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Die Hoffnung ist der Regenbogen über den herabstürzenden Bach des Lebens;
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"Was soll der scheiß?", knurrte Pablo und kam hinter der Theke hervor, während ich mit angehaltenem Atem genau in Estebans Augen sah, der vor lauter Wut am ganzen Körper zitterte.

"Was der scheiß soll?!", erhob er seine Stimme und stellte sich Stirn an Stirn mit seinem Bruder, wodurch ich sofort zurückwich und auch anfing unkontrolliert zu zittern.
"Du hast doch selbst gesagt, dass sie sich die Woche um mich kümmern soll und nun beanspruche ist dieses Privileg", knurrte Esteban und wandte sich dann von seinem Bruder ab, um meine Hand zu ergreifen.

"Love?", hörte ich dann Pablos Stimme und schaute mit rasendem Herzen zu ihm nach hinten. "Ich werde dann hierbleiben und ganz genau beobachten, ob Josh seine Arbeit auch gut erledigt."

Er grinste und wusste in dem Moment ganz genau, was er damit in mir auslöste, während Esteban mich immer weiter die Treppen an meiner Hand hochzog und erst stehenblieb, als er die Tür öffnen wollte.

"Ich muss zurück", stotterte ich panisch, doch er ließ mich nicht los, auch nicht, als ich mich immer mehr wehrte. "Esteban!!!! Lass mich los!", schrie ich dann auf der Straße angekommen und spürte sofort diese beißende Kälte, die mich komplett einnahm.

"Du willst zurück?!?!", brüllte er dann fassungslos und drückte mich dabei mit meinen Schultern gegen die Wand hinter mich. "Hast du mit ihm gefickt?!", fragte er dann noch und ich sah wie groß seine Pupillen plötzlich waren. Der Hass übernahm die gesamte Kontrolle über ihn.

"Ob du mit ihm gefickt hast hab ich gefragt!!!", brüllte er noch lauter und nahm mein Kinn in seine Hand, auf die dann meine Tränen herabliefen.

"Ja", hauchte ich verzweifelt, doch ich wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Ich hatte nur noch Josh im Kopf, dem jederzeit etwas passieren könnte und das nur wegen mir. "Esteban ich muss-"

"Wolltest du es?!??!", unterbach er mich laut und zitterte dabei immer heftiger, während seine Augen über mein weinendes Gesicht huschten.

"Ich ... Er ...", stotterte ich und dann kam der Moment, wo ich keine Kraft mehr hatte Theater zu spielen. Mir entglitt jegliches Gefühl dafür, wie ich aus all dem noch rauskommen sollte und mein Blick fiel nur noch beschämt zu Boden, während ich für Josh schon zu beten anfing.

"Sag mir nur, ob du wolltest, dass er dich fickt!", sprach er nun wesentlich ruhiger, doch trotzdem bebte seine Stimme noch.

"Nein, ich wollte es nicht", hauchte ich und sofort schaute ich dabei hoch in seine Augen, die  er für eine kurze Sekunde schloss, ehe er sich von mir löste und eine Waffe zog.

"Esteban", schrie ich erschocken und wollte nach seinem Arm greifen, doch er war schneller und trat mit Kraft eine der Doppeltüren auf, durch die ich ihm weinend hinterherrannte.

"Esteban, bitte", sprach ich auf ihn ein, doch er lief einfach immer wieder die Treppen herunter, um dann kurz inne zu halten und sich im dunklen Club umzusehen.

Mein Herz raste und meine Atmung ging nur noch stoßweise und als er dann an der Theke vorbeilief, sah ich flüchtig zu Josh, der Esteban genauso erschocken beobachtete wie ich.

Schnell wandte ich meinen Blick wieder von ihm ab und folgte Esteban durch den engen Flur bis in das Büro, wo eben noch meine persönliche Hölle war.

"Was zum Teufel!"

Pablo sprang sofort von seinem Stuhl auf, als er die gerichtete Waffe auf sich sah und zog dann selbst auch eine Pistole, doch er zielte nicht auf Esteban, sondern genau auf meinen Kopf.

"In der Sekunde, wo du deinen Finger anfängst zu bewegen, drückte ich ab", warnte Pablo ihn, während Esteban ihn hasserfüllt anblickte und seine Hand mit der Waffe so stark zitterte, dass er beide Hände an sie legen musste, um sie gerade zu halten.

"Nimm deine scheiß Waffe runter!", brüllte Pablo, doch Esteban rührte sich für eine Weile nicht, in der Pablo langsam auf ihn zuging.

"Bitte leg-"

"Halt deinen schönen Mund, Love. Alles wird gut", unterbach Pablo mich und dann nahm Esteban tatsächlich seine Waffe herunter, um sie auf den Boden zu legen. Er hob seine Hände ergebend in die Luft und als Pablo seine Waffe dann auch herunternahm, atmete ich erleichtert durch.

"Und jetzt verpiss dich aus meinem Laden und lass dich nie wieder blicken!", befahl Pablo dann und nachdem Esteban mich entschuldigend ansah, verschwand er durch die Tür hinter mir.

Ich wusste, dass er mein Leben nicht riskieren wollte und es war völlig okay, dass er mich jetzt hier alleine ließ.

"Love", hörte ich dann Pablo meinem Namen sagen und schaute ihn mit Tränen in den Augen an. "An die Arbeit und sollte sowas nochmal passieren, wirst nicht du diejenige sein, auf die eine Waffe gerichtet wird."

Er hob Estebans Waffe auf und kehrte mir den Rücken zu, während ich völlig kraftlos sein Büro verließ. Ich dachte überhaupt nicht mehr daran, meine Zeit jetzt noch mit diesem Nenad zu verbringen. Hatte auch nicht vor, noch länger hier zu bleiben und hatte auch nicht weiter vor, Esteban in solche Situationen zu bringen. Es tat mir leid genug, dass er wegen mir fast seinen eigenen Bruder erschossen hätte.

Schnellen Schrittes lief ich dann den dunklen Flur entlang zur Theke und wandte mich an Josh, der immernoch völlig irritiert durch die Gegend starrte.

"Wenn Pablo fragt, ich bin mit einem Kunden weg, okay?"

Er nickte nur und ich wusste, dass er im Moment nach Allem was passiert war, nicht mit mir reden wollte, also nahm ich nur noch schnell das Telefon, dass hinter ihm stand und rief mir ein Taxi.

Mit einem letzten Blick durch den Club, der wenig belebt wirkte, stieg ich dann die Treppen hoch und wartete auf mein Taxi, in das ich sofort einstieg als es vorfuhr.

"Guten Abend, wohin geht's?", fragte der dicke Fahrer freundlich und schaute mir dabei im Rückspiegel entgegen.

"Einfach der Straße in den Wald folgen", gab ich erschöpft von mir und legte meinen Kopf dann an die Scheibe, um völlig fertig dabei zuzusehen, wie immer mehr Bäume um uns herum auftauchten...

Ob das die richtige Entscheidung war?

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The split Mate - Only by nightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt