75: Die Stadt der Schakale

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Yeonjun tigerte bereits eine ganze Stunde durch die endlose Weite und hatte immer noch keinen einzigen Tropfen Wasser gefunden.

Seine Klamotten klebten ihm am Körper und die Sonne brannte unermüdlich auf sein Haupt hinab, schien ihn zu verhöhnen.

Hättest du doch nur auf diesen Jungspund gehört...

Wärst du nicht so ein Sturkopf, dann wüsstest du jetzt, wo eine Quelle ist...

Jetzt wirst du sterben und es nie schaffen, Jimin zu retten...

Deine Knochen sind schon ganz müde, du willst dich am liebsten hin legen und nie wieder aufwachen...

Komm schon, Alter Knabe - du hast dir ein Nickerchen redlich verdient...

In deinem Alter sollte man ausgiebig schlafen, wusstest du das?

Der Rosahaarige biss die Zähne zusammen, versuchte, diese lüsternen Gedanken zu ignorieren und stapfte weiter durch den hoch aufgetürmten Sand.

"Ich bin nicht alt!", zischte Yeonjun.

"Ich bin 18 und noch sehr fit, aber wurde damals mit einem Zauber belegt, der mich glauben lässt, dass ich alt wäre...das habe ich bisher noch niemandem erzählt!"

Wie von ihm beabsichtigt verstummte sein Gedächtnis, doch Yeonjun war noch nicht fertig:

"Soobin könnte zwar den Zauber lösen, doch nicht ohne vorher unseren Bund zunichte zu machen - ich würde sterben und das wäre einfach zu tragisch, besonders für Beomgyu...deshalb muss ich wohl weiter mit nicht existenten Rheumaattacken oder Arthritis leben...im Gegensatz zum Tod geradezu erträglich..."

Yeonjun merkte gar nicht, wie ihn die Kräfte verließen und er sank erschöpft zu Boden, seine Stimme schwächelte.

"Helft mir...irgendjemand..."

Hoseok folgte den seltsamen Pfotenabdrücken, bis hin zu einer ganz aus Sand geformten Ruine.

Schon von weitem erkannte er, dass das nur wieder eine Illusion sein konnte und hielt den Stein aus Namjoons Beutel in die langsam untergehende, dennoch viel zu grelle Sonne.

Sofort begann die Fata Morgana an den Rändern zu flimmern und offenbarte das, was dahinter lag - Hoseok sog überrascht die Luft ein.

Es war eine gigantische Stadt, eine Stadt ganz aus Sand.

Und sie war bevölkert mit wolfsähnlichen Kreaturen, die nun alle gleichzeitig ihren Kopf wandten und sich nach dem Eindringling umsahen.

Ganz so, als witterten sie frische Beute.

Hoseok stand wie festgefroren da, konnte sich kaum rühren.

Weglaufen schien aussichtslos, immer mehr Wölfe lösten sich aus den Schatten der Sonne und schlichen auf ihn zu - gleich würde von ihm nichts mehr übrig sein als ein frischer Haufen sauber abgenagter Knochen.

Hoseok ballte die Fäuste, schluckte seine Angst hinunter und weckte sein Feuer, was sogleich zwischen seinen gespreizten Fingern hervor trat.

Dafür, dass er sie erst seit ein paar Wochen besaß, beherrschte er diese Fähigkeit bereits im Schlaf...

Die ihm am nächsten stehenden Kreaturen wichen langsam zurück, duckten sich und stoben davon.

Offenbar mochten sie Feuer nicht besonders - umso besser für Hoseok.

"Kommt und holt mich doch!", rief er gehässig, ließ die Flammen noch etwas höher lodern, um die Raubtiere auf Abstand zu halten.

"Ich muss euch warnen, denn es könnte vielleicht etwas brennen, wenn ihr mich fresst - kapiert? Also, was ist?"

Die Raubtiere knurrten, schlichen um ihre schmackhaft aussehende Beute herum und warteten auf den Moment, um endlich angreifen zu können.

Hoseok wiegte sich in Sicherheit, solange er wachsam war und sein Feuer ihm zur Seite stand, konnten ihm diese mordlustigen Kreaturen überhaupt nichts anhaben - doch plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit von einem dunklen Fleck in der Ferne abgelenkt.

Neugierig schlich er darauf zu, erschrak bei dem bloßen Anblick - es war Yeonjun, mit dem Kopf nach unten lag er im meterhohen Sand und schien vollkommen ausgetrocknet.

Er brauchte unbedingt etwas zu Trinken, sonst würde er sterben.

Ohne lange zu überlegen, hievte Hoseok den Rosahaarigen in seine Arme und schleppte ihn in jene Richtung, wo sich die Stadt befand.

Sogleich witterten die Raubtiere noch mehr fette Beute und gingen zum Angriff über, stoben aus allen Himmelsrichtungen hervor.

Hoseok rannte nun auf das in Sand gehauene Eingangstor der Stadt zu, verteidigte sich so gut wie möglich mit seinem Feuer gegen diese Kreaturen - doch es waren einfach zu viele.

Er rannte noch ein bisschen schneller, gleich hatte er es geschafft...

Kurz bevor er jedoch das rettende Tor erreicht hatte, stellte sich ihm ein noch größeres Untier in den Weg.

Es war doppelt, fast dreifach so groß wie seine Artgenossen und hatte ein sandfarbenes, fast goldenes Fell, auf seiner Stirn prangte ein seltsames Mal in der Form eines Sterns.

Das machtvolle Wesen riss sein mit stumpfen Reißzähnen besetztes Maul auf und brüllte so laut, dass die halbe Wüste erzitterte - selbst seine Kumpanen kapitulierten und flohen zurück dorthin, von wo sie gekommen waren.

Hoseok schluckte, wusste nicht, was er tun sollte - im selben Moment verschwand die gleißende Sonne hinter dem Horizont und die Kreatur schrumpfte in sich zusammen, wurde zu einem hochgewachsenen Menschen mit braungebrannter Haut und einem Zepter in der reichlich beringten rechten Hand.

"Willkommen, Jung Hoseok!", murmelte er und verbeugte sich, fuhr unbeirrt fort, als sei nichts gewesen.

"Ich bin Ak - Sha Kuul, Wächter dieser altehrwürdigen Stadt und Hüter der Schwachen. Und dies hier ist unser Zuhause, Go - Ri - Teph...die Stadt der Schakale!"





















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