Die Bürger der Seestadt veranstalteten noch am selben Abend eine Feier zu Ehren der Zwerge und Thorins, des Königs unter dem Berge. Die Wachen der Waffenkammer statteten sie mit den besten, schönsten und aufwändigsten Rüstungen aus, die sie in der Größe finden konnten.
Nun, am nächsten Morgen marschierten sie kampfbereit durch die jubelnde Menge, die gekommen war um sie zu verabschieden. „Wir sind übrigens einer zu wenig!", rief Bilbo aus und zählte noch einmal die Zwerge um ihn herum, „zwei sogar, wenn man es genau nimmt. Wo ist Bofur?"
„Wenn er nicht hier ist, lassen wir ihn zurück!", erwiderte Thorin nur kühl. Der Hobbit hatte eine Veränderung an dem Zwerg festgestellt. Noch bevor sie dem Erebor so nahe waren, hätte Thorin niemanden seiner treuen Kameraden so einfach zurückgelassen. Er wusste genauso gut wie jeder andere, das er jeden Zwerg von ihnen brauchte! Es schien Bilbo, als treibe eine dunkle Macht Thorin voran und es gefiel ihm ganz und gar nicht! Die Nähe zu dem Berg vernebelte seine Sinne. „Das müssen wir, wenn wir die Tür vor Einbruch der Nacht finden wollen!", versuchte Balin das Verhalten Thorins zu rechtfertigen, was Bilbo zwar einleuchtete, aber immer noch nicht seinen kalten Tonfall rechtfertigte. „Und was ist mit Ahvril? Gandalf hat gesagt wir sollen -"
„Die Celva ist nicht mehr bei uns, genauso wie der Zauberer!", Thorin schnitt Bilbo den Satz ab und damit war die Unterhaltung für ihn beendet. „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren!", murmelte Balin sah aber zum Himmel, als halte er Ausschau nach dem blonden Dezemberkind.
Die Truppe wurde durch die Menge in Richtung Kanal geführt, wo bereits ein Ruderboot auf sie wartete. Ein Zwerg nach dem anderen stieg ein und suchte sich einen Platz, dabei darauf achtend ihre neuen Äxte und Schwerter gut zu verstauen. Thorin wartete am Rand des Stegs, bis Kili an ihm vorbei wollte. Er streckte einen Arm aus und fing den jungen Zwerg ab. Verwirrt sah Kili zu seinem Onkel hoch.
Sein Gesicht war weiß, fast grau. Die schwarzen Haare, die sein Gesicht säumten glänzten vor kaltem Schweiß, die Lippen waren trocken und begannen zu bluten, vermutlich weil er sich immer darauf biss, wenn sein Bein schmerzte. Er ging merkwürdig geduckt, als habe er nicht mehr die Kraft sich aufrecht zu halten. „Du nicht!", sagte Thorin und stieß ihn ein wenig gegen die Brust, sodass er wieder einige Schritte zurücktrat, „wir müssen uns beeilen. Du würdest uns nur aufhalten!" Ohne weiter auf ihn zu achten, half er weitere Waffen ins Boot zu räumen.
„Was redest du", Kili schmunzelte leicht, anscheinend davon überzeugt das sein Onkel scherzte, „ich komme natürlich mit!"
„Nein!" Sein Lächeln fiel. Jetzt trat ein entsetzter Ausdruck in seine Augen. Fili, der das Gespräch bemerkte, trat zu seinem Bruder. Er hatte die Augenbrauen zusammengezogen und schien verwirrt über die Entscheidungen seines Onkels. „Ich werde dabei sein, wenn diese Tür aufgeht!", widersprach Kili empört und schüttelte kaum merklich den Kopf, „wenn wir das erste Mal die Hallen unserer Väter sehen Thorin!"
„Kili, bleib hier. Ruh dich aus", er hielt in seinen Bewegungen inne und fasste seinem Neffen an den Kopf. Fast liebevoll, wie ein Vater, strich er ihm übers Haar und lächelte aufmunternd. „Komm nach wenn du gesund bist!" Noch immer fassungslos starrte Kili Thorin in die Augen, die keine Widerrede zuließen. Er fühlte sich plötzlich schwach, ausgemergelt und unendlich Müde. Die Worte seines Onkels hatten ihm auch noch die restliche Hoffnung genommen. Thorin wand sich ab und sah zu seinen restlichen Kameraden. „Ich bleibe bei dem Jungen", murmelte Óin plötzlich und kletterte zurück auf den Steg, „die Verwundeten sind meine Pflicht!"
„Onkel!", meldete sich Fili zu Wort, der mittlerweile auch in dem Boot saß, „wir sind mit den Geschichten über den Berg aufgewachsen. Du hast sie uns erzählt! Das kannst du ihm nicht wegnehmen!"
„Fili!", beschwerte sich sein Bruder und versuchte von Óin wegzukommen, der begonnen hatte ihn zu untersuchen. Kili hatte sich erschöpft auf eine der Kisten gesetzt, die in der Nähe des Bootes gestapelt waren. „Ich trage ihn, wenn es sein muss!", fuhr Fili jedoch unbeirrt fort. Seine Stimme klang flehend und voller Liebe zu seinem kleinen Bruder. „Eines Tages wirst du König sein", erklärte Thorin streng, „und verstehen. Ich kann das Schicksal dieser Unternehmung nicht für einen Zwerg aufs Spiel setzen! Auch nicht für meinen Neffen." Fili sah erschrocken zu Thorin hoch. Er erkannte seinen Onkel kaum wieder. „Kili du musst dich ausruhen!", hörten sie Óin sagen, der Probleme damit hatte den jungen Zwerg zu beruhigen. Fili warf ihm einen langen Blick zu und traf eine Entscheidung.
Mit ernstem Blick trat er aus dem Boot und streifte beim Vorbeigehen Thorins Schulter harsch. „Fili!", warnte Thorin und hielt ihn am Arm zurück, „sei kein Narr! Du gehörst zur Gemeinschaft!"
„Ich gehöre zu meinem Bruder!", erwiderte er nur kühl und riss sich los.
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Fire Princess (Hobbit FF: Band 2)
FanfictionEndlich akzeptiert von den Zwergen und als geliebtes Mitglied der Gemeinschaft steht Ahvril nun vor einem neuen Problem. Längst vergessene Geschichten kommen wieder zum Vorschein und alte Freunde begegnen ihr auf dem Weg zum Erebor. Doch nicht nur F...