95: Boy meets Evil II

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Ganze zehn weitere Illusionen später - die Wandlerdämonen hatten doch tatsächlich die Gestalt von süßen kleinen Vogelbabys angenommen - trafen die Freunde schließlich auf den echten Schwarzen Schwan und den Kristall.

Der König der Unterwelt bewachte ein riesiges, aus kleinen Tierknochen gefertigtes Nest, genau wie es der Seelenbrecher Jin beschrieben hatte.

Darin funkelten unzählige Schätze, die der albtraumhafte Rabe wohl teilweise aus der Menschenwelt und teilweise aus der Hexenwelt hatte mitgehen lassen - und obendrauf funkelte der sagenumwobene Kristall!

Es gab vergoldete Eheringe, in denen sogar noch die Namen der beiden Liebenden eingraviert worden waren, was Suga darauf schließen ließ, dass der Dämon sie einst seinen Opfern abgeluchst haben musste.

Mit starken Zaubern behaftete Amulette zum Schutz vor bösen Geistern, deren Wirkung längst verblasst war.

Zerbrochenes Kristallglas von einst filigranen Hexenkugeln, schillernder Schmuck wie Armreifen oder Halsketten.

All dies hatte der Schwarze Schwan seinen wehrlosen Marionetten abgenommen und seinen Fang über die Jahre nur noch mehr ausgeweitet, hatte einst so reine, unschuldige Herzen mit unendlicher Wut gefüllt.

Er hatte all diesen Menschen schreckliche Dinge angetan, die sie nie wieder vergessen würden, hatte sie bis in den Tod getrieben.

Und beinahe wäre seinem Jimin genau dasselbe passiert...

Suga spürte brodelnden Hass in sich aufsteigen, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.

Es war höchste Zeit, dem ein Ende zu setzen.

Bevor er wirklich wusste, was er da tat, hatte der Hexenschüler bereits seine Arme erhoben und einen Spruch gemurmelt.

Tujo So - Li,
Tujo Ko - Ji.

Hexensud und Krötenei,
dieser Kristall nun komm herbei!

Kaum waren die magischen Worte in der Luft verebbt, begann das Nest des Schwarzen Schwans wild zu ruckeln und der Kristall des Vergessens befreite sich aus dem angehäuften Diebesgut.

Einen blutroten Schimmer versprühend schwebte er zu Suga hinüber und direkt in seine geöffnete Handfläche hinein, sogleich verstaute er den Orb in Namjoons nimmervollen Beutel.

Jetzt mussten sie den Kristall nur noch auf das Grab vom Seelenbrecher legen und alles wäre wieder im Lot - na ja, wenigstens für jene, die dem Dämon bisher entkommen waren.

Und das waren, laut Sugas Wissen, ziemlich wenige.

"Verschwinden wir, bevor der Schwarze Schwan uns noch entdeckt!", drängte Namjoon und alle anderen folgten seinem Beispiel, schlichen langsam in Richtung Pfad zurück.

Doch da stolperte Hoseok über einen herumliegenden Knochen und fiel der Länge nach hin, das Geräusch hallte von überall her wieder.

Wie auf Kommando hielt der Schwarze Schwan in seinem Flug inne und heftete seine glühenden Augen auf den Feuerbändiger, stieß ein triumphierendes Krächzen aus.

Hoseok schluckte schwer, konnte seinen Blick nicht von dem schwarz gefiederten Ungetüm abwenden, was er auch versuchte.

Wie in Trance hörte er die Stimmen von Jungkook und den anderen, sie sorgten sich um ihn.

Sie sorgten sich um ihn, der bis dato keine besonderen Fähigkeiten besessen und immer im Schatten von Suga und Jimin gestanden hatte.

Ihn, der immer von allen belächelt wurde, der noch nie irgendetwas geleistet hatte.

Der Junge mit dem unbeschwerten Lächeln, der aber innerlich zerbrochen war wie ein fein gearbeitetes Stück Porzellan.

Der Junge, der nur ein einziges Mal dazu gehören, unbegrenzte Macht erlangen wollte.

Und der Schwarze Schwan konnte ihm all das geben.

Hoseok musste nur die Hand nach ihm ausstrecken und -

"HÖR AUF, MIR SOLCHE GEDANKEN EINZUFLÖßEN!", schrie Hoseok und fuhr aus dem Bann hoch, richtete all sein Feuer auf den todbringenden Dämon.

Der Schwarze Schwan wich ängstlich vor den Flammen zurück, krächzte noch einmal - diesmal ziemlich verärgert - und stob kurz darauf davon, so schnell er nur konnte.






























Witch Hunt - Die Prüfung ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt