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Esteban Pov
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Völlig ruhig stand ich in dem dreckigen Büro von meinem Bruder und versuchte mir erst gar nicht vorzustellen, was heute hier drinnen schon alles passiert war.

Ich sah Loves Augen, als sie mir diese zerstörerischen Worte an den Kopf warf, doch sie hatte anscheinend keine Ahnung, wie gut ich sie durchschauen konnte. Auch wenn kein anderer ihre Lügen erkannte, umso besser erkannte ich sie.

Mein Blick fiel flüchtig auf die Spritze, die auf Pablos Tisch lag und mir war klar, zwischen den beiden war etwas vorgefallen. Etwas, dass sie dazu brachte, sich noch weiter kaputt machen lassen zu wollen. Sie würde sich manipulieren lassen, sie war immerhin Love. Die Frau, die immer erst an das Wohl der anderen dachte. Pablo musste nur die richtigen Knöpfe drücken.

Am liebsten hätte ich ihm dafür sofort eine Kugel verpasst, doch ich musste erstmal versuchen, herauszufinden, mit was er sie so krass in der Hand hatte.

"Warum so angespannt", fragte mich Pablo und erst dann merkte ich, wie jeder Muskel meines Körpers bereit war ihm eine reinzuschlagen...

Ich riss mich aber zusammen... für sie ...

"Bin nur etwas durcheinander", brachte ich ohne Ausdruck hervor und sofort kam er auf mich zu, um mir seine Hand auf die Schulter zu legen.

"Vergiss dieses naive Mädchen. Sie liebt nur mich, wer könnte es ihr verübeln", lachte er und überschritt damit eine Grenze. Eine Grenze, die mich dazu brachte, meine Hand zu einer festen Faust zu ballen, doch ehe ich ausholen konnte, hörten wir  plötzlich lautes Geschrei.

Pablo lief mir voraus direkt zur Umkleide und als ich Love dann dort liegen sah, das Gesicht ausdrucklos zur Decke starrend, blieb mir mein sonst so kaltes Herz zum zweiten Mal im Leben stehen...

Er hatte sie gebrochen...

Pablo kam mit einem dicken Mann wieder aus der Umkleide, der so einen fiesen Geruch an sich hatte, dass ich einen Schritt zurückmachen musste.

Er schloss die Tür hinter sich und warf den Typ zu Boden, der umfiel wie ein Sack Kartoffeln.

"Du kümmerst dich um ihn, ich mich um Love", meinte Pablo dann bestimmend und verschwand sofort wieder in die Garderobe.

Ich dachte gar nicht lange nach und riss den Typ an seinen Haaren wieder auf die Beine, der laut aufstöhnte, um in mit mir aus dem Club zu ziehen. Erst dann, draußen in der kalten Dunkelheit, als wir ein paar Straßen weiter gelaufen waren, ließ ich ihn los und schubste ihn hart gegen die Wand.

"Was soll das?!", pöbelte er mich an und allein seine Stimmlage ließ nur erahnen, wie viel er schon getrunken hatte.

"Was hast du von der Frau gewollt?", fragte ich ihn ganz ruhig und zündete mir dabei eine Zigarette an. Ich hasste es zu rauchen, aber seid ich Love kannte und sie mich in ihrem Bann gefangen hielt, musste ich wenigstens diese Sucht in mir befriedigen.

"Na was wohl", lachte er plötzlich und schwankte leicht vor in meine Richtung. "Ich wollte die geile Schlampe mal so richtig durchficken, wenn du verstehst."

Allein die Vorstellung davon, dass er sie angefasst hatte, versetzte mich in Extase.

"Hast du Kinder?", wollte ich dann wissen und ließ meine Hand schon nach meiner Waffe greifen.

"Häää?", lallte er und sofort schmiss ich die Zigarette weg, um ihm am Hals zu packen und gegen die Wand zu drücken. Mit der anderen Hand nahm ich meine Waffe und drückte sie ihm direkt an die Stirn.

"Ich hab dich gefragt, ob du scheiß Wichser Kinder hast!", knurrte ich und zerriss ihn dabei mit meinen Augen.

"Jaaa", stotterte er plötzlich angsterfüllt und nahm seine Hände ergebend hoch. "Zwei Mädchen."

Er zitterte und ich verharrte noch kurz genau vor ihm, um dann langsam einige Schritte zurück zumachen.

"Wenn ich dich hier nochmal sehe, oder auch nur in der Nähe von dieser Frau, dann jage ich dir eine Kugel in den Kopf", warnte ich ihn und zielte dann auf sein Knie. "Und bitte beiß dir jetzt in den Ärmel deines hässlichen Pullovers. Ich kann Geschrei nicht ertragen."

Er schaute mich verdutzt an und ich schoss ihm genau in die Kniescheibe, wovon er sofort laut aufschrie und zur Seite umkippte.
Jämmerlich krümmend jaulte er wie ein sterbender Hund und ich dachte wirklich darüber nach, ihn zu erlösen, doch er hatte Kinder und die konnten nichts dafür, dass ihr Vater ein Schwein war.

Ich beobachtete ihn, machte mir eine neue Zigarette an und hockte mich dann vor ihn, um ihn eindringlich anzusehen.

"Du weißt es vielleicht nicht, aber diese Frau bedeutet mir alles und du solltest dich glücklich schätzen, nur das Knie zerschossen zu haben. Ich rufe dir einen Krankenwagen und dann sehe ich dich hoffentlich nie wieder."

Er nickte nur und weinte jämmerlich, während ich mein Handy rausholte und mich zurück auf den Weg zu meinem BMW machte, in den ich dann auch sofort einstieg.

Ich schaltete die Heizung an, legte meine Waffe auf den Beifahrersitz und startete dann den Motor. Die Musik ließ ich aus. Ich hörte schon seit Jahren keine mehr, außer Love war bei mir...

Mit schnellen Tempo fuhr ich dann los, aber nicht zu mir in meine traurige, kleine Wohnung, in der Alice Geist und meine Schuldgefühle mich verfolgten, sondern den Weg, den ich so oft schon genommen hatte.

Nachdem ich eine Weile nur durch stockfinsteren Wald gefahren war, bog ich dann in den schmalen Weg ein, wo ich von weitem schon das Feuer sah, an dem ich und Alice uns das Ja Wort gegeben hatte. Keiner wusste es, nur wir, was das ganze sich noch mehr nach einem fernen Traum anfühlen ließ.

Als ich dann nah genug herangefahren war, blieb ich noch kurz still sitzen und machte den Wagen dabei aus. Ich sah raus in die Dunkelheit und sammelte mich, denn nichts war wichtiger als ihr da rauszuhelfen, egal was danach werden würde.

So schwer es mir auch fiel, Reahlyn nach allem was zwischen uns stand um Hilfe zu bitten, so war er der Einzige, der sie wahrscheinlich sogar noch mehr liebte als ich.

Ein tiefer letzter Atemzug und ich erhob mich von meinem Ledersitz, um sofort, als ich meine Autotür geschlossen hatte, von jemandem an mein Auto gedrückt zu werden.

"Was willst du hier?!", knurrte Reahlyn mich an und ich schubste ihn leicht von mir, um meinen Mantel wieder zu richten.

Wie ich die impulsive Art an Wölfen hasste !

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The split Mate - Only by nightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt