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Hoffnung bedeutet, erkennen zu können, dass es trotz aller Dunkelheit einen Lichtblick gibt;
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Raus in die Dunkelheit schauend erkannte ich dann irgendwann den kleinen Waldweg, den ich heute noch mit Esteban entlang gefahren war. Wie viel war bitte in so kurzer Zeit passiert? Es kam mir unwirklich vor und kurz musste ich darüber nachdenken, was wohl gewesen wäre, wenn ich nicht ins Auto gestiegen wäre...

"Sie können mich hier rauslassen", wandte ich mich dann an den Fahrer und drückte ihm das Geld in die Hand, während er sich nervös umschaute.

"Sind sie sich sicher, dass wir hier richtig sind?", fragte er dann irritiert, doch ich gab ihm nichtmal mehr eine Antwort darauf. Ich wollte nur noch zu Reahlyn, zu dem Mann, der mich halten konnte. Zu dem Mann, der mich träumen ließ.

Natürlich schoss mir immer wieder Esteban durch den Kopf, während das Taxi verschwand und ich vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte, während ich von der Kälte schon leicht zitterte.

Seine dunklen Augen, die mich immer wieder gefangen nahmen. Sein letzter Blick im Büro, der so hilflos wirkte und dann kam mir wieder in den Sinn, wie leidenschaftlich der Sex mit ihm war.

Plötzlich fühlte sich meine Entscheidung  falsch an, doch als ich dann das Feuer in der Ferne sah, schüttelte ich alles ab und meine Schritte wurden immer schneller.

Jetzt gab es meine Waffen mehr. Es gab keinen Missbrauch mehr. Keinen Esteban, keinen Pablo und keinen Josh.

Jetzt und hier gab es nur den stillen, stockfinsteren Wald und das Feuer in der Ferne, das mir den Weg aus der Dunkelheit leuchtete.

Als ich immer näher kam, erkannte ich schon von Weitem wieder einige Leute, die noch am Feuer saßen, doch Reahlyn schien nicht unter ihnen zu sein, also steuerte ich sofort auf seine Hütte zu, von der ich wusste, dass sie immer offen stand.

Zögerlich legte ich meine Hand auf die Klinke und öffnete die Tür, um dann sofort das flackernde Licht des Fernsehers wahrzunehmen, aus dem auch gleichzeitig leise Stimmen traten.

Der angenehme Geruch ließ mich sofort tief durchatmen und dann fiel mein Blick auf das Bett, auf dem Reahlyn oben ohne auf dem Rücken lag und zu schlafen schien.

Ich schloss leise die Tür hinter mir, zog dann Jeans und Pullover aus und trat  nah an das Bett heran, um ihn fasziniert zu mustern.

Nur noch im Slip da stehend überkam mich das schleichende Gefühl, mich ihm hingeben zu müssen, aus Dankbarkeit, einen Ort des Friedens bei ihm gefunden zu haben, aber sofort verdrängte ich diesen Gedanken und beschloss mich nicht mehr nur auf meinen Körper reduzieren zu lassen, wie Pablo es gerne hätte.

Willy hatte Recht. Ich war mehr und hatte es verdient, dass man mich auch akzeptierte, ohne das ich mich hingeben müsste.

Ganz leise schlich ich zu seinem Schrank und schnappte mir das erstbeste T-Shirt das ich greifen konnte. Es war schlicht, schwarz und als ich es übergezogen hatte fiel es mir bis kurz über meinen Po. Es roch so vertraut ... nach frisch gewaschenen Hund...

Dann krabbelte ich begierig auf seine Nähe neben Reahlyn aufs Bett und schmiegte mich an seinen warmen, starken Körper.

Er atmete ganz tief und entspannt, bemerkte mich anscheinend gar nicht und ich schloss dann in seinen Armen liegend meine müden Augen, um all meine Gedanken an all das Schlechte loszulassen.

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Erschöpft öffnete ich meine Lider und schaute sofort zum Fenster, um festzustellen, dass es draußen immernoch dunkel war, was mich meine Augen wieder schließen lassen wollte, bis ich plötzlich spürte, dass Reahlyn über meinen Rücken streichelte.

Ich hörte vor lauter Nervosität auf zu atmen und hob meinen Kopf leicht an, um ihm genau in seine Augen zu schauen, die mich mit einer Wärme musterten, die mich dazu brachte, mich noch enger an seinen muskulösen Oberkörper zu kuscheln.

Vorsichtig legte ich mein Bein über seine Hüfte, meinen Arm über seinen Oberkörper und schmiegte mein Gesicht in seine Halsbeuge, was sofort dazu führte, das die Muskeln seines Oberkörpers sich leicht anspannten.

Seine Atmung wurde schneller und als ich dann mit den Fingerspitzen über die Haut auf seinem Arm fuhr, konnte ich sofort die Gänsehaut spüren, die ich ihm mit meinen Berührungen auslöste.

Von dieser plötzlich Spannung und dem Kribbeln eingenommen, erhob ich dann meinen Kopf und schaute ihm tief in die Augen, während er mir zärtlich über meine Wange streichelte.

Die Gefühle, die er mir damit auslöste, waren völlig neu für mich. Ich kannte Sex, kannte Leidenschaft und kannte Missbrauch, doch das hier war etwas anderes. Heute morgen hatte es mir noch Angst gemacht, doch jetzt begriff ich, dass ich mich überhaupt nicht fürchten musste, im Gegenteil, ich konnte mich absolut sicher fühlen...

"Geht es dir gut?", fragte er mich flüsternd und strich dabei sanft mit seiner Hand durch meine Haare, was mich entspannt meine Augen schließen ließ und zum ersten Mal im meinem Leben, antwortete ich auf diese Frage mit der Wahrheit. Bei ihm hatte ich das Gefühl, er würde jede Wahrheit verstehen...

"Nein, es geht mir nicht gut", hauchte ich leise und öffnete dabei wieder meine Augen, aus denen einzelne Tränen über meine Wangen liefen. Normalerweise schämte ich mich, mich so verletzlich zu zeigen, doch bei ihm nicht...

"Komm her, Kleine."

Er zog mich fest an seine Brust, deckte mich dann noch fürsorglich zu und gab mir einen sanften Kuss auf meine Stirn, um mich fest an sich zu halten.

Sein Körper strahlte eine solch schöne Wärme aus und obwohl wir uns gerade nicht in die Augen sahen, obwohl wir kein Wort sprachen, spürte ich plötzlich eine starke Verbundenheit zu ihm, als würde ich ihn mein Leben lang kennen.

Ich fühlte mich so geborgen und eingenommen von diesem Gefühl, dass ich nur noch meine nassen Augen schloss und verträumt seinem Herzschlag lauschte, während er zärtlich über meinen Rücken streichelte.

Er stellte keine Fragen, reagierte nicht mit Neugier, wollte nichts von mir wissen und nur für mich da sein, was mich schnell wieder in einen tiefen, erholsamen Schlaf fallen ließ...

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The split Mate - Only by nightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt