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Es gibt Menschen, die verlangen so wenig, einige sogar nichts und genau diese Menschen, verdienen alles;
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Nach erholsamen Stunden und schönen Gesprächen, wünschten wir Willy noch einen schönen Abend und liefen gemeinsam zurück zu seinem Motorrad.

Das schönste daran war, dass er meine Hand immernoch fest in seiner hielt, was mir ein Gefühl der Vertrautheit gab, dass ich so bisher nicht kannte.

"Wieso bist du eigentlich so wie du bist?", erkundigte ich mich dann bei ihm und sah neugierig auf, während alles um uns herum langsam immer dunkler wurde.

"Wie bin ich denn?", wollte er sofort grinsend wissen und blieb dann stehen, um auch noch meine andere Hand zu nehmen, sodass wir genau voreinander standen und uns tief in die Augen sahen.

"Du bist überhaupt nicht so aufdringlich und besitzergreifend wie andere."

Sein Blick wurde plötzlich wehmütig und er wich mir kurz aus, ehe er dann tief Luft holte und anscheinend nach den richtigen Worten suchte.

"Es liegt an schlechten Erfahrungen", flüsterte er kaum hörbar und sofort musste ich mir vorstellen, dass es vor mir schon andere gab, was mich im Unterbewusstsein verletzte, obwohl es überhaupt nicht mein Recht war, eifersüchtig zu sein, erst Recht nicht auf die Vergangenheit. "Nein, nicht das was du denkst", versuchte er sich sofort zu erklären und legte seine Hände an meine Wangen.

"Ich hatte eine Schwester, die sich umgebracht hat und ich glaube bis heute, dass es daran lag, dass die sich eingeengt gefühlt hat. Ich möchte dir sowas nicht antun, möchte nicht, dass du das Gefühl bekommst, ich würde dir in irgendeiner Weise Druck machen."

Wenn er nur wüsste, dass Alice Geschichte in Wahrheit eine ganz andere war...

"Das tut mir sehr leid, Reahlyn", sprach ich ihm mein Beileid aus und umarmte ihn fürsorglich. Ich wollte ihm nicht beichten, dass ich es schon wusste, denn dann würde das Thema wieder auf Esteban fallen und ich wusste genau, dass es ein rotes Tuch für ihn war, über ihn zu sprechen.

"Ist schon okay, Kleine. Es ist lange her", hauchte er und streichelte mir dabei sanft über meinen Rücken, während ich mein Gesicht an seinen so wohlig riechenden Pullover kuschelte und meine Augen schloss. Dieser vertraue Geruch hatte die Magie, mich wirklich von allen Sorgen zu befreien, wenn auch nur für kurze Zeit.

So standen wir noch eng umschlungen eine ganze Weile in der Dunkelheit. Jeder in seinen eigenen Gedanken gefangen und trotzdem zusammen, bis er sich langsam von mir löste und vorsichtig mein Kinn anhob.

"Von Natur aus wäre ich auf jeden Fall schon längst über dich hergefallen, dass kannst du mir glauben", lächelte er dann verführerisch und ich spürte mein Herz bei dieser Vorstellung bis zu meinem Hals schlagen, während meine Augen immer wieder flüchtig über seine so schönen Lippen huschten.

Er tat es mir gleich und ließ seine Iriden über mein Gesicht wandern, während er seine Hände auf meine Tailie legte und mich noch enger an sich zog, sodass ich meine Arme um seinen Hals schlang...

Wir schauten uns nur an, aber auf eine Art und Weise, die mir intensiver erschien, als alles bisher erlebte. Da gab es keine negativen Gedanken, keine Zweifel... nur gute Gefühle, die mich dann dazu trieben, mich langsam auf meine Zehenspitzen zu stellen, um ihm einen sanften Kuss auf seine Wange zu geben.

Er sah mich mit einem Strahlen an, dass voller Liebe war und mich selbst dazu brachte, einfach nur glücklich vor mich hinzulächeln.

"Womit hab ich mir den denn verdient?", fragte er sichtlich amüsiert und sofort gab ich ihm noch einen auf die andere Wange.

"Weil du du bist", flüsterte ich verlegen und wollte mich gerade wieder ein wenig von ihm lösen, da drängte er mich an die Wand des Schuppens, der sich hinter mir befand.

"Du sollst meine Selbstbeherrschung doch nicht reizen, Kleine", hauchte er dann und strich mir dabei sanft über meine errötete Wange, wovon meine Atmung sich sofort beschleunigte.

"Durch einen unschuldigen Kuss auf die Wange reize ich dich?"

Er kam mir noch näher, drückte seinen Körper gegen meinen, sodass ich das Zittern seinerseits spürte und jeden Muskel seines Körpers, während seine Lippen nur wenige Millimeter von meinen entfernt waren.

"Du reizt mich schon alleine mit deinem Geruch", hauchte er und nahm eine Strähne meiner Haare zwischen seine Finger. "Allein deine Art mich anzusehen. Du hast ja keine Ahnung, was du ihn mir auslöst."

Er ließ seine Lippen nur ganz flüchtig, ganz sanft über meine gleiten und als ich sehnsüchtig von seinen Lippen kosten wollte, zog er seinen Kopf zurück und schaute mir voller Begierde in die Augen.

"Du willst diesen Kuss unbedingt, oder?", fragte er mich dann leise mit einem dreckigen Grinsen und sofort nickte ich, während ich ihn an seiner Hüfte enger an mich zog.

"Unbedingt", hauchte ich, doch er lächelte nur und löste sich aus dieser aufgeheizten Situation, die ihn selbst anscheinend völlig eingenommen hatte.

"Auf gutes muss man warten, Kleine", wandte er sich dann wieder zu mir und streckte mir seine Hand entgegen. "Außerdem will ich sicher nicht hier mit dir rummachen. Das passt nicht zu einer Frau wie dir."

"Einer Frau wie mir?", wiederholte ich seine Worte fragend und nahm seine Hand, um weiter zum Mottorad zu laufen.

"Du hast besseres verdient als an einen dreckigen Schuppen gedrängt zu werden", erklärte er nur kurz und knapp und wandte sich dann wieder nach vorne, um mir am Motorrad angekommen den Helm vorsichtig aufzusetzen.

Dann wurde die Stimmung leider echt merkwürdig...

"Soll ich dich zum All in fahren?"

Jetzt wusste ich wieso er plötzlich so nervös wirkte...

"Das musst du nicht", murmelte ich beschämt durch das Visier des Helms, doch er schien es trotzdem zu wollen.

"Ich fahr dich. Steig auf."

Er setzte sich auf sein Motorrad und als ich dann hinter ihm Platz nahm, klammerte ich mich fest an ihn, während der die Maschine startete.

Es fühlte sich nach Freiheit an, in der Dunkelheit durch Juneau zu fahren, bis mir plötzlich der Gedanken kam, dass Pablo uns sehen könnte und damit wäre meine Chance Benjamin zu sehen einfach weg.

"Reahlyn", stupste ich ihn leicht an der Schulter, wodurch er langsamer wurde und fast anhielt. "Du kannst mich da vorne rauslassen. Ich laufe den Rest!"

Er nickte und fuhr mit mir noch bis zur nächsten Straßenecke, wo ich dann widerwillig abstieg und ihm den Helm reichte.

"Danke für den wirklich schönen Tag", lächelte ich schwermütig, in Anbetracht der Tatsache, dass er nun vorbei war.

"Morgen wird er noch schöner", flüsterte er aufmunternd und zog dann seinen Helm auf, um in die Dunkelheit zu verschwinden.

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The split Mate - Only by nightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt