Lincoln
Trauben von Menschen liefen gemächlich auf den Gehwegen und über die Straße, sahen sich die neueste Herbstmode an oder tratschten über die letzten Frisuren Trends und darüber, was gerade ‚In' war. Mein Kopf lehnte an der kühlen Scheibe und meine Augen hatten sich fest am strahlend blauen Himmel verankert, welcher von nicht einer Wolke geschmückt wurde. Heute war ein Herbsttag, wie er im Buche stand und ich wollte in diesem Moment nichts lieber machen, als nach Hause zu fahren, mich in mein kuscheliges Bett zu legen mit einem guten Buch in der einen und meiner Katze in der anderen Hand. Doch dann tauchte Micah unerwartet vor meiner Universität auf.
„Nervös?", fragte er. Ich spürte, wie sein Blick auf mir lag mit einer Ruhe, die ich noch nie zuvor vernommen hatte. Angestrengt versuchte ich dem Gefühl in meinem Inneren auf den Grund zu gehen. Doch immer, wenn ich ihm auch nur im Entferntesten näherkam, rückte es ein Stückchen weiter weg. Nah genug, sodass ich es mit meinem inneren Auge sehen konnte doch nicht nahe genug, damit ich es ergreifen konnte.
„Ein wenig", gestand ich und linste kurz zu ihm rüber. Die Muskeln in seinen Unterarmen spielten unter der leicht gebräunten Haut, während er das Lenkrad betätigte und ich kam nicht umhin ihn weiter anzustarren, doch just in jenem Moment, wo er es bemerkte, sah ich rasch weg. Versuchte mir innigst meine Gedanken nicht anmerken zu lassen.
„Ich tue dir nichts", versuchte Micah mich zu beruhigen. Wir hatten uns bis dato noch nicht oft getroffen und ich wusste nicht viel über ihn, außer dass er stinkreich war und bald auf Reisen gehen wollte.
Perfekt. Hatte ich gedacht. So tut es nicht weh, wenn er geht. Lautete der Zweite Gedanke. Denn ich hatte diese lästige Angewohnheit Menschen zu schnell in mein Herz zu schließen. Vor allem wenn diese mir eine völlig neue Welt offenbarten, über die ich bis jetzt nur gelesen hatte. Und das hatte Micah getan. Er hatte mich auf eine Art berührt, die völlig neu für mich war und die mir jegliche Orientierung genommen hatte, doch noch, konnte ich die wirklichen Auswirkungen, die diese Begegnung mit Micah nach sich ziehen würde, nicht im Entferntesten erahnen. Ich hatte einen Dominostein in Gang gesetzt.
„Ich weiß. Deine Aura ist nur ... einschüchternd", gestand ich offenherzig. Lugte für ein paar Sekunden zu ihm, sah wie er lächelte und das Steuerrad fester umklammerte, sodass die Knöchel bei seiner linken Hand weiß hervortraten. Ebenso die Adern, welche blau unter seiner Haut hervorleuchteten.
„Gut so", sagte Micah als er an einer Ampel hielt und drehte seinen Kopf leicht zu mir. Betrachtete mich von oben bis unten was die Konsequenz besaß, dass sich seine Mundwinkel leicht nach oben zogen. In seinen dunklen Augen erkannte ich pure Lust, die ihn von innen heraus zu verzehren schien. Eine Art von Hunger, die schwer gestillt werden konnte. Gleichzeitig brauchte es nur einen einzigen Blick aus diesen Augen, um meine Kehle austrocknen zu lassen und mir das Gefühl zu geben, nicht mehr sprechen zu können.
„Du bist plötzlich so still", lächelte er.
„Über Text warst du wesentlich Gesprächiger", begann er zu necken. Zu versuchen mich aus der Reserve zu locken.
„Naja", ich räusperte mich und sah wieder aus dem Fenster.
„Über Text geht so etwas leichter", gestand ich. Seine Hand wanderte derweil zu meinem Oberschenkel, wo er leicht zudrückte. Seinen Blick wandte er wieder auf die Straße vor sich.
Die restliche Fahrt bis zum Café verlief schweigend und mit Micahs Hand auf meinem Oberschenkel. In meinem Bauch spürte ich eine Art von Schmetterlingen, welche sich als Nervenkitzel entpuppten der meine Synapsen bis ans äußerste ausreizten.
„Da wären wir", sagte er und stieg aus dem Auto, ging um die Motorhaube nur um mir die Tür zu öffnen. Dankend nahm ich seine Hand als er mir diese entgegenstreckte, um mir beim Aussteigen behilflich zu sein.

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Eden - Craving Love
RomanceOft passieren einem im Leben die besten Dinge, wenn man noch nie dagewesene Entscheidungen trifft. Das zumindest hat mir mal einer meiner Professoren erzählt. "Wenn du nie ein Risiko ein gehst, wirst du als Person nie wachsen Lincoln. Du wirst nie d...