es nicht, uns vor einer unsanften Landung zu bewahren, doch immerhin schlugen wir nicht mit voller Geschwindigkeit auf dem harten Boden auf.

Kaum hatte ich mich nach unserer Bruchlandung wieder gefangen, wandte ich mich Cieran zu, stupste ihn vorsichtig an. Düstere Erinnerungen schossen durch mein Gedächtnis von dem Abend, als Cieran angeschossen wurde und beinahe gestorben wäre.

Ich brummte leise, seinen Name konnte ich ja nicht sagen und stupste ihn wieder an. Er lebte noch, sein Atem war normal, ebenso sein Herzschlag. Aber er blieb bewusstlos.

Als er auch nach einigen Minuten nicht aufwachte, hob ich ihn erneut vorsichtig hoch und stieß mich dann vom Boden am, flog den Schacht nach oben.

Dyana konnte ihm sicher helfen. Sie musste einfach. Noch einmal so viel Angst und Sorge um Cieran wie damals, als er angeschossen wurde, könnte ich nicht ertragen.

Als ich schließlich den Schacht hinter mir gelassen hatte, sah ich mich nach Dyana um, doch offenbar waren wir weit in das Höhlensystem hineingeflogen.

Ich flog etwas ziellos durch die großen Höhlenräume und Gänge, bis ich das Rauschen des Flusses hörte.

Der Wasserfall! Dort hatte Dyana uns in den Abgrund gestoßen.

Ich fand den Fluss schnell, folgte ihm bis zum Wasserfall und flog dann nach oben. Tatsächlich saß Dyana seelenruhig auf einem Felsen und wartete.

Ich landete und legte Cieran sanft ab, beugte sofort meinen Kopf zu ihm, um nachzusehen, wie es ihm ging.

Legenden von Patria - Der Baum der GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt