Kapitel 18

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Lincoln

19:30 Uhr. Ich hatte also noch eine halbe Stunde Zeit. Hibbelig und voller Vorfreude durchsuchte ich meinen Kleiderschrank nach etwas zum Anziehen. Letztlich entschied ich mich für eine schwarze warme Strumpfhose in Kombination mit einer kurzen braunen herbstlichen Hose mit einem Figurbetonten Top, welches ich mit einem braunen Cardigan verband. Dazu trug ich eine Silberne Halskette welche eine Sonnenblume als Anhänger besaß. Mein Make-up hielt ich eher dezent, in braun und rot tönen aber nicht so übermäßig, als dass es die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Hinzu kam, dass es gut zu meinen dunkelbraunen Augen passte. Zufrieden betrachtete ich mich im Spiegel, als auch schon mein Handy klingelte.

„Hey", sagte ich.

„Hey", ertönte Mathias Stimme am anderen Ende der Leitung.

„Ich bin dann schonmal hier, brauchst du noch ein wenig Zeit?", fragte er.

„Nein. Ich komme gleich runter", meinte ich und legte auf, machte mich auf den Weg nach unten.

Der Lack seines dunkelblauen Skoda RS blitzte und glänzte im künstlichen Licht der Straßenlaterne. Man konnte noch die Wassertropfen auf der Motorhaube erkennen, was mit deutete, dass er sein Auto gerade erst gewaschen haben musste.

„Schickes Auto", sagte ich als ich einstieg und meinen schwarzen kleinen Rucksack zwischen meinen Füßen am Boden platzierte. Die Armaturen des Innenlebens des Autos schienen ebenso gerade erst geputzt worden zu sein. Die schwarzen Akzente strahlten und brillierten. Man konnte sich sogar in ihnen spiegeln.

„Danke ...", sagte er räuspernd. Betrachtete mich von oben bis unten.

„Du siehst wunderschön aus", Mathias lächelte, während ich mir verlegen meine Haare zurückstrich „Findest du wirklich?"

„Und wie", lautete seine Antwort.

„Also ...", ich hüstelte „Wo fahren wir hin?" Mathias begann zu lächeln als er sein Auto startete. Der Motor heulte begeistert auf und schnurrte anschließend vor sich hin, während Mat das Auto in Bewegung setzte.

„Hmm ... lass dich überraschen", meinte er lachend.

„Ich bin aber nicht gut darin mich überraschen zu lassen", antwortete ich.

„Aber wenn ich es dir verrate ist es nur noch halb so interessant" Na gut. Da hatte er auch wieder recht. Ich lächelte und lehnte mich im Sitz zurück. Begann mich ein wenig zu entspannen „Also gut, dann lasse ich mich eben überraschen"

„Das ist genau das was ich hören wollte!", lächelte er und trat aufs Gas.

Wir fuhren von der Stadt weg in Richtung Land. Umso weiter wir Wien hinter uns ließen, umso spärlicher wurden die Häuser und umso mehr Wald umgab uns. Stille füllte den Raum und die Zeit zwischen uns. Ich ließ das Fenster ein wenig nach unten und genoss den Geruch des Waldes, der in das Auto strömte. Die Kühle Luft tat unbegreiflich gut auf meiner erhitzten Haut und so schloss ich genießerisch meine Augen, nicht bemerkend, wie Mathias mich von der Seite aus immer wieder anlinste. Wir fuhren eine Steigung hoch und umso höher wir kamen, umso klarer schien die Luft zu werden. Mit jedem Atemzug, wurde auch meine Lunge umso freier und der Nebel in meinem Kopf, schien sich endlich zu lichten. Micah ließ ich in meinen Gedanken weit hinter mir. Ich hatte nach wie vor nichts von ihm gehört und ich tat mein Bestes, nicht länger auf eine Nachricht, oder auf ein Lebenszeichen von ihm zu warten. Das tat nur weh. Verletzte nur. Letztlich ... war ich für ihn wirklich nur eine einfache Affäre gewesen. Nichts Besonderes also. Kein Grund, ihm nachzutrauern. Kein Grund, wegen seinem Verhalten verletzt zu sein. Immerhin, war mir dies von Anfang an klar gewesen.

„Da wäre wir" Mathias sanfte Stimme riss mich aus meiner kleinen Welt. Wir waren nun hoch oben auf einem kleinen Hügel. Um uns herum war nichts, außer Wald. Die Lichter der Städte, weit von uns entfernt. Man hätte denken können, wir hätten eine komplett andere Welt betreten. Es war wunderschön.

Mathias stieg aus und umrundete mit schnellen Schritten sein Auto, um mir die Tür zu öffnen. Lächeln hielt er mir seine Hand entgegen welche ich ebenfalls lächelnd entgegennahm.

„Dreh dich um", flüsterte mir seine Stimme in einem tiefen Tonus zu. Ich nickte und tat wie mir geheißen. Ich spürte wie er eine Art seidigen Stoff um meine Augen band, sodass ich nichts mehr sehen konnte.

„Vertraust du mir?", fragte er, während er seine Hände an meine Hüfte gleiten ließ und sich neben mich platzierte. Einen Arm um mich gelegt, begann er mich einen Weg entlang zu führen.

„Sollte ich dir denn vertrauen?", lautete meine Gegenfrage, während ich mich von ihm führen ließ. Er lachte. Und sein lachen schien wie in Musik in meinen Ohren. Erwärmte mein Herz auf eine unbeschreibliche Art und Weise. Wir gingen nicht lange. Höchstens vierzig Schritte. Bis wir stehen blieben und Mathias mir die Augenbinde abnahm.

„Halte deine Augen noch ein wenig geschlossen", sagte er, bevor ich durch einen Lufthauch spürte, dass er meine Seite verließ.

„Was haben Sie nur vor Mr. Whitlock?", schmunzelte ich amüsiert. Ließ mich in diese Unbeschwertheit fallen, die sich wie eine leichte Decke über mich gelegt hatte und mich nun bedeckte.

„Das werden Sie in wenigen Momenten sehen, Ms. Maddox", antwortete er. Seine Stimme war so nahe an meinem Ohr, das ich den Hauch seines Atems an meiner erhitzten Haut spüren konnte. Mein Herz begann ein paar Oktaven höher zu schlagen und ich spürte, wie es mir einen wohlig kalten Schauer über meinen Rücken jagte. Eine leichte Berührung zwischen meinen Schultern. An meinen Oberarmen. Dem unteren Rücken. Zarte Gesten, die mich neugierig machten. Neugierig auf das was Mathias zu bieten hatte. Und zum ersten Mal, fühlte ich eine Art Erleichterung. Meine Gedanken distanzierten sich von dem Gespenst namens Micah was mich heimsuchte und vermeidlich fest in seinen Krallen wusste. Immer weiter wurden sie von Mathias davongetragen. In eine Welt der Ruhe und dem, was Glückseligkeit wohl am nächsten kam. Ja. Anfangs, war ich nur auf einen schnellen One-Night-Stand aus gewesen. Einfach nur Sex. Einfach nur herumprobieren. Doch Micah hatte etwas in mir neu entfacht. Zunächst war es nur ein Funken gewesen, den ich ignorieren und tief in mir begraben konnte. Doch nun war es nicht länger ein Funken. Sondern ein loderndes Feuer, welches vor Begierde unter meiner kühlen Haut brannte. Ich fühlte mich gefangen. Als wäre ich im Fegefeuer gelandet. Gezwungen mich zu entscheiden. Ich musste eine Entscheidung treffen, ohne zu wissen, was die Optionen waren. Es gab nur eine Tatsache, die ich nun wusste. Ich wollte mehr. Nein. Das war nicht richtig. Ich brauchte mehr. Mehr als nur Sex. Ich brauchte eben diese sanften Berührungen die mich Mathias in just diesem Moment zu Teil werden ließ. Ich brauchte tiefgründige Gespräche. Zukunftsplanung während wir eng umschlungen in unserem Bett lagen. Verschwitzt vom vorangegangenen Sex. Die Laken getränkt mit den Flüssigkeiten der Leidenschaft und Liebe.

Scheiße.



Eden - Craving LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt