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Die Fähigkeit zur Leidenschaft ist sowohl grausam, als auch göttlich;
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"Bleib hier!", knurrte Reahlyn und verließ einfach die Hütte, während ich sofort zum Fenster lief und neugierig rausschaute.

Mit angehaltenem Atem sah ich Esteban aus einem schwarzen BMW steigen. Er hatte wie immer ein Hemd an. Dieses Mal ein weißes, bei dem die beiden obersten Knöpfe geöffnet waren. Darüber trug er einen schwarzen Mantel, der ihn unfassbar gut aussehen ließ, aber ich wollte nicht so über ihn denken - also schaute ich lieber Reahlyn an, bei dem mir plötzlich auffiel, dass er immer noch nur ein Tanktop bei dieser Kälte trug.

Die beiden standen sich gegenüber, stritten anscheinend über irgendwas und als Esteban dann genau in meine Richtung schaute, schloss ich blitzschnell den Vorhang und bekam so krasses Herzrasen, dass ich trotz der Kälte anfing zu schwitzen.

Ich wusste nicht mal, was dieses Gefühl in mir auslöste...

Die Aufregung - oder der Blick in diese dunklen Augen, die immer wieder irgendwas in mir auslösten, von dem ich selbst nicht wusste, was es war.

"Komm raus, Love", hörte ich ihn nach mir rufen, doch ich bewegte mich keinen Millimeter. Erst, als ich plötzlich wieder wahrnahm, dass die beiden lauthals stritten, lief ich zur Tür und öffnete diese zögerlich.

"Geh wieder rein!", schrie Reahlyn und schaute dabei flüchtig zu mir, doch Estebans Augen hafteten für eine gefühlte Ewigkeit an meinen und als er in die Richtung seines Wagens nickte, machte ich einige langsame Schritte nach vorne.

"Halt sie da raus!", brüllte Reahlyn und packte Esteban am Kragen seines Hemdes und ich musste zugeben, dass mir dieser Anblick überhaupt nicht gefiel. Als Esteban ihn von sich wegschubste und ich schon dachte, gleich würde eine Schlägerei anfangen, lief ich schnell zwischen die Beiden.

"Hört auf!", befahl ich laut und nahm Reahlyns starren Blick auf Esteban wahr. Er sah aus, als würde er ihn gleich bei lebendigem Leib fressen.

"Steig ein", meinte Esteban kühl und bestimmend, doch ich schüttelte sofort verneinend meinen Kopf.

"Ich will erst wissen, was hier überhaupt los ist?"

Reahlyn sagte überhaupt nichts mehr. Stand einfach nur mit seinem wütenden Ausdruck da und ich dachte wirklich, er würde Esteban gleich eine Kugel verpassen. Zum Glück hatte er keine Waffe in der Hand.

"Wir müssen reden. Jetzt!", kam es wieder von Esteban, der um den Wagen herumlief und die Beifahrertür aufmachte, um mich dann eindringlich anzusehen.

Ein Augenblick der Stille entstand und da ich sowieso irgendwann wieder zurück gemusst hätte, wandte ich mich Reahlyn zu, dessen Ausdruck plötzlich fassungslos wurde.

"Tu das nicht", flüsterte er mir zu, doch ich konnte mich nicht länger einem Märchen hingeben - egal wie schön es mir erschien... Es war nicht real und das Mädchen, das ich in seiner Nähe war, war nicht wirklich ich.

"Ich danke dir dafür, dass du meinem Leben einen Augenblick der Ruhe geschenkt hast", hauchte ich wehmütig und gab ihm einen Kuss der Dankbarkeit auf seine Wange, um ihm dann schweren Herzens den Rücken zu kehren.

Ich stieg ohne einen von Beiden nochmal anzuschauen in den Wagen und wartete nervös darauf, dass auch Esteban endlich einstieg.

Ich konnte es nicht mehr ertragen, Reahlyns mitfühlende Blicke auf mir zu spüren, denn genau das war es, was mich immer weiter runterzog. Ich wollte kein schlechtes Gewissen haben - und doch zwang er mich dazu, indem er mich plötzlich so vollkommen für sich einnahm.

Als Esteban anschließend neben mir Platz nahm und den Motor startete, nahm ich sofort den Geruch seines Parfums war, während die Wärme der Heizung mir ein wohliges Gefühl gab.

Der Wagen wendete und ich warf einen letzten entschuldigenden Blick zu Reahlyn, der sich aber abwandte und zurück zu seiner Hütte lief.

Jetzt bereute ich es doch gegangen zu sein, aber ich tat nichts dagegen und ließ das schlechte Gefühl einfach zu, während ich gedankenverloren aus dem Auto heraus in den Wald starrte.

Umso näher wir Juneau kamen, umso unwirklicher kamen mir die letzten Stunden vor. Wie ein Traum, aus dem man nur ganz langsam erwachte...

"Wo wohnst du?", fragte Esteban nach einer Weile, als wir schon fast den Hafen erreicht hatten, doch ich wollte es ihm nicht einfach so sagen. Vor allem wusste ich ja nichtmal, was er von mir wollte.

"Wieso willst du das wissen?", stellte ich ihm eine Gegenfrage und drehte mein Gesicht zu ihm. "Und wieso hast du mich überhaupt abgeholt? Woher wusstest du, wo ich bin?"

Ich stellte ihm diese ganzen Fragen und beobachtete dabei ganz genau seine Mimik, die wie immer kalt und emotionslos schien. Ich glaube genau das war es auch, was mich dazu brachte, mit ihm mit zu fahren.

Reahlyn hatte für mich jemanden getötet. Hatte sich um mich gekümmert und mich umsorgt, als wären wir ein altes Ehepaar und doch fühlte ich mich in seiner Gegenwart immer ein Stück weit unwohl, denn ich wollte ihm nicht wehtun und früher oder später, hätte ich das mit großer Sicherheit getan.

Bei Esteban brauchte ich mir diese Gedanken nicht zu machen. Er war selbst so kalt, dass sicher niemand ihn je verletzten könnte. Er würde, egal wie nah wir uns kämen, niemals daran kaputt gehen.

"Sag mir einfach wo du wohnst und alles andere erkläre ich dir dann."

Er schaute nur flüchtig zu mir herüber und wandte seinen Blick wieder nach vorne, was ich ihm gleich tat.

"Da vorne. Der große Plattenbau."

Ich zeigte in die Richtung und Esteban fuhr dann auf den Parkplatz vor dem Haus, um sich nochmal kurz mir zuzuwenden.

"Hast du deinen Schlüssel?", fragte er und ich griff in meine Hosentasche, um ihm ihn wortlos zu reichen. "Steig aus."

Nachdem er seine Tür öffnete, tat ich es auch und zusammen liefen wir zu der breiten Haustür, die er aufschloss und mir die Tür aufhielt...

Kaum in dem dunklen, kalten Flur stehend, passierte es dann plötzlich ohne Vorwarnung und Esteban drückte mich an meiner Hüfte gegen die Wand, um seine Lippen fest auf meine zu pressen.

"Zeig mir, wer du wirklich bist", hauchte er mit dunkler Stimme und hob mich ohne Anstrengung auf seine Hüften, was mich leise aufstöhnen ließ.

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The split Mate - Only by nightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt