Ahvrils Blick glitt immer wieder besorgt zum Himmel. Ein Tag und eine Nacht waren vergangen und der Durinstag war nun angebrochen. Die Sonne stand bereits tief am Himmel. Wenn sie in Esgaroth ankamen, wusste sie nicht was sie erwartete. Thorin würde sich von nichts aufhalten lassen, in wenigen Stunden, die Tür zum Erebor zu öffnen. Aber Kili war verwundet! Wenn sie ihn mitgenommen hatten, käme Ahvril nicht mehr rechtzeitig.
Sie rannte nun, in der Form ihres Wolfes, voraus. Hinter ihr hörte sie das Donnern von Hufen. Legolas und Tauriel ritten nun gemeinsam das Elbenpferd, das nicht mit Ahvrils Mearas hätte mithalten können. Die Celva versuchte sich mit der Gesellschaft der Elben abzufinden, sie würde sich mit Legolas auseinandersetzen wenn all das hier vorbei war. Sie konzentrierte nun ihre Gedanken auf ihre Freunde, vor allem auf Kili. Sie hatte geschworen die jungen Zwerge zu beschützen, ihn und seinen Bruder! Sie würde es nicht ertragen Kili zu verlieren. Mit dieser Gewissheit stetig im Kopf verlängerte sie ihre Schritte und brachte ihre Pfoten an den Rand ihrer Möglichkeiten. Bald müssten sie die Orks eingeholt haben. In weiter Ferne zeichneten sich die ersten Hütten am Horizont ab, um sie herum glitzerte der See. Waren die Orks etwa schon in der Stadt? Oder warteten sie, bis zum Anbruch der Nacht? „Noro lim, Legolas!" („Laufe schneller, Legolas!"), rief sie nach hinten und hörte sofort wie das Pferd an Geschwindigkeit zunahm, „Pe din ú - chiritham ned aduial, Kili 'wand!" („Wenn wir sie nicht vor Einbruch der Nacht finden, ist Kili tot!")
Zu Dritt standen sie nun am Rande der Stadt. Der Mond stieg den Himmel empor und tauchte alles in blaues Licht. Von dem Dach einer Hütte aus konnten sie alles überblicken. Kein Ork würde sich hier bewegen, ohne das es der Celva oder den beiden Elben auffiel. Ahvril lehnte am Kamin des Hauses, darauf bedacht mit ihrem hellen Haar nicht im Licht des Mondes zu stehen. Sie hatte sich dafür entschieden noch nicht zum Erebor zu gehen, ihr Gefühl sagte ihr, dass Thorin seinen verwundeten Neffen nicht mitgenommen hatte. Kili war noch in Esgaroth, da war sie sich fast sicher. „Siehst du etwas?", flüsterte Ahvril nervös und in Sorge eine Bewegung zu übersehen. Legolas schüttelte kaum merklich den Kopf, seine blauen Augen verließen nicht die Szenerie vor ihm. Die Celva fand es mit jeder Minute schwerer zu warten, sie hätte lieber jedes einzelne Haus nach den Zwergen abgesucht, statt sich auf die Orks zu verlassen. So viel sie wussten, konnte Kili bereits tot sein!
„Dort", wisperte Tauriel plötzlich und Ahvril folgte ihrem Blick. Mehrere schwarze Punkte bewegten sich langsam über die Dächer der Seestadt. Sie krochen geduckt, ab und zu blitzten ihre silbernen Klingen in der Nacht. Ahvril nickte Tauriel kurz zu, ehe sie sich über die Spitze des Daches schwang und auf der anderen Seite lautlos hinunter glitt. Bevor sie jedoch über den Rand rutschen konnte, sprang sie und landete leise auf dem Dach der benachbarten Hütte. Im Augenwinkel sah sie, wie die Elben es ihr nachahmten. Langsam begannen sie die Verfolgung.
Im Inneren von Bards Haus schrie Kili vor Schmerz. Nachdem der Bürgermeister ihnen seine Hilfe verwehrte, hatten sich die Zwerge an den Kahnführer gewandt. Nachdem dieser den Zustand bemerkte, in dem sich Kili befand, ließ er sie sofort hinein.
Nun lag der junge Zwerg auf einem Bett. Bofur und Óin taten was sie konnten, während Fili an seiner Seite saß und versuchte ihn zu beruhigen. Doch nichts half. Jede Minute, die verging, nahmen seine Qualen zu und Kili begann sich immer mehr hin und her zu wälzen. Es schien, als zucke sein Körper bei jeder neuen Schmerzenswelle unkontrolliert zusammen. Sein Blick war wirr und so unruhig wie seine Glieder. „Kannst du denn gar nichts machen?", fragte Fili verzweifelt. „Ich brauche Kräuter!", antwortete Óin gehetzt, während er ein Stück Stoff auf Kilis Bein drückte, „etwas um sein Fieber zu senken!"
„Ich habe Nachtschatten, ich habe Hundskamille -", zählte Bard auf und durchwühlte einen kleinen Beutel, voller Gläschen. „Die nutzen mir nichts! Habt ihr kein Königskraut?"
„Nein. Das ist Unkraut!", Bard sah den Zwerg verwirrt an, „Damit füttern wir die Schweine." Bofur hob sofort den Kopf, wobei seine Ohrenschützer am Hut auf und ab wippten. „Schweine? Unkraut? Genau!", murmelte er vor sich hin und drehte sich zu Kili, der noch immer vor Schmerzen stöhnte. „Rühr dich nicht vom Fleck!", befahl er ihm und rannte so schnell er konnte aus dem Haus. Er erinnerte sich noch heute morgen, als er viel zu spät aufwachte, dank des guten Weines, an einem Schweinehort vorbeigelaufen zu sein! Kurz darauf war er am Steg angekommen und hatte Kili, Fili und Óin getroffen. Thorin und die Anderen waren ohne ihn losgezogen. Jetzt konnte er sich vielleicht wenigstens hier nützlich machen!
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Ich möchte euch hier schonmal vorwarnen: Ich werde die zeitliche Abfolge der Dinge ein wenig abändern! Erwartet also nicht, dass alles so abläuft wie im Film :)
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Fire Princess (Hobbit FF: Band 2)
FanfictionEndlich akzeptiert von den Zwergen und als geliebtes Mitglied der Gemeinschaft steht Ahvril nun vor einem neuen Problem. Längst vergessene Geschichten kommen wieder zum Vorschein und alte Freunde begegnen ihr auf dem Weg zum Erebor. Doch nicht nur F...