Kapitel 13

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Lincoln

Vorsichtig linste ich immer wieder hinüber zu Micah. Beobachtete ihn verstohlen dabei, wie er mit dem mir unbekannten Mann mit der halbglatze sprach und ihn offensichtlich immer kleiner werden ließ, denn er sank mit jedem seiner Worte tiefer und tiefer in seinen Stuhl ein, während Micah größer zu werden schien. Lestat verwickelte mich in belanglosem Small Talk um – wie er so freundlich ausdrückte – seine zukünftige Starautorin besser kennen zu lernen, aber ich glaubte ihm kein einziges seiner hochgesteckten Worte. Ob ich darauf vorbereitet gewesen war Micah heute über den Weg zu laufen? Nein. Hatte ich mit seiner kalten Arroganz gerechnet, die er mir gegenüber an den Tag legte? Definitiv. War ich darauf vorbereitete gewesen das Crimson Publishing mein Manuskript anfragte? Auf alles nur das nicht.

Scheiß Arschloch. Dachte ich bitter. Erklärte unser Verhältnis in meinem Inneren somit für beendet, vor allem, wenn er sich weiter dazu anmahnte sich in meine Beziehungen außerhalb der unseren einzumischen. Mathias war freundlich. Nett. Zuvorkommend. Ein Bilderbuch Gentlemen und sah noch dazu gut aus. Nicht, dass sein gutes Aussehen sonderlich wichtig gewesen wäre, aber was sollte man sagen? Die Augen aßen eben mit und hinzu kam, dass er ebenso nach einer festen Bindung Ausschau hielt, wie ich es eigentlich auch tat. Wo das mit ihm und mir hinlaufen würde, wusste ich jedoch nicht und da das mit Micah vorbei zu sein schien, überlegte ich, mein Tinder Profil wieder zu aktivieren, falls ich das mit Mathias vermasseln würde (und das würde keine Überraschung sein denn ich hatte ein Händchen dafür). Leise in mich seufzend schwenkte ich das Champagnerglas in meiner Hand. Ich sollte nicht trinken. Nicht in dieser Situation mit Micah in der Nähe und meinem Wagen, der vor CPs Gebäude stand, darauf wartend, wieder nach Hause gefahren zu werden.

„Nun. Ich denke du wirst uns mit deinem Manuskript begeistern", schnitt Lestat gerade an, als er sich eine Gabel voll Hummer in den Mund schob. Ich hatte mich nachdem mir Micah begegnet war, auf einen kleinen griechischen Salat beschränkt, was bei meiner Figur, sicherlich die beste Wahl war, die ich hätte treffen können. Zumal sich mein Magen trotz des quengelnden Hungers, wie zugeschnürt anfühlte.

„Sie halten zu viel von mir", sagte ich höflich. Trank einen weiteren schluck des prickelnden Getränks und erlaubte dem Alkohol meine Gedanken ein wenig zu benebeln.

„Ganz und gar nicht. Ich erkenne Potenzial, wenn es einmal vor mir steht"

„Sie sind zu freundlich" Micahs dunkelblaue Augen trafen auf meine. Durchbohrten mich mit einer Intensität, die alles in meinem Körper kribbeln und vor freudiger Erregung prickeln ließ wie der Champagner, der angenehm kalt meine Kehle runterlief. Die Luft wirkte plötzlich wie statisch aufgeladen und mein Körper äußerte das Verlangen nach seinen Berührungen.

Reiß dich zusammen! Knurrte ich mich an, setzte ein freches Lächeln, auf welches ich Micah zuwarf, ohne den Blickkontakt auch nur eine Sekunde abzuwenden, während ich mich ein wenig zu Lestat vorbeugte.

„Ich muss zugeben, ich bin über Ihr Angebot durchaus froh", sagte ich während ich meine Lippen leicht befeuchtete. Mr. Crimson löste den Knopf der Krawatte um seinen Hals ein wenig, schluckte sichtlich irritiert und leerte sein Champagnerglas in einem Zug. Was dieses Spiel gerade sollte wusste ich selbst nicht so genau. Schon gar nicht wieso ich es angefangen hatte und immer wieder verstohlen zu Micah sah. Ihn mit meinen rehbraunen Augen ansah und verführerisch mit meinen Wimpern klimperte, wie eine bedürftige Jungfrau in Nöten. Dieser Mann brachte eine Seite in mir zum Vorschein, die mir bis dato unbekannt gewesen war und nun die volle Kontrolle erlangt hatte. Ich war wie ein Zuschauer in meinem eigenen Körper, unfähig etwas dagegen auszurichten.

„Das freut mich zu hören", sagte Mr. Crimson. Die dunkle Stimme einige Töne höher als gewohnt. Seine hellgrauen Augen huschten zu seiner Rolex, als er verärgert auf grunzte. Im selben Moment erhob sich Micahs Begleiter sichtlich wütend und stürmte blindlinks aus dem Restaurant. Micah fuhr sich mit seiner Hand durch sein dunkles volles Haar. Lehnte sich zurück und ließ seinen Blick aus dem Fenster gleiten. Die Adern an seinen Unterarmen traten deutlich hervor, als seine kräftigen Arme vor der Brust verschränkte.

Eden - Craving LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt