36: Gefahr an Halloween II

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Mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen schritt Zuko zur angelehnten Zimmertür von Jimin und Taehyung, in ihrer Hand ein kleines Fläschchen mit dem wohl stärksten Gift der Welt - eine effektive Waffe, mit der man seine Feinde ganz leicht um die Ecke bringen konnte.

Um Taehyung nicht gleich misstrauisch werden zu lassen, hatte sie ihm einen Zettel dazu gelegt:

"Lieber TaeTae,

ich hoffe, dass meine leichtfertige Aktion dein Vertrauen in mich nicht allzu sehr zerstört hat. Als kleine Entschuldigung habe ich dir meinen besten Zaubertrank da gelassen - ein Mittelchen, welches du selbst auf dem Weg ins Jenseits nicht so schnell vergessen wirst...

Küsschen, Zuko

Zuko hatte schon von Anfang an gewusst, dass Kim Taehyung einer dieser ekelhaften Halbblüter war, die ihre Familie so sehr verabscheute und irgendwann unbedingt aus dem Weg haben wollte.

Ihr Vater hatte von einem grausamen Krieg gesprochen, der bald über diese und jene Dimension hinter dem Schleier herein brechen und alle vernichten würde, die es wagen sollten, gegen sie zu sein.

Bis dahin musste der Sha - Clan sich vorbereiten, Allianzen schmieden, andere Magier finden, die sich ihrer Vorstellung einer reinen Welt ohne Mischlinge, Menschen oder Geschöpfe mit Freuden anschließen würden.

Sie wollten die Welt säubern von all dem, was die Hexenehre schon seit Ewigkeiten besudelte.

Und Zuko würde den ersten Schritt dazu tun.

"TaeTae!", säuselte die Blutsschwester und klopfte gegen die Tür, ohne zu zögern, trat Zuko über die Schwelle in das leere Zimmer.

"TaeTae, wo bist du denn? Ich habe dir was mitgebracht, damit du morgen nicht so aufgeregt bist - TaeTae, Schluss mit dem Verstecken!"

Zuko wurde ungeduldig, zog die Vorhänge beiseite, schaute sogar unter dem Bett nach.

Keine Spur von Taehyung...wo mochte er bloß stecken?

Gerade wollte Zuko ihre Kristallkugel befragen, wo Taehyung sich aufhielt, da riss sie ein lautes Krächzen aus den Gedanken.

Auf dem Fensterbrett hockte ein pechschwarz gefiederter Rabe und starrte die Blutsschwester neugierig an, Zuko legte den Kopf schief:

"Wer bist denn du, kleines Vögelchen? Du kommst mir irgendwie bekannt vor..."

Der Rabe krächzte erneut, dichter Nebel umhüllte seine Gestalt und seine Augen begannen blutrot zu glühen - da dämmerte es ihr.

"Der Schwarze Schwan ist also doch kein Märchen...", hauchte Zuko, verbeugte sich hastig vor dem anmutigen Tier.

"Seid gegrüßt, oh Herrscher der Unterwelt. Ich stehe tief in eurer Schuld, dafür dass ich euch nicht zu erkennen gewusst habe - sagt, was kann ich für euch tun?"

Eine grollende Stimme ertönte in Zukos Kopf, machte sie ganz schläfrig und dennoch war ihr Verstand wie aufgeweckt.

"Töte den Mischling erst, wenn die Zeit reif ist. Der Blutmond ist noch nicht erwacht, das Tor ist noch geschlossen. Doch schon bald werden ich und meine Untertanen frei sein und endloses Chaos in beiden Welten verbreiten, so viele gemarterte Seelen verspeisen...niemand wird uns aufhalten können!"

Der Schwarze Schwan lachte, was sich in Zukos Ohren fast wie ein Donnerschlag anhörte - durchdringend und unvorhersehbar.

"Diese Nacht wird ein wahres Freudenfest werden - ein Freudenfest des Gemetzels, meine Kleine!"

Auf der anderen Seite des Portals herrschte reges Treiben.

Kinder liefen lachend umher, hatten sich als Ghule, Vampire oder auch Zombies verkleidet und sackten an unzähligen Türen Berge von Süßigkeiten ein.

Passend zum schaurig - schönen Fest war jedes Haus mit künstlichen Spinnweben, Grabsteinen oder sogar einer Nebelmaschine ausgestattet worden, die den vorbei ziehenden Fabelwesen jedesmal einen ordentlichen Schrecken einjagte.

Jimin, Taehyung und Suga landeten etwas abseits vom Gedränge der Kinder und die junge Hexe blickte sich fasziniert um.

"Deine Welt ist mit einem Fluch belegt worden!", rief Jimin entsetzt, als er einen Jungen mit einer Sense und blutroter Schminke im Gesicht entdeckte.

"Die Menschen haben sich ganz offensichtlich alle in Monster verwandelt und müssen nun für den Rest ihres Lebens hier auf Erden wandeln..."

Suga kicherte:

"Das ist kein Fluch, sondern eine Verkleidung. Hier in der Menschenwelt feiert man Halloween, indem man sich Kostüme anzieht und von Haus zu Haus geht, um Süßigkeiten zu sammeln...das ist schon seit langem Tradition!"

"Man hat einfach Spaß und das solltet ihr heute Abend auch tun - bevor ihr womöglich noch zu Stein erstarrt!"

Jimin lächelte und wollte gerade etwas erwidern, da sprang ihn eine kleine Gestalt von hinten an und raunte:

"Gib mir deine Seele!"

Die junge Hexe schrie auf und verpasste dem Angreifer einen unerwarteten Kinnhaken, der fiel verdutzt zu Boden.

"Oh Mann, Jimin!", murmelte Jungkook und rieb sich das Kinn, ließ sich von Taehyung aufhelfen.

"Du hast vielleicht einen Schlag drauf...ich bin's doch!"

Jimin drehte sich verblüfft um, fast hätte er Jungkook nicht erkannt.

Er trug ein weißes Gewand, das mit Kunstblut bespritzt worden war und hatte eine Perücke aufgesetzt, deren lange schwarze Haare sein halbes Gesicht verdeckten.

"Ich bin Samira aus The Ring!", rief der Kleine und grinste, seine blutunterlaufen geschminkten Augen blitzten.

"Eigentlich wollte Hoseok als Jason gehen, aber aus irgendeinem Grund hat er von Namjoon Hausarrest bekommen - irgendwas von Blutmond und Dämonen..."

In Suga machte sich plötzlich ein mulmiges Gefühl breit, auch Jimin und Taehyung tauschten unheilvolle Blicke.

Jungkook plapperte munter weiter, als kümmerte es ihn nicht, dass sich Namjoon um seine Sicherheit sorgte und ihn vielleicht gerade suchen war.

"Wie auch immer, ich habe mich raus geschlichen und schließlich euch gefunden...dieser Abend wird richtig cool werden, das spüre ich!"

Doch Suga und Jimin hörten Jungkook nicht mehr zu, sondern sahen zum sternenverhangenen Nachthimmel hinauf.

Direkt über ihren Köpfen nahm der Blutmond bereits seine Gestalt an.

Witch Hunt - Die Prüfung ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt