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Gefühle zu verbergen, ist nicht leicht, aber manchmal ist es das Einzige, das man tun kann;
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Nach dem Kuss des Teufels, traute ich mich nicht mehr in Estebans Richtung zu schauen, geschweigedenn in seine Augen, also wandte ich mich ab und nahm wieder auf dem Hocker Platz, wo Josh mich immernoch zu ignorieren schien.

"Mach mir bitte einen Tequila", flüsterte ich leise und schaute dann flüchtig zu meiner Seite, wo ich Esteban und Pablo den Flur entlang verschwinden sah.

Es raubte mir beinahe den Verstand, ihm so wehgetan zu haben und obwohl ich ihm solch harte Worte an den Kopf geknallt hatte, wünschte ich mir, er hätte mir nicht geglaubt. Das er tief in seinem Inneren wüsste, dass ich alles für ihn tun würde und das nichts von dem, was die letzten Minuten über meine Lippen kam, der Wahrheit entsprach...

Aber er glaubte mir, weil er selbst nicht mehr an sich glaubte...

"Du siehst beschissen aus", riss Josh mich aus meinen Gedanken und als mein Blick dann wieder in seine Richtung fiel, stellte er mir gerade den Tequila vor die Nase.

Ich schaute ihm einen Moment in die warmen Augen, während er mit seinem Zungenpiercing herumspielte und wandte dann den Blick wieder nach unten, um den Tequila in meine zitternde Hand zu nehmen.

"Ist ne beschissene Zeit", gab ich ihm gequält lächelnd zurück und trank den Kurzen zügig auf, um das kleine Glas wieder hinzustellen und zweimal mit meinem Zeigerfinger darauf zu tippen.

"Obwohl du mir ja mehr als deutlich gemacht hast, dass du keine Hilfe möchtest, biete ich dir trotzdem an, immer für dich da zu sein", sprach er dann mit einem aufmunternden Schmunzeln und schenkte mir noch einen Tequila ein.

"Wird schon wieder, wie immer."

Ich nahm den Tequila, drehte mich auf dem Hocker um Richtung Bühne und schaute mir das Ende der Show an. Natalia war wirklich gut. Genau wie ich am Anfang, doch selbst sie würde kaputt gehen ... Es war nur eine Frage der Zeit.

"Hallo", sprach mich dann eine dunkle Stimme an und ich schaute nichtmal rüber. Es war mir völlig egal wer da neben mir stand.

"Hallo", gab ich genervt zurück und trank den Tequila, um mich wieder Josh zuzuwenden.

"Darf ich dir ein Getränk ausgeben", ließ der Typ nicht locker und nachdem ich meine Augen verdreht hatte, schaute ich dann doch rüber zu ihm.

Er war groß, schlank und sah irgendwie eher wie ein braver Familienvater aus, als wie jemand, der sich Frauen für eine Nacht besorgte.

Ich antwortete ihm nicht, zeigte nur auf mein leeres Glas und er wandte sich Josh zu, während mein Blick wieder zu dem dunklen Flur fiel. Wie sollte ich je normal weitermachen? Wie sollte ich damit leben können? Oder war ich am übertreiben?

Immerhin kannte ich Esteban und Reahlyn erst wenige Tage... Vielleicht reagierte ich überzogen, steckte zu viel Gefühl in etwas, was gar nicht wirklich da war...

"So eine Scheiße!", fluchte ich unbeabsichtigt laut und wurde sofort von zwei Männern neben mir dumm angestarrt.

"Was glotzt ihr denn so?!", fuhr ich sie an, doch Josh zog mich an der Schulter herum, sodass ich nur noch sein Gesicht vor mir sah.

Die Drinks von den Männern und die Kurzen wirkten langsam. Meinem Kopf war leicht schwindelig, doch ich wollte noch mehr trinken. So viel, bis ich alles vergessen würde.

"Hör auf. Du musst dich beruhigen", sprach Josh auf mich ein, doch ich schüttelte nur lachend den Kopf.

"Beruhigen?", wiederholte ich ihn dann hysterisch und stand auf, um schnellen Schrittes Richtung Garderobe zu verschwinden.

Ich wollte nur noch nach Hause und schlafen. Wenigstens für kurze Zeit alles vergessen und mich sammeln, also zog ich meinen Mantel über das Kleid und wollte gerade wieder aus dem kleinen Zimmer, da kam mir einer der Männer entgegen, die ich eben noch angefaucht hatte.

"So ein großes Mundwerk für solch süße Lippen", nuschelte er und strich mit seinem Finger über meine Lippen, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Er roch stark nach Bier und Zigaretten, war etwas dicker und hatte einen roten Pullover an. Der Bart war nicht gepflegt, die wenigen Haare auf dem Kopf fettig und er sah im Großen und ganzen einfach nur widerlich aus.

"Nimm deine Decksfinger aus meinem Gesicht", warnte ich ihn und wich einen Schritt zurück. "Joooosh!", rief ich dann laut durch die offene Tür, doch der Typ schaute mir nur mit seinem besoffenen Ausdruck an und schien nicht vorzuhaben, mich in Ruhe zu lassen.

Er schloss die Tür hinter sich, kam langsam auf mich zu und als er dann seine Hand an meinen nackten Oberschenkel legte, wovon mein Herz aufhörte zu schlagen, riss ich mein Knie hoch und rammte es voller Wucht in seine Eier.

"Du blödes Miststück", schrie er und krümmte sich dabei. Ich nutzte die Chance und wollte an ihm vorbei, da schlug er mir mit seinem Ellenbogen so fest ins Gesicht, dass mir sofort schwarz vor Augen wurde und ich seitlich zu Boden fiel.

"Was denkst du wer du bist!?!?", brüllte er wütend und stellte sich drohend über mich, doch ehe er mir noch etwas antun konnte, platzte plötzlich Pablo rein und schaute voller Entsetzen zwischen mir und dem Typen hin und her.

Er sagte nichts, packte sich nur den Typen im Genick und wandte sich flüchtig an mich, während ich mich mit meiner schmerzenden Nase auf den Rücken drehte und ruhig durchatmete.

"Ich bin gleich bei dir", sprach er beruhigend und ich nickte nur, um dann dabei zuzusehen, wie er den Typen mit Gewalt aus der Garderobe riss und die Tür schloss.

Mir war egal was er vorhatte. Ich starrte nur an die Decke und spürte mein Gesicht nicht mehr. Mein Kopf explodierte fast und ich war so erschöpft, dass ich sofort hätte hier einschlafen können...

Es dauerte nicht lange, da ging die Tür erneut auf und ohne zu wissen, wer da überhaupt reinkam, fing ich bitterlich an zu weinen.

"Alles wird gut, ich bin ja da", sprach Pablo und wollte mich auf seine Arme heben, doch ich schlug seine Hände weg und drehte mich weg von ihm.

Nur noch gequälte Laute kamen über meine Lippen und ich spürte zwar, dass Pablo mir über meinen zitternden Rücken streichelte, doch ich beachtete ihn und seine Berührungen nicht. Ich konnte das alles nicht länger ertragen...

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The split Mate - Only by nightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt