"Hast du eine Ahnung, was du gerade getan hast!?", fuhr ich Asena an, gab mir nicht einmal die Mühe, das bedrohliche Knurren in meiner Stimme zu unterdrücken.
Gerade erst hatten Cieran und ich uns nach den Ereignissen in Asarion und danach wieder versöhnt, aber jetzt war alles was wir uns verziehen hatten, alles was wir uns versprochen hatten in sich zusammengefallen wie ein Kartenhaus im Wind. Ich war verletzt und wütend, in einem Moment wollte ich weinen, im nächsten Moment schreien und die übrigen Ruinen einreißen.
"Was ich getan habe? Das meinst du doch wohl nicht ernst?", entgegnete Asena. Auch sie war aufgebracht, nur bedrohte ihre Wut nicht das Leben jedes einzelnen, der sich in Dynion befand.
Ich drehte mich zu ihr um, die Hände zu Fäusten geballt, meine Augen brannten von Tränen. Ich spürte das Feuer in meinem Blut und wie es versuchte, auszubrechen. Nein, das durfte nicht passieren, vor allem nicht hier.
Asena sah mich trotzig an, ihre Augen zeigten mir, wie durcheinander sie war. In ihnen wütete ein Sturm an Emotionen, der gar kein Ende zu nehmen schien.
"Du hättest alles sagen können. Wirklich alles, nur nicht das!", sagte ich, meine Stimme bebte von meinem verzweifelten Versuch, meine Tränen zurückzuhalten. Ich wollte nicht vor ihr weinen, mich so völlig vor ihr bloßstellen.
"Ach ja? Hätte ich etwa sagen sollen, dass du mit mir geschlafen hast!?"
Ich schwieg, konnte nichts dagegen einwenden. Im Grunde hatte sie recht, es hätte Cieran nur noch mehr verletzt, wenn sie mir das vorgeworfen hätte, während er daneben stand. Doch es tat weh, wie sie es sagte. Als hätte ich sie nur benutzt.
Asena lachte bitter auf, als ich weiterhin keine wirkliche Reaktion zeigte.
"Du warst schon immer ein Herzensbrecher, Ladon", meinte sie dann, "Warst du wirklich so naiv zu glauben, bei Cieran wäre das anders?"
Ihre Worte trafen mich wie ein Schlag mit einer eisernen Faust. Erst in mein Gesicht, dann in den Magen, dann schloss sich die eiserne Faust um mein Herz.
War das mein Leben, mein Schicksal? Der ewige Herzensbrecher.
Es stimmte schon, als ich älter wurde, hatte ich mit ein paar Mädchen und Jungen etwas angefangen, aber es schließlich wieder beendet. Nicht wenige waren traurig und enttäuscht darüber gewesen, doch für mich hatten die Kinder immer oberste Priorität gehabt. Oder war das nur ein vorgeschobener Vorwand gewesen und ich war einfach nicht bereit für etwas wirklich festes, würde es nie sein?
Ich wollte es nicht, wollte niemandem mehr das Herz brechen. Ich wollte mit Cieran zusammen sein, als Drache und Reiter und als Paar, ganz egal, was man von uns dachte oder sagte.
"Ich liebe ihn", gab ich schließlich zurück.
"Natürlich. Und ich bin dir völlig egal. Ich, die zusammen mit dir aufgewachsen ist. Ich, die immer für dich da war. Ich, die dich geliebt hat, trotz des gefährlichen Feuers in deinem Blut. Ich habe dir alles gegeben, Ladon, alles. Mein Vertrauen, meine Freundschaft, meine Liebe. Selbst meine Unschuld, verdammt nochmal! Ich habe Varric sogar ins Gesicht gelogen, weil du keine große Sache aus unserer Nacht machen wolltest! Und jetzt rennst du natürlich dem merkwürdigen Jungen nach, der uns aus den Schatten beobachtet und ein paar Mal Essen gebracht hat, während ich wie Luft für dich bin!"
Überrumpelt sah ich sie an, kam aber nicht zu Wort.
"Wenn du meine Liebe schon nicht erwiderst, dann hör wenigstens auf mit meinen Gefühlen zu spielen und sei zumindest ein bisschen dankbar für das, was ich dir alles gegeben habe und immer noch geben würde, wenn du mich nicht so beschissen behandeln würdest!"
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Legenden von Patria - Der Baum der Götter
FantasyDIESES BUCH IST DER ZWEITE TEIL IN DER "Legenden von Patria"-REIHE. Die erste Schlacht wurde geschlagen und der erste Sieg gefeiert. Doch damit ist der aufkommende Krieg nicht beendet. Obwohl Levian vernichtend geschlagen wurde, fährt er mit seinen...