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Die Starken sind die, die unter Tränen lachen, eigene Sorgen verbergen und andere glücklich machen wollen;
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Der nächste Morgen kam und ich lag immernoch wach auf der Ledercouch, während Pablo neben mir in meinem Arm lag und den Kopf auf meiner Brust ruhen hatte.

Ich ignorierte sein Dasein so gut es ging und schaute gedankenverloren aus dem Fenster, um wie betäubt dabei zuzusehen, wie es draußen immer heller wurde, bis Pablo langsam auch wach wurde und sich gähnend von mir erhob.

"Du solltest jetzt gehen", sprach er ruhig und küsste einige Male meine Brüste, ehe er dann von der Couch aufstand, um sich sein Handtuch um die Hüfte zu wickeln.

"Aber was ist mit Benjamin?", fuhr ich verzweifelt hoch und sah ihm flehend in die Augen. Ich wollte hierbleiben, egal zu welchem Preis.

"Love, es reicht wenn du ihn alle paar Tage abends kurz siehst. Zeig mir, dass im Club alles funktioniert und dann darfst du auch öfter kommen."

Er sah mich ernst an und wollte sich gerade wegdrehen, da sprang ich von der Couch auf und klammerte mich an seinen breiten Rücken.

"Bitte, Pablo", flüsterte ich so verführerisch es mir möglich war und betete nur noch dafür, wenigstens kurz meinen Engel sehen zu können. Ich würde mich vollkommen aufgeben, nur für einen kurzen Augenblick, in dem ich meinem Sohn in die Augen sehen könnte.

Meine Hand streichte über seine Seite, bis ich sie unter sein Handtuch gleiten ließ, um seine jetzt schon steife Errektion zwischen meine Finger zu nehmen.
"Ich bin doch deine Königin", flüsterte ich ihm mit zitternder Stimme ins Ohr und schaute dann voller Hoffnung zur Schlafzimmertür, doch er umgriff meine Hand und drehte sich warnend zu mir herum, was ich erschrocken den Atem anhalten ließ.

"Denk nicht, du könntest mir etwas vorspielen. Dafür bin ich zu schlau und du zu naiv, und jetzt zieh dich an und verschwinde. Ich bestimme, wann du ihn sehen kannst, nicht du", erklärte er ruhig und unter Tränen zog ich mir dann widerwillig mein Kleid an, während er mir dabei zusah.

"Jetzt wein doch nicht. Du weißt, ich kann dich nicht weinen sehen", flüsterte er dann und wollte mein Gesicht anfassen, doch ich schlug seine Hand wütend weg und lief zu meinem Mantel, um diesen ebenfalls überzuziehen. Es war schwer genug mich ihm gegenüber so zu verstellen. Ihm meine ganze Abscheu nicht zu zeigen, da brauchte er mir mich nicht noch zusätzlich wie ein dummes Kind behandeln.

Er hatte mich in der Hand und ich konnte nichts mehr tun, außer ihm zu gehorchen, dass wusste er.

"Sei heute Abend pünktlich", rief er mir noch hinterher, als ich wütend auf der Wohnung stürmte und es kostete mich wirklich alle Selbstbeherrschung, die Tür hinter mir nicht so laut ins Schloss zu knallen, dass das ganze Haus gebebt hätte.

Nachdem ich das Haus der Dämonen verlassen hatte, indem mein kleiner Engel gefangen gehalten wurde, spürte ich sofort diese eisige Kälte durch meinen Mantel wehen. Ich fing an zu zittern und lief einen Schritt schneller, um einfach nur meinem eigenen verkorksten Leben zu entfliehen...

War war daran zu viel verlangt, mich zu Benjamin zu lassen?

Wahrscheinlich wollte er sich daran aufgeilen, wie hilflos ich ihm ausgeliefert war und ergözte sich an seiner Macht über mich. Dieses miese Stück scheiße.

Von meiner Verzweiflung komplett überwältigt, wischte ich mir die Tränen von meinem Gesicht und kam dann nach mir unendlich vorkommend langer Zeit dann an meinem Plattenbau an.

Ich schloss mit zitternden Händen die Tür auf, betrat dann meine Wohnung und riss mir sofort hektisch meine Klamotten vom Leib.

Alles an mir widerte mich an. Alles an mir roch nach Pablo und schnell lief ich in mein Badezimmer, um unter die Dusche zu springen und warmes Wasser anzustellen.

Ich hatte das Gefühl, ewig duschen zu müssen, denn egal wie oft ich mein Duschgel auf meinem Körper verteilte und mich abwusch, der Ekel verschwand einfach nicht.

Nachdem meine Haut dann schon von der Hitze des Wassers errötet war, stieg ich frustriert aus der Kabine und lief völlig nackt zurück ins Zimmer, um flüchtig auf die Uhr zu schauen.

7 Uhr ...

Dann ließ ich mich einfach nur kraftlos, erschöpft und völlig überfordert auf mein Bett fallen, zog die Decke um meinen mir fremd vorkommenden Körper und versuchte zu schlafen, was mir zum Glück auch schnell gelang.

****

Als ich wieder wach wurde, drehte ich mich auf den Rücken und starrte immernoch müde an die weiße Decke über mir.

Es war kein Traum. Mein Sohn lebte wirklich und ich hatte die Möglichkeit ihm nah zu sein, nur musste ich mich dafür vollkommen aufgeben und auch meine Vorstellung von einem glücklichen Leben...

Ich schaute zur Uhr und es war schon mittags, als ich dann aufstand und mir Unterwäsche, eine graue Jeans und einen dicken hellblauen Pullover anzog. Meine Haare waren mittlerweile schon wieder trocken und als ich dann noch Schuhe und Mantel überzog, verließ ich schnell meine Wohnung, um mich auf meine tägliche Route aufzumachen.

Der Himmel über mir war grau, wie immer und auch die Luft peitschte kalt in mein Gesicht, wie immer ... doch als ich dann langsam Richtung Hafen schlenderte, durchfuhr mich plötzlich eine Wärme, die mir kaum zu erklären war. Ich spürte förmlich, wie all meine Muskeln sich entspannten und auch, dass meine Gedanken nicht mehr so dunkel und verzweifelt schienen, wie kurz zuvor noch.

Verwirrt zweifelte ich schon an mir selbst  und als ich dann um die nächste Ecke bog und schon den Hafen mit all seinen kleinen Handelsschiffen sah, hielt ich erschocken inne.

"Reahlyn", hauchte ich und spürte wie sich, ohne das ich es hätte steuern können, ein glückliches Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete.

Er stand einfach da, lehnte an seinem Motorrad und hatte eine Jeans und einen schwarzen Kapuzenpullover an, in dem er einfach nur unglaublich gut aussah. Es kam mir fast schon vor, als würde ich es mir einbilden, doch dann kam er langsam auf mich zu, während mein Herz bei jedem seiner Schritte etwas lauter klopfte. Es war diese Verbindung, von der er erzählte, darüber war ich mir sicher, doch ich liebte ihn und mit seinem Auftauchen, ließ ich all die Last hinter mir, außer Benjamin, der tief in meinem Herzen verankert war.

"Hey, Kleine", lächelte er und gab mir einen sanften Kuss auf meine Stirn, während ich die Augen dabei schloss und die Wärme, die von ihm ausging, einfach nur in vollen Zügen genoss. Es tat so unbeschreiblich gut ...

"Hey, Großer", schmunzelte ich dann und schaute dabei hoch in seine so schönen blauen Augen, die mich voller Bewunderung musterten.

"Lust eine Runde zu fahren?"

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The split Mate - Only by nightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt