Lanas P.O.V.
Relativ früh am Morgen höre ich Karin vor meiner Tür. Sie gibt sich sichtlich Mühe nicht allzu laut zu sein. Obwohl es nicht wichtig ist. Ich sitze fertig angezogen auf meinem Bett und warte.
Ich konnte letzte Nacht kaum schlafen. Immer wieder habe ich an das Labor gedacht und an verschiedene Möglichkeiten, mich unauffällig wegzuschleichen. Aber es hat nichts genützt, da ich noch immer keine Ahnung habe, wie ich vorgehen soll. Karin wird Mathematik unterrichten. Ich bezweifle, dass sie überhaupt in die Nähe eines Labors gehen wird.
Deswegen habe ich mich relativ früh dazu entschieden es heute auf mich zukommen zu lassen. Ich denke nicht, dass heute mein letzter Tag in der Uni sein wird. Im schlimmsten Fall nutze ich heute, um mir einen Überblick über das Gebäude zu verschaffen und gehe morgen ins Labor. Oder ich breche nachts dort ein.
Um mich abzulenken habe ich an der Formel gearbeitet und sie sogar fertiggestellt. So kann ich mich jetzt darauf konzentrieren das Serum herzustellen und mein Rudel zu suchen.
Leider hat das Serum eine höhere Priorität, weshalb ich mich jetzt die nächsten Tage ausschließlich darauf konzentrieren werde. Aber wenn ich die gesamte Nacht daran arbeiten kann, wird es hoffentlich nicht zu lange dauern, bis ich einige Ampullen hergestellt habe. Dann kann ich die gesamte Nacht nach meinem Rudel suchen.
Da ich nicht weiß, was mich in der Uni erwartet, habe ich auch mein Formelheft neben meinem Zeichenheft und meinen Stiften in meine Tasche gepackt.
Karin schaut mich überrascht an, als sie reinkommt und mich sieht. Angezogen, zusammengepackt und bereit zu gehen.
„Du bist ja schon wach", entfährt es ihr leise und sie erstarrt.
Langsam schaut sie mich aus großen Augen an. Dann scheint ihr irgendetwas in den Sinn zu kommen, da sie auf ihre Unterlippe beißt und ihr Blick über meinen Körper fährt. Vom Kopf runter zu meinen Füßen und dann wieder hoch. Währenddessen hat sie einen nachdenklichen Blick und ich bekomme ein schlechtes Gefühl.
Ich weiß nicht genau, was es ist. Aber etwas an ihrem Blick und ihrer Körperhaltung lassen meine Nackenhaare zu Berge stehen. Wenn ich eines in den letzten Jahren gelernt habe, ist es meinen Instinkten zu vertrauen.
Ihr Gedankengang kann nichts Gutes für mich heißen. Also stehe ich auf und schwinge meinen Rucksack über meine rechte Schulter.
Karin zuckt fast unmerklich zusammen und ihre Augen schnellen zu meinen. Eine Sekunde lang kann ich die Zweifel in ihren Augen ablesen. Zweifel an mir und an dieser Situation. Dann lächelt sie mich an und der Ausdruck ist verschwunden. Stattdessen führt sie mich runter in die Küche und lobt mich, dass ich von allein aufgewacht bin und mich fertig gemacht habe.
Ich habe den Blick aber gesehen und damit ist der letzte Funken an Hoffnung erloschen, dass ich hier noch viel länger bleiben kann.
Johann könnte sie jetzt von seinem Plan überzeugen, wie er es schon vor zwei Tagen versucht hat. Damals hatte sie nur keine Zweifel, jetzt schon.
Das ändert alles. Jetzt muss ich das Serum so schnell wie möglich fertigstellen und mein Rudel finden. Wenn ich heute keine Möglichkeit finde das Labor zu finden, werde ich es heute Nacht tun. Wenn ich dann schon da bin, kann ich auch schon die erste Ladung herstellen.
Am Frühstückstisch frühstücken Johann und Jakob schon. Wie üblich unterhalten sie sich dabei, jetzt über die Schule.
Gezwungenermaßen setze ich mich auch an den Tisch neben Karin und esse das Marmeladenbrot, welches sie mir kurz darauf hinhält.
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Das Wispern eines Wolfes
WerewolfDies ist die überarbeitete Version von meinen alten Büchern "Schweigen ist Gold" und "Kämpfen ist Gold" Lana wurde von ihrer Pflegemutter im Wald gefunden und lebt seit einem Jahr mit ihr und ihrer Familie. Doch ihre Vergangenheit ist nicht spurlo...