In seinem Traum wanderte Soobin ziellos durch die verkohlte Landschaft einer vollends zerstörten Stadt.
Er fühlte sich müde und ausgelaugt, hatte seit Tagen nichts mehr gegessen oder getrunken.
Seine Gefährten waren alle tot, gestorben in jenem grausamen Krieg, den der junge König mit allen Mitteln zu verhindern versucht hatte.
Er hatte versucht, Bündnisse mit dem Feind einzugehen, er hatte auf ganzer Linie versagt.
Denn der Sha - Clan machte keine Bündnisse, raubte und mordete, wo immer sie hin kamen und scherte sich nicht um seine hilflosen Opfer.
Fast überall hatten Joon - Sha und seine Männer eine blutige Spur hinterlassen, die sich nun bis zur Menschenwelt zog...
Und dort würden sie als nächstes wüten, all jene töten, die nicht ihrem Ideal von reinen Magiern entsprachen.
Allein die Hexenwelt hatte bereits unzählige Tote in den Dörfern und darüber hinaus verzeichnet, die sorgfältig errichteten Schutzzauber zwischen den Dimensionen waren längst unschädlich gemacht worden.
Soobin wusste nicht, ob der Sha - Clan in seinem bisherigen Vorhaben stets allein operiert hatte, denn so etwas konnte selbst der mächtigste Magier nicht allein bewerkstelligt haben.
Joon - Sha musste sich also Hilfe geholt haben und zwar von einer Kreatur, die kein Magier war.
Eine Kreatur, die so mächtig war, dass sie ganze Schutzwälle einreißen und zahllose Menschen töten konnte.
Eine Kreatur, von der man sich am besten fernhalten sollte, vor der unzählige Legenden bereits gewarnt hatten.
Eine Kreatur, die auf den Feuerinseln lebte.
Soobin fuhr schweißgebadet aus dem Schlaf hoch, rüttelte Taehyun an der Schulter:
"Wach auf. Jetzt weiß ich, wie wir Zim - Shao besiegen können!"
Sein bester Freund gähnte laut und blinzelte schlaftrunken ins strahlende Gesicht des jungen Königs.
"Och Binnie, es ist noch viel zu früh - warte, was hast du gerade gesagt?"
In knappen Worten berichtete Soobin Taehyun von seinem Traum und dem Wesen namens Raknaar, das sie nutzen konnten, um den von Betsy und ihren Freunden gefürchteten Piraten endgültig in die Flucht zu schlagen.
Taehyun reagierte ganz anders als erwartet, wurde ganz blass um die Nase:
"Aber Namjoon hat doch gesagt, dass wir uns von ihm fernhalten sollen...so wie das klingt, ist dieser Raknaar mit allen Wassern gewaschen!"
"Sorry Binnie, auch wenn ich Abenteuer und Monster liebe - dieses Monster wirst du schon selbst finden müssen!"
Soobin schüttelte frustriert den Kopf, sein bester Freund konnte doch jetzt nicht einfach aufgeben.
"Ich bin der König!", rief er in der gebieterischsten Stimme wie eben möglich und baute sich vor Taehyun auf.
"Und als Solcher hast du mir stets zu folgen, egal wohin und was wir auch tun - was ich auch tue!"
Der Blonde zeigte keine Regung, Soobin flehte fast:
"Komm schon, würde Suga jetzt kneifen? Oder Jimin? Falls du es vergessen haben solltest, machen wir diese Reise nur, um ihn zu retten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Raknaar in der Zukunft eine große Rolle spielen wird und das nicht im guten Sinne...deshalb müssen wir ihn irgendwie auf unsere Seite ziehen. Für Jimin und alle anderen, Taehyun - bist du dabei?"
Taehyun zögerte, kurz darauf reckte er dem Blauhaarigen seine Faust hin:
"AUF ZU EINEM NEUEN ABENTEUER!"
Und wieder kämpften sich die beiden durch den Dschungel, diesmal lief Soobin voraus und folgte seiner Hexennase, die ihn ohne Umwege zur Höhle von Raknaar führte.
Vorsichtig betrat der junge König die Grotte, zauberte sich eine Fackel und schlich ins Innere, darauf bedacht, jenes unbekannte, machtvolle Wesen nicht zu erschrecken.
Taehyun kam seinem Freund hinterher, so schnell er konnte, vergaß aber, leise zu sein und brüllte in die drückende Stille hinein:
"BINNIE, WARTE - "
Soobin fuhr mit entsetzter Miene herum, es war bereits zu spät.
Zwei glühend rote Augen leuchteten ganz plötzlich in der Dunkelheit auf und die beiden Gefährten hörten ein bedrohliches Klicken nicht weit von ihnen - das lag daran, dass die Kreatur sich direkt vor ihren Nasen befand.
Der Blauhaarige schluckte und hob die Fackel, um das Wesen besser sehen zu können.
Raknaar war ein gigantischer feuerroter Flusskrebs, mit Scheren so groß wie Gabelstapler und einem Panzer so dick wie ein ganzer Laib Brot.
Er musterte Soobin und Taehyun argwöhnisch, als wären sie eine äußerst beliebte Attraktion auf einem Jahrmarkt und grollte:
"WER WAGT ES, DEN GROßEN RAKNAAR ZU WECKEN? DEM WERDE ICH DIE HAUT EINZELN VON DEN KNOCHEN REIßEN..."
Der junge König hob abwehrend die Arme.
"Verzeihung, Großer Raknaar, aber wir brauchen unbedingt Eure Hilfe...ich bin König Soobin aus der Hexenwelt und das ist mein treuer Freund Taehyun - sag wenigstens Hallo!"
Taehyun zitterte am ganzen Körper, hatte er doch in seinem ganzen Leben als furchtloser Abenteurer noch nie so eine Kreatur gesehen.
Schließlich überwand er seine Scheu und entgegnete zaghaft:
"Seid gegrüßt, Großer und mächtiger Raknaar...ich bin Taehyun, der treue Freund von König Soobin. Wir bräuchten dringend Eure Hilfe in einer überaus brenzligen Situation - "
Raknaar brach in ohrenbetäubendes Gelächter aus, dass ihm fußballgroße Tränen über das Gesicht strömten und die beiden ganz durchnässt wurden.
Er lachte und lachte, bis ihm die Luft aus ging, Soobin und Taehyun sahen sich verwirrt an.
"DU KLEINER WICHT WILLST ALSO EIN GROßER KÖNIG SEIN?", fragte das Wesen ungläubig und wischte sich eine Träne vom Gesicht, es kicherte immer noch.
"MEINEN RESPEKT MUSST DU DIR ERST VERDIENEN, ERST DANN WERDE ICH EUCH HELFEN. NA, WIE KLINGT DAS?"
Raknaar ließ seine Scheren erneut klicken, Soobin ballte kurzentschlossen die Fäuste:
"Was verlangt Ihr?"
"Wenn Ihr ein Duell wollt, dann sollt Ihr es auch bekommen..."
Der Riesenkrebs grinste hämisch.
"SO SOLL ES SEIN, KLEINER KÖNIG!", murmelte Raknaar.
"EIN DUELL AUF LEBEN UND TOD!"
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Witch Hunt - Die Prüfung ✔
FanfictionSeitdem Min Yoongi seine Bestimmung als Auserwählter erfüllt und das legendäre Moonchild vor einem düsteren Feind bewahrt hat, sind zwei ganze Jahre vergangen. Nun hat der 17 - Jährige erst einmal die Schnauze voll von waghalsigen Abenteuern und ko...