Kapitel 30

265 8 0
                                        

Micah

Die liebliche Melodie der Klassik Version von „In the Middle of the Night" hallte durch die Räumlichkeiten. Halb betrunkene oder Volltrunkene fanden sich erneut zu Pärchen zusammen und schwangen das Tanzbein. Mehr ungelenk als galant doch dies störte die Leute nicht. Immerhin tanzten und tranken sie für eine gute Sache, dabei durfte man auch einmal nur halb so gut aussehen. Ein berühmter Nachrichtensprecher, der jeden Abend außer Wochenends die Nachrichten brachte, dass natürlich zur besten Sendezeit, hatte sich an eine bildschöne Brünette Anfang dreißig geklammert. Laberte sie vermutlich mit all seinen Erfolgen voll. Meine Aufmerksamkeit hingegen, richtete sich voll und ganz auf Mathias, welcher mir selbstgefällig entgegen Grinste und an Lincoln gewandt einen Toast erhob den natürlich alle bemerken musste. Ich wusste nicht woher dieser degenerierte Affe eine Gabel hatte, aber er benutzte sie um gegen das Champagnerglas zu klopfen und somit aller Leute Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen wodurch die Musik nun auch langsam verstummte. Meine Hände ballten sich zu krampfhaften Fäusten die ihm liebend gern ein Veilchen verpasst hätte. Doch überall waren Kameras und Presse. Blitzten. Blinkten. Hielten Interviews. Vor allem ich und mein Vater sowie Alice standen unter ihrer stetigen Beobachtung. Ein Eklat solchen Ausmaßes konnte ich mir beim besten Willen nicht leisten. Ganz egal, wie sehr es mich auf den Handballen unter der Haut juckte.

„Einen Toast!", sprach Mathias nun mit lauter Stimme. Lincoln hielt inne und blickte zu uns herüber. Eine blasse röte schlich sich auf ihre Wangen, die sich in gemächlichem Tempo auf ihrer Nase ausbreitete.

Nacheinander richteten sich die Kameras auf uns. Das grelle Blitzgewitter was auf uns niederregnete blendete meine Augen sodass ich sie zusammenkniff. Was nur hatte er vor?

„Auf Lincoln Maddox! Ein aufstrebender neuer Stern in der Autoren Welt! Herzlichen Glückwunsch Lincoln, zu deinem Vertrag bei Crimson Publishing. Auf neue Möglichkeiten! Neue Bekanntschaften! Neue Beziehungen!" Mir gefiel nicht wie er das Wort Beziehungen betonte. Es hinterließ einen fahlen Nachgeschmack in meinem Mund. Die Leute fielen nacheinander in tosendem Beifall aus. Strömten auf sie zu. Beglückwünschten sie. Als hätte Mathias ihr einen Antrag gemacht und sie „JA!" gesagt. Lächerlich. Einfach nur. Lächerlich. Aber wieso spürte ich dann einen solch schmerzhaften kalten Stich in meinem Herzen? Wieso drehte sich mein Magen bei der Vorstellung, dass sie mit ihm glücklich ist um und rebelliert?

Alkohol.

Ich brauchte definitiv mehr Alkohol.

Also entfernte ich mich unauffällig von der Szene und gesellte mich wieder zur Bar.

„Ist dein Plan aufgegangen, alter Mann?", fragte ich als ich eine mir zu bekannte Anwesenheit verspürte.

„Denkst du mein Plan war es dich zu vernichten?", stellte er als Gegenfrage. Ich zuckte mit den Schultern. Würgte einen Shot nach dem anderen hinunter doch das Gefühl der Leere und des Schmerzes blieb, obwohl alles andere langsam durch den Alkohol betäubt wurde.

„Verrat du es mir", sagte ich. Blickte ihm in die Augen dessen Willen ich nicht deuten, nicht lesen konnte. Man brauchte keinen Detektiv um zu wissen, wie rasend mich das ganze hier machte. Der Abend? Er war die reinste Folter. Stellte meine Geduld Mathias gegenüber auf eine harte Probe.

Lincolns stöhnen ertönte in meinem Kopf. Ihre liebliche Stimme die nach mehr bettelte. Sie spreizte ihre Beine, entblößte ihre perfekt geformten Brüste dessen Nippel in freudiger Erwartung erregt standen. Doch dann sah ich wie Mathias an ihr zugange war. Hörte, wie sie seinen Namen rief. Und mir wurde kotzübel.

„Mein Ziel war es nie dich zu vernichten mein Sohn. Immerhin wird CP bald unter deiner Leitung stehen", sein Blick glitt zu Lincoln, während er mir väterlich seine Hand auf die Schulter legte.

„Es ist besser, dass du das mit ihr beendet hast. Mathias ist ein guter Mann. Und er passt zu ihr. Sie werden bestimmt glücklich" Ja. Das werden sie.

„Bestimmt", brachte ich gepresst kurz angebunden hervor. Spürte wie Lestats Blick auf mir ruhte, ehe er nur seufzte und sich wieder zu den Leuten von der Presse gesellte.

„Unliebsames Kopfkino?" Alice.

„Kann man so sagen" Wenigstens, ging der Plan auf. Wenigstens ... mussten wir nicht um unsere Karrieren fürchten, fürs Erste jedenfalls.

„Ich habe Rhys auch irgendwo gesehen. Wie lief das letzte Meeting zwischen euch?"

„Rhys?", ich zog Fragend die Augenbraue hoch „Achso. Du meinst VV", schoss es mir. Alice benutzte immer die richtigen Namen der Autoren und nie ihre Synonyme.

„Ganz gut. Rhadamantus hat potenzial. Ich denke es wird ein Bestseller"

„Wie alle seiner Bücher. Ich stehe ja nicht so auf diesen Gottesquatsch ... aber ich muss zugeben, dass sogar mich dieses Buch gefesselt hat. Die Menge wird es lieben. Es beinhaltet alles was das Herz eines eingefleischten Horror Lesers begehrt" Alice beäugte mich misstrauisch von oben bis unten, währen dich meinen nächsten Schott kippte.

„Du solltest nach Hause. Ich bestelle dir einen Fahrer"

„Ach quatsch. Mir geht es gut", beginne ich zu lallen. Gut. Der Alkohol entfaltete allmählich seine gewünschte Wirkung. Machte mich taub. Taub und Betrunken.

„Du bist betrunken also nein. Ich werde nicht zu lassen, dass du in diesem Zustand frei hier herumläufst und womöglich nicht nur deinen, sondern auch meinen Ruf und den von CP zerstörst. Oder muss ich Sebastian herholen? Er ist nämlich auch hier und er wird nicht so sanft mit dir umgehen" Ich stieß Alice zarte Hände die versuchten mich unter Kontrolle zu halten, von mir und torkelte Richtung Balkon als ich sie mit ihm dort stehen sah. Augenblicklich drehte sich alles. Mir wurde immer wieder schwarz vor Augen. Die Geräusche verstummten. Meine Ohren klingelten und fühlten sich an, als wäre sie mit Watte vollgestopft. Jegliche Wärme wich aus meinem Körper und ich sackte langsam zusammen, als hätte ich einen Tritt in die Magengrube abbekommen. Auf meiner Seele, breitete sich langsam ein schmerzhaftes Hämatom aus, welches meinen Verstand vergiftete.

„Micah", Camilles sanfte Stimme ertönte neben mir. Ruhig. Bedacht. Die einzige Stimme die ich gerade hören kann.

„Micah komm, Alice hat einen Fahrer bestellt", teilte sie mir mit. Ich stieß sie von mir.

„Lass es", warnte sie. Nahm meine Hand um mich zurück zu halten.

„Micah. Hey. Kumpel. Das ist eine ganz blöde Idee" Sebastian? Gott in meinem Schädel drehte es sich.

„Wir brauchen keine Schlägerei. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht niemals", zischte er mir zu. Packte mich unsanft am Oberarm doch ich spürte seine Berührung kaum. Müde schloss ich meine Augen. Atmete tief durch.

Es war unsere Idee gewesen. Ich habe ihr gesagt sie solle ihm eine ernsthafte Chance geben, weil er ein guter Kerl ist. Ich habe sie gehen lassen. Ich war es, der sie weggestoßen hat ... Die Ernüchterung darüber wie wenig Recht ich doch für dieses Verhalten tatsächlich hatte traf mich wie ein weiterer Schlag. Also sackte ich zusammen. Ließ mich von Sebastian zurück zur Bar bringen.

„Seb. Danke. Ich schulde dir was", sagte Alice an den weißblonden neben mir gewandt.

„Nicht der Rede wert Alice. Schade nur dass es zu keinem Arschtritt kam"

„Die kannst du heute noch genug verteilen denke ich", kicherte sie und deutete mit ihrem Kopf in eine bestimmte Richtung „Verdammte scheiße was soll denn der Mist?", fluchte er und tobte in besagte Richtung davon. Ich war zu erschöpft um mir großartige Gedanken darüber zu machen.

„Du hast nicht zufällig die liebe Mary Jane Holland mitgebracht oder?" Camille seufzte und schüttelte den Kopf.

„Ernsthaft Bruderherz, du benimmst dich Idiotisch. Fahr nach Hause"

Und das tat ich dann auch. Ich fuhr nach Hause in die dunkle kalte Einsamkeit meiner Penthouse Wohnung. Lag in meinem viel zu großen leeren Bett und versuchte den Gedanken zu entkommen die wie Raubtiere in den Schatten meiner Gedankenwelt verharrten. Darauf wartend, zustoßen zu können.

Darauf wartend, mich zu vernichten.

Ich war verloren. Verloren in einer Droge die ich nicht haben konnte ...


Eden - Craving LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt