Lanas P.O.V.
„Ich bin nur froh, dass du endlich wach bist", teilt Jakob Karin mit und lächelt. Seit wir in Karins Zimmer sind, hat er eine 180 Grad Wendung hingelegt. Von dem mürrischen, wütenden Jungen ist nichts mehr zu sehen. Stattdessen schaut er Karin aus warmen Augen an und weicht ihr nicht mehr von der Seite. Er hat ihre Hand die letzte Stunde nicht ein Mal losgelassen.
Er sitzt an Karins rechter Seite und Johann ist an ihrer linken. Ich habe mich sofort abseits dieser Familie an den kleinen Tisch am Fenster gesetzt.
Ich traue meinen Gefühlen nicht mehr, Habe mittlerweile sogar Zweifel an meinen eigenen Instinkten. Eben jenen Instinkten, die mir schon mehrmals das Leben gerettet haben.
Aber wie ich vor mir sehe haben sie mich getäuscht. Ich dachte Jakob wäre nett. Anständig. Ich dachte, er liebt mich genau so sehr, wie er seine Eltern liebt. Ich habe mich getäuscht. Ich werde niemals an wichtiger Stelle stehen. Nicht für ihn, nicht für Karin und ganz sicher nicht für Johann. Sie sind eine Familie, ohne mich.
Und meine Familie ist da draußen und sucht mich. Ich sollte mich auf sie konzentrieren. Ich würde am liebsten auflachen. Was habe ich mir denn gedacht? Es war von Anfang an abzusehen, dass es genau auf diese Situation hinauslaufen wird.
Ich beobachte die Drei, wie sie sich anlächeln und umarmen, sich küssen. Da ist kein Platz für mich. Karin hat am Anfang öfters zu mir geschaut, aber tut es jetzt nicht mehr. Johann ignoriert mich schon die gesamte Zeit über.
Kaum kam ich in sein Sichtfeld hat er sich angespannt und sein Gesicht weggedreht. Das sagt genug aus.
Je mehr ich ihnen zusehe, desto mehr sehne ich mich nach meiner Familie. Es ist über ein Jahr her, dass ich die Fünf gesehen habe. Viel zu lange.
Bei dem Gedanken werde ich wütend. Wütend auf die Rudel, wütend auf Karl, wütend auf alle Wesen, die mich ignoriert und belächelt haben. Wären sie nicht da, hätte ich nach meiner Familie suchen können. Ich müsste mich nicht verstecken. Ich müsste nicht fremden Wölfen dabei zusehen glücklich zu sein.
Abrupt stehe ich auf und reiße damit die Aufmerksamkeit auf mich. Gebe ihnen aber keine Gelegenheit etwas zu sagen und stürme aus dem Zimmer.
Augenblicklich höre ich dumpfe Schritte, die mir folgen und kurz darauf Jakob meinen Namen rufen. Ich laufe blindlings den Flur runter und möchte links in einen Raum. Zu meinem Pech ist er abgeschlossen und ich versuche die nächste Tür aus. Auch verschlossen. Aufschnaufend gebe ich auf und entscheide mich in die Küche zu gehen. Ich höre das leise Summen des Kühlschrankes und folge dem in die Küche im Erdgeschoss.
Wie von selbst greift meine Hand nach einem Glas und füllt diese mit Wasser. Ich kann nicht tatenlos herumstehen, nicht mehr. Dabei kommt Jakob mit hochrotem Kopf durch die Küchentür gelaufen und schaut mich böse an. Sein Blick ist aber nicht sehr überzeugend, da er noch immer atemlos schnauft und sich sein Brustkorb viel zu schnell hebt und wieder senkt.
„Was soll das, Lana?"
Ich antworte nicht und trinke mein Wasser. Dabei spüre ich seinen Blick deutlich auf mir. Was will er schon machen?
„Meine Mutter ist aus dem Koma erwacht und du tust so, als würdest du bald sterben! Es grenzt schon an ein Wunder, dass ihre Wunden nicht allzu schlimm waren und wie schnell sie geheilt ist, aber wir dürfen sie nicht stressen. Da hilft es auch nicht, dass du dich in eine Ecke des Raumes verkriechst und nur noch schmollst!" Mit Händen fuchtelnd und zusammengekniffenen Augen redet er auf mich ein. Ich richte meinen Blick gerade deswegen bewusst auf alles, bis auf ihn. Das scheint ihn aber nur noch wütender zu machen. Ich dachte er lässt mich dann in Ruhe.
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Das Wispern eines Wolfes
WerewolfDies ist die überarbeitete Version von meinen alten Büchern "Schweigen ist Gold" und "Kämpfen ist Gold" Lana wurde von ihrer Pflegemutter im Wald gefunden und lebt seit einem Jahr mit ihr und ihrer Familie. Doch ihre Vergangenheit ist nicht spurlo...