Kapitel 14

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Erschrocken fuhr die Celva hoch. „Shhh, du musst liegen bleiben!“, murmelte eine Stimme über ihr. Mit vernebelten Gedanken erkannte Ahvril, dass sie getragen wurde. Das nächste was sie empfand, brachte sie fast dazu wieder das Bewusstsein zu verlieren. Ein brennender Schmerz durchzuckte ihren Oberkörper. „Kili“, krächzte sie durch zusammengepresste Zähne, „es tut weh!“

„Ich weiß“, flüsterte er zurück und legte sein Kinn gegen ihren Kopf. Ahvrils Sicht war sehr eingeschränkt, denn eine riesige, blaue Kapuze verdeckte ihr Gesicht. Als sie versuchte ihre Hand zu heben, im sie beiseite zu schieben hielt Kili sie zurück. „Du musst liegen bleiben, Elben haben uns gefangen genommen. Ich konnte sie davon überzeugen dich nicht zu durchsuchen, aber wenn sie sehen das du wach bist …“, der Zwerg klang gehetzt, er sorgte sich. Ahvrils Gedanken rasten. Elben hatten sie entdeckt, wenn sie erkannten wer sie war-

„Kili? Wie viele sind es?“, nun hielt auch sie ihre Stimme gesenkt, kaum mehr als ein Wispern. „Eine ganze Truppe, sie haben die Spinnen mit Leichtigkeit verjagt!“ Was sollte sie nun tun? Wenn sie ins Königreich gebracht wurden, dann wäre es nur eine Frage der Zeit. Der König würde kein Erbarmen kennen und außerdem war da ja noch diese Wunde. „Konntest du sehen wie tief der Stachel mich getroffen hat?“, danach zu urteilen wie es ihr ging wusste Ahvril die Antwort eigentlich schon, doch sie hatte Angst wieder das Bewusstsein zu verlieren. Sie spürte wie das Blut aus ihren Händen wich und wie ihre Lippen blau wurden. „Einmal durch dich hindurch“, murmelte er düster, „aber keine Angst, ich bin mir sicher das wird wieder! Die Elben können dir helfen-“

„Nein! Kili! Du musst mir versprechen, dass du mich ihnen nicht übergibst!“, ihre Augen wurden wieder schwerer. Ihre Hand verkrampfte sich um den Kragen seiner Tunika. „Shh, ich passe auf dich auf!“, das war das Letzte was sie hörte.

Thorin betrachtete die Elben mit einem grimmigen Gesicht. Wieder einmal hatte Gandalf sie direkt in die Fänge ihrer Feinde getrieben und sich dabei selbst aus dem Staub gemacht! Die Elben hatten sie durchsucht und ihnen ihre Waffen abgenommen. Zudem trug Kili eine leblose Gestalt in den Armen, nicht zu verwechseln: Ahvril. Der dunkle Fleck auf der Tunika beunruhigte den Zwergenkönig zunehmend. Eine rothaarige Elbenfrau trat nun zu dem Blonden, der die Befehle gab. „Gyrth in yngyl bain?“ („Sind die Spinnen fort?“), hörte er ihn fragen. „Ennorner gwanod in yngyl na nyrn yrn. Egain nar“ (Ja, doch mehr werden kommen. Sie werden kühner.“)

Thorin beobachtete, wie einer der Elben nun mit seinem Schwert zu dem Blonden trat. Er hörte seinen Namen: Legolas. Der Zwerg wusste wer das war. Der Sohn des Königs. Wieso schickte Thranduil seinen einzigen Erben zu soetwas beiläufigen, wie dem Vertreiben der Spinnen? Auf verengten Augen betrachtete er den Elb. „Echannen i vegil hen vin Gondolin. Magannen nan Gelydh“ („Das ist eine uralte Elbenklinge. Geschmiedet von meinem Volk“), sagte Legolas und drehte dabei das Schwert in den Händen, „woher habt ihr das?“

„Es wurde mir geschenkt“, presste Thorin wütend hervor. Dieser Elb sprach mit einer zu großen Abfälligkeit, was des Zwergen Missmut noch steigerte. Legolas legte den Kopf schief und blickte ihm mit eisigen Augen entgegen. Blitzschnell hatte er die Klinge so gedreht, dass deren Ende auf Thorins Kehle zeigte. „Nicht nur ein Dieb, sondern auch noch ein Lügner“, höhnte er dunkel, „Enwenno hain!“ Mit diesem Befehl, ergriffen die Elben die Zwerge und führten sie ab wie Verbrecher. „Thorin!“, flüsterte Bofur dringlich, „wo ist Bilbo?“ Der Zwerg sah sich erschrocken um. Es stimmte, der Hobbit war nirgends zu sehen. Vielleicht gab es also doch noch Hoffnung.

Die Truppe Elben eskortierten sie bis zum großen Tor des Waldlandreiches. Seine Säulen waren gigantisch und schienen aus Glas gefertigt, die Blumen rankten sich an ihnen empor. Hier sah nichts mehr so aus wie im Düsterwald, dies war wahrhaftig ein Königreich. Legolas, der blonde Elb, ging am Ende des Trupps und befahl seinen Kriegern das Tor hinter ihnen zu schließen. Er trug Thorins Schwert in einer Hand und seinen eigenen Bogen in der anderen. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck folgte er der Gemeinschaft hinein.

Im inneren des Gebäudes verliefen Brücken und Treppen überall umher. Ob an den Wänden oder mitten durch die gigantische Halle. Alles leuchtete in einem goldenen Ton, die Sonnenstrahlen tauchten die Luft in einen warmen Schimmer. Bäume verwuchsen mit den Treppen und bildeten einen Anblick, als seien sie einzig für diese Hallen gewachsen. An jeder Ecke, die sie passierten, standen Wachen mit Speeren und silbernen Helmen. So besorgt Kili auch war, er kam nicht drumherum zu staunen. Doch er hatte auch das Gefühl beobachtet zu werden. Umso tiefer sie in das Reich schritten, umso bedrohter kam er sich vor.

Irgendwann erreichten sie einen Art Gefängnistrakt. Überall befanden sich goldene Türen in den Wänden, mit kleinen Zellen dahinter. Sie stapelten sich an den Wänden, verbunden mit einer schmalen Treppe. Ein Zwerg nach dem anderen wurde grob in eine der Zellen gestoßen. Kili atmete erleichtert auf, als sie ihn mit Ahvril zusammen in eine brachten. Der Zwerg erkannte wieder die Elbenfrau von vorhin. Sie warf ihm einen langen Blick zu, ehe sie die Tür schloss. Sofort ging Kili in die hinterste Ecke und legte die Celva behutsam zu Boden. Ihr Gesicht erschien ihm leichenblass und ihre sonst so rosa Lippen stachen blau hervor. Ihre Atmung war rau und flach. Er musste etwas tun! Wenn er den Elben Bescheid gab, würden sie sie vielleicht töten. Wenn er sie jedoch hierbehielt und abwartete, würde sie auf jeden Fall sterben.

Also tat er das einzig Richtige und stand auf. Schnell rannte er ans Tor und schmiss sich dagegen, sodass es klirrte. Kili sah die Elbenfrau, zusammen mit einem blonden Elb. Sie unterhielten sich in ihrer Sprache und die Rothaarige sah immer wieder zu ihm. Da kam ihm eine Idee. „Hey! Ihr da!“

Fire Princess (Hobbit FF: Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt