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Reahlyn Pov.;
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Jetzt zeigte er doch allein mit dem Ausdruck seiner glasigen Augen, dass er Angst vor mir hatte und ich konnte das vollkommen nachvollziehen. Ich war ein Fremder für ihn und war selbst total überfordert mit dieser ganzen Situation, auch wenn ich für Love versuchte ruhig zu bleiben. Sie brauchte mich und ich war da...

"Benjamin...", hörte ich plötzlich unerwartet ihre leise, bebende Stimme hinter mir und erhob mich langsam, um mich zu ihr herumzudrehen. Sie stand gebrochen da, versteckte ihre zierlichen Hände unter den langen Ärmel des Pullovers und ich spürte förmlich, wie sehr sie sich in diesem Augenblick zusammenreißen musste. Am liebsten hätte ich sie sofort in den Arm genommen, doch sie zeigte mal wieder, wie stark sie für jene sein konnte, die sie liebte.

Ich ging einen Schritt zurück, machte Benjamin Platz, sodass er langsam an mir vorbeilaufen konnte und sah Love dann dabei zu, wie sie vor ihm in die Hocke ging, um ihn lächelnd zu betrachten, auch wenn ihre Augen sich sofort wieder mit Tränen füllten.

Sie sprachen beide kein Wort, schauten sich nur tief in die Augen und trotzdem wurden so viele stumme Worte ausgetauscht, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte.

"Papa kommt nicht wieder oder?", flüsterte Benjamin mit weinerlicher Stimme und schaute dabei flüchtig zu mir, doch wandte sich schnell wieder Love zu.

"Nein", hauchte sie und unterdrückte ihre Tränen. Ich wusste, dass sie nicht wegen Pablo weinte, was mir wieder vor Augen rief, wie viel wir in der letzten Stunde durchgemacht hatten. "Er kommt nicht wieder und es tut mir so leid", fügte sie dann mitfühlend hinzu und Benjamin fing sofort auf ihre Aussage an bitterlich zu weinen.

Doch er war mit deiner Trauer nicht alleine...

Love umfasste ihn und zog ihn eng an sich, um ihm sanft über seinen Rücken zu streicheln und ihre Augen zu schließen, während sie tief durchatmete. Auch Benjamin schlang seine Arme um ihren Hals und so standen die Beiden da, endlich vereint, wenn auch unter schrecklichen Umständen.

Ich wollte ihnen diesen Moment lassen und wandte mich an die ältere Dame, die die Situation auch beobachtet hatte und wies sie mit einem Kopfnicken an, mir ins Schlafzimmer zu folgen.

Als wir es betraten, fragte ich sie nach Taschen oder Rucksäcken und sofort holte sie unter dem Bett eine große, blaue Reisetasche hervor, in die ich sämtliche Klamotten von Benjamin aus dem Schrank reinstopfte. Innerlich kämpfte ich dagegen an, selbst gleich zusammenzubrechen, doch äußerlich wirkte ich sicher stark und selbstsicher....

"Was ist passiert?", wollte sie dann neugierig wissen und ich atmete mit geschlossenen Augen einmal tief ein, um dann von der Tasche zu ihr herüberzusehen.

"Das Unvermeidliche", fasste ich mich kurz und warf mir dann die Tasche um die Schulter. Ich wollte nur noch nach Hause, mit meiner Familie und uns allen Zeit geben das Erlebte zu verkraften, bis die Frau mich plötzlich festhielt.

"Moment", meinte sie und lief rüber zu dem großen Kleiderschrank, um dort  aus einem Karton ein Dokument hervorzuholen, dass sie mir dann wortlos reichte.

Verwirrt las ich, dass Pablo alles was er besaß, inklusive der Bar und dieser Eigentumswohnung hier, an eine Sasha Riley vererbte, woraufhin ich sie stirnrunzelnd ansah.

"Ihre Freundin", murmelte sie dann nur und sofort fiel mein Blick durch den Türrahmen zu Love, die mittlerweile aufrecht stand und mit Benjamin im Arm hin und herlief.

"Dankeschön", wandte ich mich nochmal flüchtig an die Frau und faltete das Dokument, um es in meiner Hosentasche verschwinden zu lassen. Als würde irgendjemand etwas von diesem Bastard erben wollen...

Ich lief auf Love zu, die mich sofort hilfesuchend ansah und während sie eine Hand unter Benjamins Po hatte, um ihn an sich zu halten, streckte sie mir ihre andere zitternde Hand entgegen, wo ich plötzlich neben dem Verband eine große Brandblase entdeckte, deren Anblick wieder unfassbare Wut in mir weckte

Ich hätte ihn wirklich nicht einfach so schmerzlos erschießen sollen ...

Ihre Hand suchte meine und gemeinsam liefen wir dann den dunklen Flur entlang raus in die Freiheit, wo Justin in seinem Auto saß und sofort ausstieg, als er uns kommen sah.

"Pack das in den Kofferraum, ich komme gleich", wies ich ihn an und wollte nochmal zurück in die Wohnung, da hielt Love mich aber an der Hand fest, während ihre verängstigten Augen über mein Gesicht huschten. "Ich will nur eine Decke für euch holen", erklärte ich ihr beruhigend, doch sie schüttelte sofort verneinend ihren Kopf.

"Mit dir brauchen wir keine Decke. Bitte geh nicht... lass mich nicht alleine", flüsterte sie mit zitternder Stimme und schaute flehend zu mir auf, während auch Benjamin meinen Blick suchte.

"Okay, schon gut. Ich werde euch nie wieder alleine lassen ", gab ich ihr ein Versprechen und reichte Justin dann die große Tasche, um Love die Tür des Wagens aufzuhalten, wo sie mit Benjamin zusammen eilig einstieg.

"Du hättest ruhig die Heizung anmachen können", knurrte ich Justin dann an, als ich Benjamins zittern bemerkte, der sich in die Mitte der Rückbank gesetzt hatte, doch Justin hob nur entschuldigend die Schultern.

"Nicht dran gedacht. Sorry!"

Ich schloss die Tür und lief zur anderen Seite, um dann hinten einzusteigen, wo Benjamin sich plötzlich an meine Seite kuschelte, woraufhin ich ihn verwundert ansah.

"Wie eine Heizung", murmelte er und vorsichtig legte ich meinen Arm um ihn. Ich wusste nicht, wieso er das tat, aber ich glaubte, dass er mir einfach vertraute aufgrunddessen, dass Love mich nicht gehen lassen wollte. Mein Blick fiel sofort zu ihr und ich beobachetete, wie sie Benjamins Hand festhielt und gedankenverloren aus dem Fenster starrte.

Was für ein Drama....

Es würde dauern, bis die Wunden verheilen würden, auch wenn sie trotz aller Zeit der Weilt tiefe Narben hinterlassen würden, doch ich hatte nicht vor, je wieder auch nur einen Tag von den Beiden getrennt zu sein.

Wir würden das schaffen... Zumindest hoffte ich das von ganzem Herzen, egal wie gebrochen wir alle schienen.

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The split Mate - Only by nightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt