Kapitel 59

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Adams P.O.V.

„Ich kann euch nicht folgen. Jetzt nochmal für einen Laien, bitte", unterbreche ich Dr. Rainhad ein weiteres Mal. Genervt schaut er mich an und wendet sich dann Dr. Salçik zu. Er wirft mit Fachbegriffen um sich, mit denen ich nichts anfangen kann. Da kann er nicht mit einer anderen Reaktion von mir rechnen.

Es ists ein Job es mir so zu erklären, dass ich es verstehe ohne Medizin zu studieren. Dafür habe ich ihn ja eingestellt. Hätte ich gewusst, dass er ein Idiot mit einem Abschluss ist, hätte ich mich anders entschieden. Die andere Ärztin, die zur Auswahl stand, war genau so qualifiziert wie er. Zwar habe ich ihren Namen vergessen, aber jetzt denke ich, dass es ein Fehler war, sie wegzuschicken.

Ich knurre ihn warnend an und stelle mich genau vor ihn. Sofort zeigt er mir seine Kehle, aber ich spüre, dass es nicht ernst gemeint ist. Es erscheint mir fast schon eine Lüge zu sein. Das sitzt nicht gut mit mir. An jedem anderen Tag hätte ich ihn verbal zur Rechenschaft gezogen, aber nicht heute.

Heute haben meine Instinkte die Oberhand. Meine Hand schnellt hervor, bevor er es kommen sieht. Niemand behandelt einen Alpha so respektlos wie er, insbesondere nicht seinen eigenen Alpha!

Meine Krallen wachsen und ich drücke leicht seine Kehle zusammen. Nicht so sehr, dass er Probleme mit seiner Atmung bekommt, aber stark genug, um ihm zu zeigen, in wessen Händen sein Leben liegt. Absichtlich steche ich mit meinen Krallen kleine Löcher in seinen Hals. Wie auch mit meinem Griff sind sie nicht tief genug, um sein Leben zu gefährden, aber er wird sie noch einige Stunden spüren und noch viel wichtiger: Das Rudel wird es sehen. Ein Zeichen, dass er etwas getan hat, das schlimm genug war, um den Alpha zu erzürnen. Es ist eine Strafe eines Alphas. Nicht zu übersehen.

Die gesamte Zeit über spüre ich den Blick von Dr. Salçik auf mir. Es ist aber weder stechend noch besorgt. Vielmehr neugierig und bedacht. Als ob sie etwas sieht, was ihr vorher verborgen war.

Sie hat aber keine falschen und hinterlistigen Hintergedanken, also ignoriere ich sie fürs Erste. Solange sie nicht zwischen uns springt und meine Entscheidungen anzweifelt habe ich keine Probleme mit ihren Blicken.

„Vergiss nicht, wer vor dir steht, Wolf! Noch ein weiterer Fehltritt und ich werde dafür sorgen, dass es keine weiteren mehr gibt."

Ich weiß, dass er weiß, dass es keine Drohung, sondern ein Versprechen war. Heutzutage kommt es nicht allzu oft vor, dass der Alpha ein Rudelmitglied wegen Ungehorsam exekutiert, aber die Instinkte eines Wolfes sind stark. Die eines Alpha Wolfes sind um einiges stärker. Da wird sich niemand an meiner Entscheidung stören.

Ferdinand würde es wahrscheinlich als zu übereifrig und Machtbezogen beschreiben, aber auch er wird mich dafür nicht rügen. Nicht, wenn meine Instinkte mich geleitet haben.

Dr. Rainhad schaut mich noch immer nicht an und krächzt nur ein leises „Natürlich, Alpha Adam", bevor er die Zähne zusammenbeißt. Ich sehe wie sehr sich sein Kiefer anspannt und er angestrengt nach Luft schnappt. Sein Herzschlag hat sich vor Angst verschnellert und er weiß, in welch heikler Situation er ist. Er müsste auch erkannt haben, wieso er in dieser Situation ist, aber nach seiner angespannten Haltung zu urteilen, ist er nicht ganz ehrlich.

Rücksichtslos verstärke ich meinen Griff und füge ihm eine tiefe Wunde an der Seite seiner Kehle zu, genau unter seiner Halsschlagader.

Ich halte mich nicht länger zurück und lasse meine Dominanz auf ihn los. Sofort knicken seine Beine weg und er hängt nur noch in meinem Griff. Er reißt die Augen auf und schaut mich erschrocken an. Versucht dabei meinen Griff zu lösen und seinen Füße auf den Boden zustellen, aber sie können sein Körpergewicht nicht mehr halten. Es wird eine Weile dauern, bis er wieder zu sich kommt, aber jetzt geht es nicht darum, sich um mein Rudelmitglied zu kümmern, sondern ihn zurechtzuweisen.

Das Wispern eines WolfesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt