Kapitel 77

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So meine Lieben, 

meine Klausurenphase ist vorbei und damit hatte ich Zeit ein neues Kapitel zu schreiben. Dieses ist sogar etwa länger als sonst. 

Viel Spaß!


Libbys P.O.V.

Karl pfeift den gesamten Weg über aus der Zelle durch die engen Flure bis wir draußen ankommen. Dabei biegen wir zweimal rechts und dann einmal links ab, während der Weg mit jedem Schritt steiler wird.

Niemand sagt auch nur ein Wort und beide Männer scheinen entspannt zu sein. Hier bei Karl ist in der Regel niemand ruhig, geschweige denn entspannt. Es gibt immer etwas, was die Leute hier verunsichert und auf die nächste Katastrophe warten lässt. Wenn es kein erneuter Wutanfall gefolgt von einem Angriff von Karl ist, welches durch etwas vollkommen Banales ausgelöst wird, ist es etwas, was Karl gerade in dem Moment entschieden hat zu ändern. Mit Karl kann man nicht gewinnen. Daher ist die Reaktion dieses Mannes nicht normal. Aber ich bin nicht erpicht darauf meine Familie leiden zu sehen, also frage ich erst gar nicht nach.

Nach dem altbekannten Motto, Schweigen ist Gold, können viele Auseinandersetzungen verhindert werden. Und das hat bis jetzt unser Überleben gesichert.

Draußen angekommen, schaue ich mich unauffällig um. Wie bisher schon vermutet, sind wir in demselben Wald, in dem auch die Nymphen leben. Oder eher lebten. Nach den Gerüchen um uns herum sind wir aber weit von ihrem Stadtzentrum entfernt.

Bei dem Gedanken an diese, kann ich nur hoffen, dass Karl sie nicht auch erwischt hat.

Karl hört plötzlich auf zu pfeifen und schickt den Mann neben uns weg. „Geh und bereite den nächsten Schritt vor", sagt er und zeigt auf ein weiteres Steinhaus, welches dem ähnelt, aus dem wir gerade rausgekommen sind. Bei dem Anblick dreht sich mir der Magen um. Dort steht nicht nur ein weiteres Steinhaus, sondern gleich fünf weitere. Nach dem Aussehen zu urteilen sind diese identisch wie unser Gefängnis und können mehr als 100 weitere Gefangene festhalten. Hier geht es nicht nur darum mich und damit auch meine Familie wieder zurückzuholen. Nein, nein, nein. Es geht um weit mehr. Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es viel besser sein kann als unsere Experimente.

„Du kannst die Häuser ignorieren. Zu denen kommen wir später. Atme tief ein und genieße die frische Luft. Das Wetter ist toll, nicht wahr?", spielt Karl die anderen Gefängnisse herunter, während der Mann zu dem am nahgelegensten Haus rüber läuft. Aus Gewohnheit nicke ich nur und drehe den Häusern meinen Rücken zu. So stehe ich direkt vor Karl und siehe so aus, als würde ich ihm meine gesamte Aufmerksamkeit geben. Das hat aber den weiteren Vorteil, dass ich alle seinen Bewegungen sofort bemerken kann. Auch wenn die Sicht auf die anderen Gefängnisse praktisch wären, möchte ich nicht riskieren respektlos rüberzukommen.

Da durchbricht ein markerschütternder Schrei die Atmosphäre und lässt mir die Haare zu Berge stehen. Ich kenne diese Art von Schmerzensschreien. Die Experimente haben weder angefangen.

Und das erklärt auch die Ankunft von Adams Vater und Karls Versuch an die strahlende Lilie zu kommen. Er hat sein Ziel wohl noch immer nicht erreicht und da durch die Experimente immer mehr Probanden sterben, muss er diese entweder heilen oder Nachschub holen.

So oft wie er Menschen und Wölfe entführen lassen hat, ist es irgendwann aufgefallen und alle Rudel waren auf der Acht. Vor Jahren als ich zuletzt neue Wölfe holen musste, hatten meine Gruppe nur drei Wölfe mitnehmen können. Karl hatte sich so dermaßen aufgeregt, dass er zwei von diesen in seiner Wut selbst umgebracht hatte. Und jetzt fehlt diese Wut bei Karl.

Meine Gedanken arbeiten auf Hochtouren, bis ich endlich eins und eins zusammenführe. Er benutzt die Nymphen. Das heißt, dass Dahlia und Viola auch in Gefahr sind.

Das Wispern eines WolfesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt