„Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, dass ich diese Tore sah“, flüsterte Ahvril, als sie von ihrem Pony sprang und dem Tor zum Elbenweg entgegentrat. Mit großen Augen sah sie auf die verrankten Bäume und dem kleinen Podium in der Mitte. Gandalf stand seinerseits vor den Ranken und las die uralte Inschrift. „Das Elbentor. Hier ist unser Pfad durch den Düsterwald!“, rief der Zauberer aus und wand sich an die Zwerge. „Keine Orks zu sehen“, stellte Dwalin fest, „das Glück ist auf unserer Seite!“ Gandalf seufzte, was der Celva nicht entging. Sie folgte seinem Blick und erkannte Beorn, in der Gestalt seines Bären. Er schien nach Orks Ausschau zu halten. Das verschafft uns Zeit, dachte sie. „Lasst die Ponies jetzt frei!“, befahl Gandalf, „sie sollen zu ihrem Herren zurückkehren!“
„Dieser Wald scheint … irgendwie krank zu sein, als wäre er von einem Leid befallen“, Bilbo kam langsam zu ihnen und stellte sich neben Ahvril. Besorgt sah sie in den Wald. Die Bäume erschienen ihr farblos, die Äste kahl und dünn. Der Wind blies schneidend durch das Dickicht und brachte einen faulen Gestank mit sich. Die Celva zog die Nase kraus. „Was ist aus diesem einst so wunderschönen Wald geworden?“, fragte sie mehr zu sich selbst, doch Gandalf hörte sie. „Wann bist du das letzte Mal hier gewesen?“
Sie überlegte kurz, doch nur zu gut erinnerte sie sich. Als sei es gestern erschienen Bilder vor ihrem inneren Auge. Ein blonder Elbenjunge, der vor ihr durch die grünen Bäume rannte, sie verfolgte ihn spielerisch. Sie lachten und die Vögel zwitscherten mit ihnen. „Vor Ewigkeiten“, erwiderte sie nur bitter. „Gibt es denn wirklich keinen Weg herum?“, fragte Bilbo hoffnungsvoll und sah zu Gandalf hoch, der traurig den Blick von der Celva abwand. „Nur wenn wir 200 Meilen nordwärts gehen oder zwei mal so weit nach Süden.“
Über ihnen knackten die Äste bedrohlich, so als wollten sie sie fortscheuchen. Ahvril trat weiter in den Wald hinein und horchte gespannt. Kein einziger Tierlaut drang durch die Bäume, so als sei alles lebendige dort ausgelöscht. Jedoch erkannte sie einen Schatten, der sich zu bewegen schien. „Das gefällt mir nicht Gandalf“, murmelte sie und sah zu dem Zauberer, der gerade an einem der Torpfeile stand. In ihrem Nacken schien sie etwas zu reizen, nicht mehr als ein Kitzeln. Etwas Dunkles befand sich in ihrer Nähe.
„Etwas bewegt sich in der Dunkelheit“, schallte Galadriels Stimme durch Gandalfs Kopf, „ungesehen, verborgen vor unserem Blick, mit jedem Tag gewinnt es an Stärke. Hütet euch vor dem Nekromanten! Er ist nicht was er zu sein scheint!“ Während er sich an die Worte der Elbin erinnerte, wanderte der Zauberer durch das Dickicht des Elbentores. Überall wuchsen Ranken empor und verdeckten die einst so prachtvollen Staturen. Die aus Stein gehauenen Gesichter lagen kalt und bedrohlich zwischen den grauen Blättern. Etwas schien ihn anzuziehen. Wie aus reinem Instinkt hob er eine Hand und berührte den Pfeiler. Seine Haut wurde heiß und kribbelte. Mit einem Ruck riss er die Pflanzen beiseite und entblößte das Zeichen. Ein rotes Auge, wie aus Blut gemalt, starrte ihm entgegen. Entsetzt ließ er die Blätter zurückfallen. In seinem Geist formte sich das Abbild des selben Auges, nur diesmal aus Flammen und Dunkelheit. Gandalf wusste was dies zu bedeuten hatte. „Falls unser Feind zurückgekehrt ist, müssen wir das wissen“, hörte er wieder Galadriel, „geht zu den Grüften in den Bergen.“
„Die Felshöhlen“, murmelte er zu sich selbst. Ja, dort würde er Antworten finden.
Ahvril runzelte die Stirn, als sie Gandalf beobachtete. „Gandalf?“, rief sie, denn er rannte förmlich zurück zu seinem Pferd. „Mein Pferd nicht! Ich brauche es!“, hollerte er den Zwergen entgegen, die nun alle Ponies befreit hatten und sich an den Sattelgurten Gandalfs zu schaffen machten. „Was?“, fragten sie im Chor. „Willst du uns etwa verlassen?“, Bilbo trat vor, einen ängstlichen Ausdruck in den Augen. Er wollte nicht ohne den Zauberer in diesen Wald und wenn Ahvril ehrlich zu sich war, wollte auch sie nicht ohne Gandalf dort hinein. „Ich würde es nicht tun, wenn ich nicht müsste!“ Thorin schaute böse drein, er hatte geahnt das so etwas geschehen würde. Wenn es gefährlich wurde, hatte Gandalf sie bisher immer im Stich gelassen!
Ahvril holte den Zauberer ein und packte nach seiner Schulter, wofür sie sich fast auf die Zehenspitzen stellen musste. Gandalf hielt inne und sah zu seiner alten Freundin. „Pass auf dich auf! Du musst schlau sein, wenn du diesen Wald lebend verlassen willst! Aber versprich mir, dass du in den Erebor gehst. Du darfst die Zwerge dort nicht allein lassen! Unter gar keinen Umständen, hast du mich verstanden? Es ist deine Prophezeiung!“, Gandalfs Worte waren eindringlich und doch so leise, dass nur die Celva ihn verstand. Sie senkte den Blick und nickte. „Pass auf dich auf Gandalf“, er nickte nur und wand sich dann an Bilbo. „Du hast dich verändert“, murmelte er misstrauisch und verengte die Augen, „Bilbo Beutlin, du bist nicht mehr der, der das Auenland verlassen hat!“ Der Hobbit hielt inne und sah nur lange nach oben, dem Zauberer ins Gesicht. Er schien mit sich zu ringen und Ahvril bemerkte wie nervös er war. Auch Gandalf entging dies nicht. „Ich wollte dir etwas sagen“, sprach er schließlich, „Ich … habe in diesem Ork-Stollen etwas gefunden“, er wurde noch nervöser, die Worte verließen seine Lippen als müsse er sich zwingen sie auszusprechen. „Was gefunden?“, Gandalf studierte ihn genau und legte den Kopf schief, „was hast du gefunden?“
„Meinen Mut!“ Er lügt, schoss es Ahvril sofort durch den Kopf. Ihr fiel auf, wie schnell er seine Hand aus der Tasche gezogen hatte. Was versteckte er dort? „Gut. Das ist gut!“, meinte Gandalf nur erfreut und die Celva wusste nicht ob er es ebenfalls bemerkt hatte oder ob er nur so tat. Sie lächelten sich zum Abschied an, während vom Himmel die ersten Regentropfen fielen. „Den wirst du brauchen!“, rief Gandalf noch einmal über die Schulter, ehe zu seinem Pferd ging. „Ich erwarte euch am Aussichtsposten, vor den Hängen des Erebor! Bewahrt die Karte und den Schlüssel gut.“ Vor Thorin blieb er kurz stehen und sagte nur zu ihm: „Geht nicht ohne mich in den Berg hinein und Gott bewahre geht niemals ohne Ahvril in ihn hinein!“ Der Zwergenkönig tauschte einen fragenden Blick mit Balin und sah zu wie Gandalf auf sein Pferd stieg. „Dieser Wald, ist nicht der Grünwald von Ehedem! Es fließt ein Bach durch den Wald, der einen dunklen Zauber trägt. Rührt das Wasser nicht an, überquert ihn nur über der Steinbrücke. Selbst die Luft in diesem Wald ist voller Sinnestäuschung. Er wird versuchen euren Geist in die Irre zu führen-“
„Geist in die Irre führen?“, unterbrach Bilbo stutzend, „was soll das bedeuten?“
„- ihr müsst auf dem Weg bleiben! Kommt nicht von ihm ab! Wenn ihr es tut, werdet ihr ihn nie wiederfinden. Was auch kommen mag: Bleibt auf dem Weg!“ Damit ritt der Zauberer davon und hinterließ die Gemeinschaft in ihrer Ratlosigkeit.
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Fire Princess (Hobbit FF: Band 2)
FanficEndlich akzeptiert von den Zwergen und als geliebtes Mitglied der Gemeinschaft steht Ahvril nun vor einem neuen Problem. Längst vergessene Geschichten kommen wieder zum Vorschein und alte Freunde begegnen ihr auf dem Weg zum Erebor. Doch nicht nur F...