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Wer seine Gefühle kontrollieren kann, der hat keine;
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Ich gab keine Reaktion mehr von mir, außer das die Tränen über mein Gesicht herabliefen, während Pablo auf mich einredete, ohne das ich ein Wort wahrnahm.

"Was ist passiert?", hörte ich die Stimme von Josh, der anscheinend gerade ins Zimmer kam, doch ich drehte mich nicht um und lag weiterhin eingekauert auf dem Boden.

"Wusste nicht das es dich etwas angeht?!", gab Pablo ihm laut zurück und dann spürte ich seine Arme unter meinem Körper, wie er mich vorsichtig an seine Brust zog und mit mir zusammen aufstand. "Ich bringe sie nach Hause. Schließ nachher den Laden ab!"

Ich schloss meine Augen, nahm nur noch die Bewegungen wahr, wie Pablo mit mir auf dem Arm durch den Club lief.

Die Musik dröhnte in meinen Schädel und die Lichter flackerten selbst durch meine geschlossenen Lider hindurch, doch ich versuchte trotzdem alles auszublenden.

"Ich muss dich kurz runterlassen", meinte Pablo dann und nur widerwillig öffnete ich meine Augen, als er mich neben die schwarze Eingangstür stellte und diese dann öffnete. "So, komm."

Er zog mich an meiner Hand in die Kälte, zog dann seine Jacke aus um mir diese umzulegen und wie betäubt lief ich neben ihm her zu der Wohnung, wo ich damals gemeinsam mit ihm wohnte, bis er der Meinung war, er bräuchte Abstand.

"Du solltest keinen Alkohol trinken", kam es dann von ihm und als er keine Reaktion darauf von mir bekam, nahm er mein Kinn und sah mich eindringlich an. "Love, ich warne dich. Wie du siehst, bin ich immer für dich da, zeig ein wenig mehr Respekt. Ich möchte nicht immer der Böse sein, für den du mich hälst."

Am liebsten hätte ich ihm an den Kopf geworfen, dass er Alice getötet hat, das er mich zerstört hat und egal wie viel Gutes er im Leben noch tun würde, er würde immer der Böse bleiben, doch ich sagte nichts. Lief stumm weiter und als wir dann an dem alten, weißen Gebäude ankamen, schloss er die Tür auf und lief mir voraus zu seiner Wohnung.

Es sah alles ganz genau so aus, wie damals, als ich noch hier gemeinsam mit ihm gewohnt hatte.

Da waren noch Bilder von uns an der Wand, auf denen wir lächelten. Da waren noch meine Kuscheldecken auf der schwarzen Ledercouch. Auf dem kleinen Tisch lagen immernoch die Bücher, die ich in der Schwangerschaft gelesen hatte und dann sah ich plötzlich ein Kuscheltier vor mir auf dem Boden, was mich sofort dazu brachte, mich danach zu bücken.

"Das ist Mimo", meinte Pablo und ich schaute mir den blauen Teddybär genauer an. Er hatte riesige Knopfaugen und war einfach nur super weich.

"Oh, Mr. Gomez. Ich wusste nicht das sie so früh zurück sind", kam eine ältere Frau aus der Tür seines Schlafzimmers und sah mich verwirrt an. Dann, ganz plötzlich, weiteten sich ihre Augen und sie öffnete leicht ihren Mund, als sie mich betrachtete. Josh musste Recht haben. Ich sah sicherlich beschissen aus.

"Ist sie?", fragte sie dann an Pablo gewandt, der nur stumm nickte und mir einen flüchtigen Blick zuwarf.

"Sie können nach Hause. Ich bleibe bis morgen Abend hier", meinte er dann und ging auf die ältere Dame zu, um ihr Geld aus seiner Hosentasche in die Hand zu stecken. Sie bedankte sich und verschwand dann auch so schnell, wie sie gekommen war.

Ich schaute wieder den Teddy an und bekam nur nebenbei mit, wie Pablo plötzlich ganz nah vor mir stand. Vorsichtig nahm er mir den Bären aus der Hand und hob mein Kinn, um dann anzufangen mir seine Jacke und meinen Mantel auszuziehen, bis ich nur noch mit dem knappen Kleid vor im stand.

"Du musst mich nur verstehen und respektieren, dann kann alles so werden wie früher", flüsterte er und strich mir meine Haare hinter mein Ohr, doch ich wandte meinen Kopf zur Seite. Ich wollte von ihm nicht angefasst werden. "Love, meine Schöne, du musst doch einfach nur das tun, was ich verlange, dann wird doch alles gut."

Seine Worte waren wie Gift. Es war so typisch für ihn, andere so manipulieren zu wollen, bis sie wirklich glaubten, er hätte Recht. Doch ich wusste zu viel von ihm, hatte zu viel von ihm gesehen und wusste ganz genau, was für ein Psychopath er war.

"Papa?", hörte ich dann plötzlich eine Kinderstimme aus dem Schlafzimmer rufen und starrte wie benommen zur Tür. Mein Herz zersprang in tausend Teile, meine Hände zitterten so stark, dass ich sie eng am Körper halten musste und meine Atmung beschleunigte sich so sehr, dass ich nach Luft ringen musste.

Ich wollte sofort an Pablo vorbei, doch er hielt mich um die Hüfte fest und drückte mir seine Hand auf den Mund.
"Shhhhh. Du bekommst deine Chance, aber erst, wenn du mir gezeigt hast, dass ich immernoch dein Mann bin. Wir können doch sonst keine Familie sein", flüsterte er grinsend. "Jetzt setz dich da auf die Couch und sei still!"

Ganz langsam entfernte er seine Hand von meinem Mund, um dann an mir vorbei ins Schlafzimmer zu laufen. Ich stand da und brach fast unter Tränen aus und auch wenn ich wusste, wie gefährlich Pablo sein konnte, so wusste ich noch besser, wie er nicht sein konnte. Er liebte Kinder. Würde ihnen niemals schaden zufügen und noch weniger würde er einer Mutter etwas antun, wenn das eigene Kind daneben stand.

Voller Tatendrang lief ich ihm hinterher und öffnete dann mit angehaltenem Atem die Tür. Pablo stand an einem Kinderbett und sah mich mahnend an, doch mein Blick fiel sofort auf den Jungen, der mir neugierig entgegensah.

Er hatte meine blauen Augen, meine spitze Nase, meine dunklen Locken und die schönsten Lippen, die ich je gesehen hatte.

"Benjamin, das ist eine ganz besondere Freundin von mir. Die von den Bildern, von der ich dir schon so oft erzählt habe. Erinnerst du dich?", sprach Pablo leise zu ihm und schaute mich dabei lächelnd an.

"Ja, die Königin."

Diese Stimme... Ich konnte nicht mehr atmen. Meine ganze Welt schien sich nicht mehr zu drehen und ich musste mich zusammenreißen, nicht einfach vor lauter Emotionen zusammenzubrechen.

"Genau. Das ist sie. Möchtest du, dass sie sich zu uns setzt?"

Benjamin sah mich nachdenklich an und immer, wenn seine Augen über meine huschten, spürte ich mein Herz so stark pochen, dass mir leicht schwindelig wurde.

"Okay, Daddy", kicherte er dann schüchtern und umarmte Pablo, um sein Gesicht an seiner Schulter zu verstecken.

Ich war völlig durcheinander. Wusste überhaupt nicht mehr, was ich empfinden sollte. Ich wollte nur noch mein Kind an mich reißen und für immer von hier abhauen.

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The split Mate - Only by nightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt