Kapitel 36

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„Ihr habt alle getötet!", flüsterte ein Junge, den Ahvril noch nicht bemerkt hatte. „Es kommen noch mehr", erwiderte Legolas und sammelte seine Waffen zusammen, ehe er zur Tür ging. „Tauriel, komm!", rief er aus und sah zu der Elbenfrau. Ahvril hob alarmiert den Kopf. „Du hast gesagt du hilfst ihn zu heilen!", warf die Celva ein und trat zu den beiden Elben, die nun in der Tür standen, bereit die Orks weiter zu verfolgen, „du hast gesagt du bist in der Heilkunst kundig und wirst ihm helfen! Meine Kenntnisse reichen hier nicht aus!"

„Tauriel!", forderte Legolas wieder und trat mit einem letzten Blick zu Ahvril aus der Hütte. „Ihm ist nicht mehr zu helfen, Dezemberkind. Geh lieber zum Erebor und erfülle deine Pflicht", murmelte Tauriel leise und wand sich ab. Tränen traten der Celva in die Augen. „Du hast mich aus dem Königreich Thranduils befreit! Wofür?", schrie Ahvril der Elbin hinterher, „wenn Kili stirbt, dann werde ich mir wünschen du hättest mich dort gelassen!" Nun hielt Tauriel inne. Sie zögerte sichtlich. Óin hatte sich in der Ecke der Hütte auf Kilis Hüfte gesetzt, in einem letzten Versuch ihn dazu zu bekommen still zu halten. „Er hält nicht mehr lange durch!", sagte der ältere Zwerg zu Fili, der nur entsetzt zuschauen konnte. Als Kili ein weiteres Mal schrie, hielt Ahvril es nicht mehr auf ihrem Platz aus und rannte an seine Seite. Sie ließ sich auf die Knie fallen und fasste an seine Stirn. Er glühte regelrecht. Seine Augen sahen sie kurz an, schienen sie aber nicht zu erkennen. Ahvril verlor jegliche Hoffnung. „Habt ihr Athelas?", fragte sie mit belegter Stimme. „Was?", fragte Fili und sah sie verwirrt an. „Königskraut?", wiederholte sie, „das ist das Einzige, was ihm noch helfen kann!"

„Bofur wollte -", der Zwerg wurde unterbrochen, als Tauriel zusammen mit dem besagten Bofur zu ihnen trat. Ahvril sah sie durch ihre Tränen hindurch an und erkannte die Kräuter in ihren Händen. Bofur hatte Athelas gefunden! „Was habt ihr vor?", fragte er erschrocken und sah die Elbenfrau eingeschüchtert an. „Ich bewahre ihn vor dem Tod!"


Die beiden Mädchen, deren Namen Sigrid und Tilda waren, bereiteten heißes Wasser vor, während die Zwerge Kili auf den Tisch legten. Sobald er sicher lag, trat Ahvril an seine Seite und legte ihm die Hände auf die Schultern, um ihn festzuhalten. Fili trat hinzu, seine Hände ergriffen Kilis Arme. Bofur und Óin hielten seine Beine in Schach. „Haltet ihn fest", wies Tauriel sie noch einmal an, während sie das Kraut in dem heißen Wasser reinigte. Kili wehrte sich gegen all die Hände an seinem Körper, als ahne er im Fieberwahn was ihn gleich erwartete. „Shhh", flüsterte Ahvril leise und sah ihm in die Augen, während er den Kopf umher schmiss, „ich bin hier. Es wird alles gut. Ich lasse nicht zu das dir was geschieht." Ihre Worte halfen ihr selbst und Fili mehr, als Kili. Seine Augen wurden mit jeder Sekunde glasiger und seine Haut unter Ahvrils Fingern heißer. Die Celva und Fili tauschten einen Blick, als hofften sie es zusammen durchzustehen. Sie litten mit Kili, als lägen sie selbst auf diesem Tisch.

Tauriel setzte die hölzerne Schale ab und nahm das Athelas in die Hände. Sachte verrieb sie es und warf dann Ahvril einen warnenden Blick zu. Sofort legte sie noch mehr Kraft in ihre Hände, schloss die Augen und presste ihre Stirn gegen Kilis. Der Zwerg schrie noch lauter auf als zuvor. Über seine Qualen hinweg hörte Ahvril Tauriel leise singen. Sie hatte die Augen geschlossen und wiederholte elbische Worte, die wie ein Zauber oder Lied klangen. Fest drückte sie das Kraut auf seine Wunde. Ahvril ahmte ihre Worte nach und flüsterte ihrerseits, während sie weiter ihre Stirn gegen die des Zwerges hielt. Langsam hörte er auf sich zu wehren und wurde ruhiger. Seine Schreie wurden leiser, verwandelten sich in Stöhnen, dann Gemurmel und dann verebbten sie gänzlich. Ahvril öffnete die Augen und ließ vorsichtig von Kili ab. Er hatte die Augen nun geschlossen, sein Atem ging normal und es sah aus als schlafe er. Doch noch immer war seine Haut so blass, als habe der Tod ihn sich genommen.

Vollkommen überwältigt und entsetzt über das Geschehene sackte die Celva zu Boden und presste sich eine Hand vor den Mund. Ihre Augen waren weit aufgerissen und ihre Schultern zitterten unkontrolliert. Fili, genauso erschrocken und besorgt ging um den Tisch herum und half ihr auf. „Er wird wieder gesund!", murmelte er und nahm sie in den Arm. Ahvril sah über seine Schulter erst zu Kili und dann zu Tauriel. Die Elbin nickte zustimmend, sie hatte ein erleichtertes Lächeln auf den Lippen. „Danke", hauchte Ahvril kaum hörbar, Tauriel nickte stumm.


Fire Princess (Hobbit FF: Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt