Kapitel 32

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Lincoln

Mein ganzes Leben lang habe ich dem Traum, einmal eine veröffentliche Schriftstellering zu sein, nachgejagt. Ich habe mir förmlich die Finger blutig geschrieben. Habe mich von einer Schreibblockade in die nächste gestürzt. Habe getippt. Gekürzt. Ausgearbeitet was das Zeug hielt nur um jetzt hier zu stehen. Mathias hatte seinen Arm um mich gelegt, lächelte mir aufmunternd zu. Micah hatte mir ganz überraschend geschrieben, dass er mich sehen wolle. Mit mir den weiteren Verlauf besprechen musste. Da ich gerade auf einem Spaziergang mit Mathias war, hatte er vorgeschlagen, dass er doch mitkommen könne. Nun saßen wir an einem späten Freitagnachmittag in der Lobby des CP Gebäudes. Void Venom war auch hier. Stand beim Empfang und redete mit der Empfangsdame. Neben ihm stand eine schlanke Frau. Formell gekleidet ihrer Position entsprechend. Ihre kurzen schwarzen haare hatte sie zurückgekämmt und mit einem silbernen Kopfschmuck geschmückt. Ihr Finger tippte in unruhigem Rhythmus auf dem Rücken der Mappe die sie hielt auf und ab. Die Augenbrauen hatte sie entnervt zusammengezogen, während Void ihr wohl schöne Augen machte.

„Danke das du mitgekommen bist", sagte ich an Mathias gewandt. Dieser lächelte mir zu und drückte sachte meine Hand „Aber natürlich"

„Lincoln. Danke das du gekommen bist" Micah kam geräuschlos zu uns herüber. Würdigte Void keines Blickes und nickte Mathias kühl zu.

„Wie ich sehe, hast du deinen Schoßhund auch dabei", neckte er in Mathias Richtung. Schenkte ihm ein bösartiges Lächeln welches schelmisch in seinen Augen funkelte.

„Schoßhund? Ernsthaft? Sind dir die Beleidigungen ausgegangen?", konterte Mat.

„Jungs. Wenn ihr euch nicht benehmen könnt, mache ich auf dem Absatz kehrt und gehe nach Hause" Micahs Kieferpartie verkrampfte sich. Mathias nickte nur.

„Du hast recht. Tut mir leid Lin"

„Tja, mir tut es nicht leid. Lincoln, wenn du mir bitte folgen würdest" Ich verdrehte die Augen und nickte „Ich bin gleich wieder da, wird wohl nicht lange dauern", sagte ich an Mathias gewandt. Dieser gab sich geschlagen und ließ sich wieder auf die Couch auf die wir gesessen hatten sinken. Durchbohrte Micah mit seinen Blicken, während wir uns zum Fahrstuhl begaben.

„War das wirklich nötig?", fragte ich den Größeren neben mir als sich die Türen schlossen. Micah linste zu mir, verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich weiß gar nicht wovon du redest"

„Zum Teufel. Du warst doch derjenige der meinte ich solle ihm eine ernsthafte Chance geben schon vergessen?", fuhr ich ihn an.

„Ich bin mir sehr wohl bewusst was ich gesagt habe", gab er zurück. Betrachtete mich von oben bis unten. Ließ sich nicht anmerken, was durch seinen Kopf ging. Unter seinen Augen hatten sich seit unserer letzten Begegnung dunkle Ringe gebildet. Sein Bart wurde immer länger und dichter. Entweder er hatte gerade keine Lust sich um sein äußeres zu kümmern, oder aber er war so gestresst, dass er nicht dazu kam. Bei genauerem Hinsehen fiel mir auf das seine Kleidung ungebügelt war. Seine Schuhe dreckig und seine langen Haare zerzaust und von einem leicht fettenden Film überzogen.

„Ist alles okay?", fragte ich vorsichtig.

„Oh, machst du dir etwa sorgen um mich Kleines?", meinte er nun keck grinsend, drehte sich zu mir.

Verdammt, wieso dauerte diese Fahrt nur so lange?

Der Geruch seines teuren Parfüms stieg mir in die Nase. Mild und dennoch würzig. Das passte zu ihm. Sein Atem streichelte seicht meine Haut. Wie die zaghafte Berührung eines Liebhabers aus vergangenen Tagen. Ich schluckte scher, presste meinen Körper an die Wand hinter mir, als Micah mich überragte und mit seinen Händen neben meinem Kopf abstützte. Seine blauen Augen durchbohrten mich. Fesselten mich an Ort und Stelle.

„Du musst dir keine Sorgen machen, Lincoln", raunte er mit tiefem Bass, welcher in jeder Faser meines Körpers vibrierte. Beinahe, gaben meine Knie nach und ich hatte es nur dem abrupten stehen bleiben des Fahrstuhles an unserem Zielort zu verdanken, dass ich mich wieder fing.

Ich räusperte mich „Bitte? Als ob ich mir wegen dir Sorgen machen würde. Du hast wohl Fieber oder sowas"

Er lachte, als ich mich unter ihm wegduckte und mit schnellen Schritten zu seinem Büro ging.

Micah Crimson brauchte nicht lange um mir die Details meiner Veröffentlichung kund zu tun. Und trotzdem zögerte er unser Meeting so weit hinaus, wie er nur konnte. Ob er dies mit Absicht tat, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass sich meine Augen immer wieder an seinen Lippen verfingen und sich zwischen meinen Beinen eine angenehme Wärme ausbreitete, umso länger ich in seiner Nähe war und umso konzentrierter ich seiner tiefen Stimme lauschte.

„Alles in allem dürfte deine Veröffentlichung keine großen Probleme mit sich bringen und ich bin überzeugt, dass sich dein Buch gut verkaufen wird. Lin, hörst du mir überhaupt zu?"

Oh shit.

„Ja. Ja natürlich. Es dürfte keine großen Komplikationen bringen und die Veröffentlichung soll im Frühjahr stattfinden", wiederholte ich.

„Gut ..."

„Gut"

Eine peinliche, schwere Stille legte sich über uns. Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. Spürte Micahs Blick brennend auf mir.

„Dann ... sind wir fertig für heute?", fragte ich ihn. Micah hüstelte. Lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lockerte seine Krawatte.

„Sind wir"

„Cool"

„Yep"

„Ich schätze, dann gehe ich mal. Mathias wartet schon lange genug auf mich"

„Natürlich"

Also ging ich. Doch mein Herz ... meine Gedanken ... blieben in seinem Büro. Bei ihm.

~

„Wie wäre es ... wenn du heute bei mir übernachtest?", fragte Mathias mich plötzlich. Wir saßen beim Chinesen und ich schaufelte gerade ein Maki in meinen Mund, währen der das fragte. Meine Backen waren vermutlich so aufgebläht wie die eines Hamsters. Mat lächelte. Kicherte leise.

„Oh wow. Das war gerade überraschend", sagte ich währen dich schluckte. Ließ die Stäbchen sinken. Der blonde vor mir streckte seine Hand nach vorne und legte sie auf die meine.

„Tut mir leid. Ich wollte dich damit keinesfalls überrumpeln", entschuldigte er sich. Kopfschüttelnd lehnte ich mich ihm lächelnd entgegen „Nein. Nein. Ist schon gut. Ich würde sehr gerne bei dir übernachten"

Ich suchte nach dem Funken Wahrheit in meinem Inneren der jedoch lediglich ein kümmerliches Glimmern war. Der Waldbrand, das Inferno der Gefühle auf das ich seit einem Monat wartete, blieb aus. Belog ich mich hier selbst?

„Bleibe bei dem Mann, der dir Sicherheit gibt"

„Wenn du nie ein Risiko eingehst, wirst du nie über dich hinaus wachsen Lincoln"


Eden - Craving LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt