9

5.2K 342 139
                                    

Wer die anderen neben sich klein macht, wird nie groß werden;
___

"Du bist ein verdammtes Arschloch!", entfuhr es mir und schnell suchte ich den Weg in die Garderobe, ohne mich noch einmal zu Pablo herumzudrehen. Ich unterdrückte die Tränen, die immer wieder versuchten sich in meine Augen zu drängen. Als ich schließlich vor dem Spiegel an meinen Klamotten ankam, zog ich mich an und atmete erstmal tief und fest durch.

Josh... mein armer Josh. Als hätte er es nicht schwer genug, musste Pablo ihm auch noch einen reindrücken - und das mit mir als Waffe. Ich war es im Grunde, die ihm wehtat, auch wenn es Pablo war, der es steuerte.

"So eine Scheiße!", fluchte ich und konnte dann die Tränen doch nicht mehr zurückhalten, während ich mich auf den Stuhl sinken ließ und mein Gesicht in meinen Händen versteckte.

Ich wollte doch nie jemanden verletzten und plötzlich empfand ich mich als eine Qual...

Nach einer viel zu kurzen Zeit, um das alles zu verarbeiten, zwang ich mich dazu, mich zusammenzureißen und schaute mich dabei im Spiegel an. Ich wischte mir die Tränen weg, rang nach Luft und verlor mich in diesem grauenvollen Anblick.

Ich konnte mich selbst nicht mehr ertragen und gab Pablo mittlerweile sogar Recht. Ich sollte Josh ins kalte Wasser werfen, um ihn zu schützen und seine Gefühle nicht weiterhin zu zerstören.

Erschöpft erhob ich mich, setzte ein gequältes Lächeln auf und lief dann erhobenen Hauptes zur Bar.

"Da bist du ja! Du schuldest mir noch was!", empfing mich Ronald sofort dreckig grinsend und machte sich anscheinend an diesem Tag keine Mühe, mir irgendwas vorzuspielen.

Dafür spielte ich meine Rolle perfekt.

"Entschuldige, dass ich dich warten lassen habe, Süßer", begrüßte ich ihn mit einem Kuss auf die Wange und schaute flüchtig zu Josh, der starr an mir vorbeiblickte.

"Dann auf ein neues", riss Ronald meine Aufmerksamkeit wieder auf sich und nickend folgte ich ihm aus dem Schuppen.

"Love", hörte ich jemanden neben mir, doch da ich sicher jetzt überhaupt keinen Nerv darauf hatte, mich mit Esteban auseinanderzusetzen, lief ich einfach weiter ohne mir eine Reaktion anmerken zu lassen.

Oben an der Treppe angekommen, hielt Ronald mir die Tür auf und sofort wehte mir die eiskalte Luft ins Gesicht, während meine Augen sich erst an die Dunkelheit gewöhnen mussten.

Ich folgte Ronald schweigend in eine der Nebenstraßen und erinnerte mich, diesen Weg mit ihm am Vortag nicht gegangen zu sein. Als wir dann um eine Ecke bogen, die ich als enge Sackgasse erkannte, drückte er mich plötzlich hart gegen die kalte, harte Wand neben mir.

Mein Schrei verstummte durch seine Hand, die er fest auf meinen Mund presste und erschrocken schaute ich in sein hässliches Gesicht, in dem sich keinerlei Emotionen spiegelten.

"Du hast mich einfach liegen gelassen, du kleine Hure", knurrte er und wollte mit der anderen Hand meine Hose öffnen, doch durch den Verband war es wohl schwerer, als er erwartet hatte.

"Ein Mucks und ich rupfe dir deinen Kehlkopf raus", drohte er mir und nahm dabei ganz langsam seine Hand von meinen zitternden Lippen.

Mein ganzer Körper fühlte sich taub an und innerlich schrie ich - äußerlich jedoch starrte ich ihn nur angsterfüllt an, was ihn anscheinend sogar noch mehr belustigte.

"Zieh dich aus", forderte er, doch ich weigerte mich mit einem Kopfschütteln, woraufhin seine Hand hart auf meine Wange knallte. Ich zog tief Luft und weinte bitterlich los, doch wieder lachte er nur noch lauter.

The split Mate - Only by nightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt