Unter dessen eilte Bard durch die Stadt, getrieben von dem Gedanken an eine alte Erinnerung. Schnell fand er den Marktstand, den er suchte. Dort verkaufte man alte Vasen, Schmuck, Decken und Teppiche. „Na Bard, was suchst du denn?“, begrüßte ihn der alte Mann, dem das Geschäft gehörte. Ohne zu Antworten rannte Bard an ihm vorbei und begann die vielen Teppiche zu durchwühlen. „Hier war ein Wandteppich!“, rief er aus und legte Teppich um Teppich beiseite, „ein Alter! Wo ist er hin?“
„Welchen Wandteppich meinst du?“, brummte der Verkäufer verwirrt, nicht verstehend wieso Bard solch einen Wirbel um so ein altes Ding machte. Der Seemensch jedoch suchte weiter, bis er ein Stück blauen Stoff entdeckte. „Das ist er“, flüsterte er und schnell breitete er ihn über den anderen aus. Auf dem schönen Blau verliefen goldene Fäden. Es war ein Stammbaum. Während Bard die alten, längst vergessenen Namen las, hörte er wie draußen eine Frau über die Zwerge sprach. Sie hatte sie gesehen und erzählte nun wirr über all ihre Erlebnisse. Ein Fischer, der am Rande des Stegs hielt begann nun zu rufen: „Das ist die Prophezeiung! Die Prophezeiung über Durins Volk!“
„Die Prophezeiung“, hauchte Bard überwältigt. Nun erinnerte er sich an alles! Geschockt las er Thorins Namen auf dem Teppich. Er war es tatsächlich! Langsam wich er von dem Teppich ab, als ginge etwas Böses von ihm aus.
„Der Herr der Silberquellen, der König edlen Steins, der König unter dem Berge – nimmt an sich was ist Seins. Froh hallt der Glockenkunde, ob des Königs Wiederkehr. Doch alles geht zu Grunde. Und der See wird ein Flammenmeer.“
Gejagt von dieser neuen Wendung der Ereignisse rannte Bard zurück zu seinem Haus. Er würde die Zwerge damit konfrontieren müssen! Sofort riss er die Tür auf und stürzte hinein, als er es erreichte. Seine beiden Töchter sahen ihn erschrocken an und Bain lief ihm entgegen. „Vater! Ich hab versucht sie aufzuhalten-“
„Wie lange sind sie fort?“, unterbrach er ihn hastig.
Thorin und Dwalin hatten sich einen Plan zurechtgelegt, sobald die neugierigen Ohren des Seemenschen außer Hörweite waren. Der Junge war kein Problem. Ohne Mühe stießen sie ihn bei Seite und setzten ihren Weg fort. Sie packten alles, was sie tragen konnten und marschierten in Richtung Waffenkammer der Stadt.
Esgaroth war still und dunkel in der Nacht. Nur ein paar Wachen steiften umher. „Sobald wir die Waffen haben, brechen wir zum Berg auf“, flüsterte Thorin leise, als sie sich alle hinter ein paar Kisten versteckten. Um die Ecke lag die Waffenkammer. Der Haupteingang wurde bewacht und so mussten sie das Fenster nehmen. So clever wie die Zwerge nun mal waren, bildeten sie eine Brücke, indem sie sich gegenseitig auf die Schultern nahmen. Einer nach dem anderen lief so ans Fenster und schlüpfte hindurch. Sofort begannen sie die Schwerter und Äxte von ihren Halterungen an den Wänden zu nehmen. Kili sprang seinem Onkel gleich beiseite und hielt seine Arme vor sich gestreckt. Die Zwerge ließen die Waffen in seinen Griff fallen. Mit jedem Gewicht schien er ein wenig mehr zusammen zu sacken. Er verzog angestrengt das Gesicht, was nicht ungesehen blieb. „Wird es gehen?“, fragte Thorin seinen Neffen besorgt. Kili sah ihn nur entrüstet an. „Ich schaff das schon!“, widersprach er zuversichtlich, „lass uns schnell verschwinden!“ Damit drehte er sich um und ging zur Treppe, die nach unten führte. Immer wieder stahl er einen Blick nach hinten zu seinem Onkel, der ihm nachsah. Dadurch abgelenkt strauchelte er erst ein wenig, bis dann schließlich sein Bein nachgab und er mit dem Kopf zuerst die Stufen hinunter stürzte. Mit lautem Gepolter folgten ihm die zahlreichen Waffen, die er getragen hatte. Die Zwerge oben fuhren erschrocken zusammen und sahen zu der Stelle, an dem Kili eben noch gestanden hatte. Als das Klirren verschwand, traute niemand sich auch nur zu atmen oder gar sich zu rühren. Plötzlich ertönten Rufe von Draußen. Die Wachen hatten sie entdeckt! „Lauft!“, rief Dori aus, doch es war zu spät. Den, vor den Kammern wartenden Zwergen, wurde der Weg abgeschnitten und Kili und den anderen wurden nun Speere an die Kehlen gepresst. Sie erkannten den Hauptmann, der den Bard beleidigt hatte.
Sie wurden von den Wachen an den Schultern und im Nacken gepackt und vor sich her geschoben. Einmal quer durch die Stadt führten sie sie, bis die Zwerge vor den Toren des Bürgermeisters zum Stehen kamen. Mehrere Bürger hatten den Aufruhr bemerkt und kamen nun als Schaulustige zum Stadtplatz. Es begann zu schneien. Die Flocken schmolzen, als sie in die Nähe der brennenden Fackeln kamen, die die Wachen trugen. Sie bildeten eine lange Reihe und kesselten die Zwerge so ein. Zwei weitere Wachen öffneten das riesige Holztor und hinaus trat der Bürgermeister von Esgaroth, Alfrid an seiner Seite.
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Fire Princess (Hobbit FF: Band 2)
Fiksi PenggemarEndlich akzeptiert von den Zwergen und als geliebtes Mitglied der Gemeinschaft steht Ahvril nun vor einem neuen Problem. Längst vergessene Geschichten kommen wieder zum Vorschein und alte Freunde begegnen ihr auf dem Weg zum Erebor. Doch nicht nur F...