Kapitel 26

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Der kleine Legolas rannte durch die Hallen von Bruchtal, seinen Bogen in der rechten Hand und einen Köcher Pfeile auf dem Rücken, der mit jedem Schritt tanzte. Er liebte es, während seiner Besuche, mit den anderen Elbenkindern in Imladris zu trainieren, denn sie kannten meist andere Techniken, besaßen andere Bögen und Pfeile. Seine Wissbegierde konnte nicht gestillt werden, wenn es um die Kunst des Bogenschießens ging. Seine kleinen Füße hallten laut auf dem Marmorboden der Hallen. Er war kaum aus dem Kleinkind-Alter heraus, in Menschenjahren hätte er höchstens acht Mondzyklen erlebt. Mit großer Freude erreichte er die großen Wiesen der Trainingsplätze, doch dort fand er jemanden, mit dem er nicht rechnete: Herr Elrond stand am Rande des Platzes, ein kleines Mädchen an seiner Seite. Legolas mäßigte sein Tempo und ging höflich auf den Elben zu. Er verneigte sich leicht. „Herr Elrond“, begrüßte er den Herren von Imladris, ehe sein Blick auf das Mädchen fiel. Sie hatte weißes Haar, noch heller als sein eigenes und Augen so grün wie die Blätter im Wald seiner Heimat. Sie erwiderte seinen Blick ohne die Augen zu senken. Legolas runzelte die Stirn. „Mein junger Prinz Legolas“, sprach nun Elrond zum ersten Mal und kniete sich auf ein Bein nieder, sodass er auf Legolas Augenhöhe kam, „das ist Ahvril. Sie ist ein paar Monate vor eurem Besuch hier zu uns gekommen und lebt seid dem hier in Bruchtal. Ich möchte das du ihr das Bogenschießen beibringst!“ Der junge Elb verzog den Mund zu einer fast motzenden Schnute. Er wollte gerade etwas erwidern, als Elrond erneut sprach: „Du bist der beste Bogenschütze in eurem Alter, so wurde mir berichtet. Oder stimmt das etwa nicht?“ Der Elb lächelte amüsiert, als nun ein entschlossener Ausdruck in Legolas Augen trat. „Aber natürlich Herr Elrond“, erwiderte er begeistert und nahm das Mädchen an die Hand. Gemeinsam liefen sie davon. Von diesem Zeitpunkt an sollte noch öfter ihr Kinderlachen die Hallen von Imladris füllen.

Immer wieder überfielen Legolas die Gedanken an seine Kindheit. Er suchte in ihnen nach Hinweisen dafür, dass sein Vater Recht haben könnte. Er konnte keine finden. Zum wiederholten Male trat er seinem Hengst in die Seiten und forderte ihn damit auf sein Tempo noch mehr zu erhöhen. Tauriel und Ahvril konnten nicht mehr weit entfernt sein!

In Esgaroth schmiss Alfrid die Papiere von Bard abfällig über eine Schulter, als seien sie nichts wert. „Wenn ich mich Recht entsinne, habt ihr eine Genehmigung als Kahn-Führer“, meinte Alfrid hochnäsig und trat vor Bard, „und nicht als Fischer!“ Er griff in eines der Fässer und nahm einen Fisch hoch, nur um ihn Bard vors Gesicht zu halten. Im Fass kam nun ein Auge zum Vorschein, da wo vorher der Fisch gelegen hatte. Bombur sah erschrocken nach oben und hielt die Luft an. „Das geht euch nichts an“, erwiderte Bard kühl und schüttelte leicht den Kopf. „Irrtum“, grinste Alfrid boshaft, „es geht den Bürgermeister etwas an und somit geht es mich etwas an!“

„Ach kommt Alfrid habt ein Herz! Die Menschen müssen essen!“

„Dieser Fisch ist nicht genehmigt!“, mit diesen Worten warf Alfrid den Fisch ins Wasser. „Kippt die Fässer über Bord“, befahl er den Wachen, die ihn begleitet hatten. „Ihr habts gehört!“, hollerte der Größte von ihnen, mit einem roten Umhang. Der Wachmeister. „In den Kanal damit! Beeilt euch!“ Bard sah verzweifelt zu wie die Männer die Fässer packten und begannen sie über Bord zu schütten. So würden nicht nur die Zwerge entdeckt werden, man würde ihn selbst ins Gefängnis stecken. Der Bürgermeister wartete schon seid langem auf eine Chance dem Kahn-Führer eins auszuwischen. „Die Bürger der Stadt leiden Not!“, versuchte er es erneut, „die Zeiten sind schwer. Nahrung ist knapp!“

„Das ist nicht mein Problem“, murmelte Alfrid von der Seite und beobachtete selbstgefällig wie Fisch um Fisch in den Kanal fiel. „Und wenn die Leute hören, dass der Bürgermeister Fisch in den See wirft. Wenn die Aufstände beginnen. Wird es dann euer Problem sein?“ Alfrid sah Bard entgeistert an. Sein Mund stand offen, als wolle er etwas sagen. Immer schneller kippten die Wachen nun die Fässer über Bord, bald würden sie den ersten Zwerg entdecken. Im letzten Moment hob Alfrid mürrisch eine Hand. „Aufhören“, rief er. Sofort stellten die Wachen die Fässer wieder gerade hin und verließen den Kahn. „Immer Fürstreiter des Volkes … hm … Bard? Der Beschützer der kleinen Leute. Noch habt ihr ihre Unterstützung, Kahn-Führer. Aber nicht mehr lange!“, Alfrid warf ihm noch einen letzten giftigen Blick zu, ehe er sich umdrehte und verschwand. Bard atmete erleichtert aus. 

Fire Princess (Hobbit FF: Band 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt