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Auch der Vulkan der Leidenschaft sieht seine Lava erstarren;
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Die Musik fing an und nach einem letzten, tiefen Atemzug, entfloh ich meinem Dasein und trat durch den Vorhang hindurch.

Nun war da kein Esteban mehr - kein Josh - keine Roberta oder Pablo. Nur noch ich  und wie in einer Trance gefangen lief ich von Lichtern geblendet auf die Stange zu.

Ich hörte die Rufe der Männer nicht mehr. Nahm nicht mehr wahr, wo ich mich befand - fühlte mich einfach nur frei.

Elegant umspielte ich die Stange. Bewegte mich rhythmisch zur Musik und versuchte mich so verführerisch zu zeigen, wie es mir möglich war.

Langsam drehte ich mich im Kreis, zog dabei die Träger des roten Samtkleides über meine Schultern und schloss meine Augen. Die Berührungen meiner eigenen Hände fühlten sich kalt an und selbst die Musik verblasste in diesem Augenblick.

Ich lauschte nur noch meinem Atem. Spürte den Boden unter meinen Füßen, auf dem ich zu schweben begann und als das Kleid über meine Haut herab nach unten fiel, fühlte ich mich freier denn je... bis die knallharte Realität mich wieder einholte.

Ich war keine Tänzerin - keine Ballerina... nur Love...

Das Licht wurde wieder etwas heller und die Musik lauter und als ich meine Augen anschließend öffnete, hielt ich wie im Schock gefangen die Luft an. Ich starrte wie benommen in die vielen Augen, die auf mich gerichtet waren. Schaute hinunter auf das Geld, das mir zugeworfen wurde und fing vollkommen unerwartet am ganzen Körper an zu zittern.

"Zeig deine Titten!", hörte ich einen der Männer rufen.

"Geile Schlampe", rief ein anderer und ich hatte das Gefühl, mich nicht mehr bewegen zu können.

"Komm her. Ich hab was für dich", sprach mich einer an, dessen Gesicht ich nur flüchtig anstarrte und als ich plötzlich hinter ihn schaute, erkannte ich sofort Esteban. Er stand an der Wand gelehnt und hielt mich mit seinem kalten Blick gefangen.

Nie fühlte ich mich verlorener als in diesem Augenblick. Ich dachte, ich würde mein ganzes Leben nie wieder von dieser Bühne runterkommen, bis ich eine warme Decke spürte, die mir von hinten um den Körper gelegt wurde.

"Ich bin da", hörte ich Joshs Stimme, zu dem ich mich zitternd umdrehte und der seinen Arm schützend um meine Taille legte.

Er lief mit mir zusammen die Bühne zurück, schloss den Vorhang hinter uns und stellte sich genau vor mich, um mich fest in seine Arme zu schließen.

"Es tut mir so leid", schluchzte ich und wusste in dem Augenblick nicht mal, für was ich mich überhaupt entschuldigte. Vermutlich dafür, dass er sich so um mich kümmerte und ich ihm nichts zurückgeben konnte.

Er erwiderte mir nichts darauf - umschloss mich nur noch fester und das erste Mal, seit ich ihn kannte, wollte ich nichts lieber, als für immer von ihm gehalten zu werden.

Sein Geruch nach frisch gewaschener Wäsche brachte mir eine innere Ruhe, die dafür sorgte, dass das Zittern meines Körpers aufhörte. Obwohl er einige Jahre jünger als ich war, war einen Kopf größer, was auf mich die Wirkung hatte, als könnte er mich vor allem beschützen.... doch das konnte er nicht. Nicht vor ihm...

"Was sollte der scheiß?", schrie Pablo und als ich mich erschrocken von Josh löste, schaute dieser mich genauso panisch an, wie ich ihn.

"Es war- ich wollte-", stotterte ich und wurde sofort unsanft von Pablo am Arm gepackt. Ich schaute zu Josh, der sich gerade anspannte, doch schüttelte nur verneinend mit dem Kopf. Sich mit Pablo anzulegen war keine gute Idee. Zudem wären wir beide sofort arbeitslos und dann würde ich mich noch schuldiger fühlen, als ich es sowieso schon tat.

"Was sollte die Show?!", brüllte Pablo mich an und riss mich am Kinn so ruckartig in seine Richtung, dass die Decke von meinem Körper herunterfiel und ich nur noch halbnackt dastand. "Weißt du, was für ein Glück du hast, dass Ronald hier ist und dich heute Nacht nochmal will?! Weißt du wie viel Geld mich dein scheiß Aussetzter gekostet hat?!"

Er starrte mich hasserfüllt an. Wartete auf eine Reaktion meinerseits, doch er bekam keine. Ich spürte nur noch den Schmerz an meinem Kinn und die Kälte auf meiner nackten Haut.

"Sag mir den verdammten Ablauf, Love!", forderte er etwas ruhiger, umfasste dabei mein Kinn aber fester, was mich leise wimmern ließ.

"Auf die Bühne, tanzen und niemals aufhören zu lächeln", gab ich ihm hauchend zurück und verlor dabei eine einzelne Träne, die ganz langsam über meine Wange herablief.

"Und dann?"

"Nicht den Mann auswählen, der am reichsten aussieht, sondern den, der am gebrochensten aussieht", flüsterte ich ihm entgegen, woraufhin er mich dreckig angrinste und mir leicht auf die Wange schlug.

"Genau, denn die geben am meisten Geld aus", lächelte er und ließ zu meiner Erleichterung von mir ab, um sich Josh zuzuwenden.

"Wenn du deine Mutter nicht bald in der Kälte erfrieren sehen willst, dann halt dich von ihr fern und erledige deine Arbeit. Das Leben ist kein Wunschkonzert und wir sind hier nicht im Kindergarten. Willst du sie, dann zahl dafür. Darauf steht sie und nicht auf kleine Jungs, die ihr hinterher laufen. Und du ziehst dich an - Ronald wartet an der Bar."

Bevor ich mich auch nur nach der Decke bücken konnte, kam Josh einen Schritt auf uns zu und nahm Pablo ins Visier, doch der grinste nur über die Wut meines Welpen und packte mich erneut am Arm.

"Weißt du was sie ist?", grinste er Josh entgegen und packte mir dabei einfach an die Brust. Von dieser Berührung überfordert, zog ich tief Luft und traute mich nicht, zu Josh zu sehen. Pablo zwang mich aber dazu, indem er mein Gesicht nahm und in dessen Richtung drehte.

"Sie ist eine Hure, also wage es erst gar nicht, dich wegen sowas mit mir anzulegen", sprach er bedrohlich und fuhr dabei mit seiner Hand meinen Bauch entlang, immer weiter hinunter, bis er an meinem Slip ankam und ich leise wimmerte.

Josh wich diesem Anblick aus, während Wut und Fassungslosigkeit sein Gesicht überzogen. Ich schloss meine Augen und selbst, als ich dann Joshs sich entfernende Schritte hörte und Pablo von mir abließ, wollte ich sie nicht mehr öffnen.

"Sei mir lieber dankbar. Du kriegst es ja nicht hin, ihm die falschen Hoffnungen zu nehmen. Solche unerfahren Trottel muss man ins kalte Wasser werfen", lachte Pablo und als ich ihn daraufhin wütend anfunkelte, verschwand sein Lächeln.

"Und jetzt zieh dich endlich an und such Ronald!"

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The split Mate - Only by nightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt