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Selbst alle Dunkelheit der Welt kann das Licht einer einzigen, kleinen Kerze nicht auslöschen;
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"Ich kann nicht", brachte ich erschöpft hervor und sofort sah ich ihm an, wie sehr es ihn verletzte. "Ich muss einem sehr guten Freund etwas zum Essen bringen. Du kannst mich aber sehr gerne begleiten."

Sofort entspannte er sich wieder und zeigte mir sein so sorgloses Lächeln, dass mir mit seiner Schönheit ein Kribbeln im Magen bescherte. Ich liebte dieses Gefühl, denn es war echt...

Wir schlenderten nebeneinander her und immer wieder berührten sich unsere Hände flüchtig, was mich unsicher zu ihm aufschauen ließ. Auch er schien irgendwie schüchtern, aber das lag sicher an mir und nicht an seinem Charakter. Wie oft hatten wir schon so eine schöne Zeit, die dann viel zu schnell von mir und meinen Ängsten unterbrochen wurde.  Er wollte sicherlich nicht riskieren, dass ich wieder einmal flüchten würde.

Als wir dann schweigend bei Joshs Mutter ankamen, schaute sie lächelnd zwischen uns beiden hin und her, ehe sie mir dann zuzwinkerte, was mir die Röte ins Gesicht trieb.

War es so offensichtlich, was ich für ihn empfand?

Ich zeigte nervös auf einige Fische, die sie dann immernoch lächelnd einpackte und mir reichte. Gerade, als ich dann bezahlen wollte, kam Reahlyn mir aber zuvor und übernahm die Kosten, was mich ihm einen dankbaren Blick zuwerfen ließ.

"Schönen Tag noch euch beiden", verabschiedete sie sich und wir liefen dann gemeinsam Richtung Willy.

"Sag mal, Reahlyn", fing ich ein Gespräch an und schaute fragend zu ihm herüber. "Woher wusstest du, dass ich hier vorbeikomme?"

Er schüttelte kurz mit einem Schmunzeln den Kopf und schaute mich dann verträumt an.
"Ich spüre immer, wo du bist, schon vergessen, Kleine?"

Sofort musste ich auch schmunzeln, allein schon, weil mir wieder einfiel, was er überhaupt wirklich war.

"Als könnte ich das vergessen", verdehte ich belustigt die Augen und erinnerte mich kurz an das Gefühl seines Fells unter meinen Fingern.

Die Stimmung zwischen uns beiden war wirklich ausgeglichen, beruhigend und einfach nur wunderschön, auch wenn ich schon ein wenig nervös war. Immerhin schlug mein Herz immer wieder unkontrolliert, sobald er mich nur leicht berührte oder auf diese magische Weise ansah.

"Hast du vielleicht vor, mich irgendwo in den Hafen zu werfen?", fragte er dann nach einer Weile in die Stille und sah sich dabei fragend um.

Ja, die Gegend war wirklich nicht schön. Wenn man seine Nase in die falsche Richtung streckte roch es unangenehm nach Fischresten und anderen ekelhaften Sachen, aber Willy war nunmal hier Zuhause.

"Meinst du ich hätte überhaupt die Kraft dazu?", versuchte ich zu scherzen, was ihn sofort dazu brachte mich auf seine Arme zu heben, was mich mal wieder zum Aufschreien brachte, während ich den Fisch in meiner Hand fest umklammerte, denn der wäre fast fliegen gegangen.

"Wohl kaum", lächelte er zu mir herunter und kam dabei so nah an mein Gesicht, dass ich gespannt den Atem anhielt...

Dieser Moment, so beschissen die Umgebung auch erschien, brachte mein Herz dazu, sich wild zu überschlagen, während meine Augen seine fixierten und unsere Lippen sich fast berührten.

Die Zeit stand still und ich spürte diese atemberaubende Wärme, die alles in mir einnahm. Dazu sein Atem auf meiner Haut, der mir eine Gänsehaut über die Arme jagte. Mein Körper reagierte allein auf diese Berührung von ihm schon so wahnsinnig ... Es war unglaublich...

"Dafür müsstest du noch etwas trainieren", grinste er dann und stellte mich vorsichtig wieder auf meine Füße. Ich blieb wie erstarrt stehen und brauchte eine kurze Zeit, um mich und meine aufkommenden Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen, ehe ich dann neben ihm her weiterlief und an nichts anderes mehr denken konnte, als seinen Lippen auf meinen.

Es überrumpelte mich, wie absolut stark diese Anziehung zu ihm war. Ich konnte in seiner Gegenwart an nichts anderes mehr denken, als daran, mit ihm glücklich zu sein. Es war wirklich verrückt, aber verrückt gut, denn er zog mich allein mit seiner Anwesendheit aus dem Kreislauf meines beschissenen Lebens und das ohne ihn dafür aussnutzen zu wollen.

"Love", hörte ich Willy schon von weitem rufen als er mich sah und sofort erhob er sich vom kalten Boden, um uns einige Schritte entgegen zu kommen. "Wo warst du denn gestern?  Ich hab mir solche Sorgen gemacht!"

Er zog mich in eine innige Umarmung und ich flüchtig schaute zu Reahlyn, der mir aufmunternd entgegen lächelte.

Als Willy sich dann von mir löste, fiel sein Blick auf Reahlyn, den er mit schief gelegten Kopf eine Weile betrachtete.

"Der, der dich fliegen lässt, hab ich Recht?", flüsterte er mir dann leise zu, im Glauben, Reahlyn könnte uns nicht hören. Doch ich wusste es besser.

Ich biss mir schmunzelnd auf die Unterlippe und nickte leicht, während wir beide den wunderschönen Mann anstarrten, der einige Meter von uns entfernt stand.

"Ja, das ist er", gab ich ihm schüchtern zurück und als Reahlyn mich dann mit hochgezogener Augenbraue und einem Lächeln auf den Lippen musterte, wurde ich sofort wieder rot und sah nervös zu Willy. "Wie geht es dir?"

"Immer so, wie man sich fühlt", lachte er und lief dann auf Reahlyn zu, um sich mit ihm über Gott und die Welt zu unterhalten.

Anscheinend war ich jetzt das dritte Rad am Wagen!

Wir setzten uns zusammen ans Feuer und während Willy sich ein paar Stücke des Fischs anröstete und Reahlyn von seinen Erfahrungen als Fischer erzählte, saß ich im Schneidersitz genau neben meinem Wolf und lehnte meinen Kopf vorsichtig gegen seine Schulter.

Es war einfach nur entspannend hier zu verweilen und einfach nur den Moment zu genießen, vor allem, weil seine Nähe mir so gut tat.

Reahlyn drehte seinen Kopf flüchtig in meine Richtung, nahm dann meine Hand wie selbstverständlich in seine und legte seinen anderen Arm schützend um meine Schulter, was mich tief durchatmen und meine Augen schließen ließ, während das Kribbeln aus meinem Magen sich auf meinen ganzen Körper ausbreitete.

Ich hörte ihnen nur noch nebenher zu, stellte mir gedanklich die ganze Zeit vor, wie Benjamin mit uns den Wald erkunden würde und entfloh eine zeitlang der Realität, während ich Gott dafür dankbar war, mir solch einen Seelenverwandten geschickt zu haben...

Der erste Mann, der mich nicht besitzen wollte. Der mir die Freiheit ließ, die ich brauchte und der sich anscheinend mehr für mich und mein Wolhergehen interessierte, als für meinen Körper...

Es kam mir plötzlich so leicht vor, glücklich zu sein. Als wäre das Leben gar kein endloser Kampf, sondern nur eine Entscheidung davon entfernt, vollkommen wunderschön zu werden.

Denn jede anbrechende Minute, ist eine neue Chance, dein Leben zu ändern...

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The split Mate - Only by nightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt