Kapitel 16

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Micah

Meine Augen starrten unverblümt auf das Manuskript welches vor mir auf meinem Schreibtisch lag. Es war nun schon zwei Wochen her, seit ich Lincoln gesehen oder von ihr gehört hatte. Gut, ich hatte mich auch nicht mehr gemeldet nach meinen neu entdeckten Gefühlen. Ich wollte sie weiter ficken, keine Frage. Der Gedanke daran wie unterwürfig sie unter mir lag, wie ihre Wände gierig meinen harten Schwanz umschlossen während ich in sie eindrang, war zu reizend. Zu kostbar beinahe, als dass ich das hätte fallen lassen können.

„Sir?", meine Assistentin lugte vorsichtig durch die Tür.

„Ja?", winkte ich sie herein. Unsicher schob sie ihre zu große Brille nach oben. Der Klang ihrer Stöckelschuhe hallte im ungleichen Takt durch den Raum, während sie versuchte das Gleichgewicht zu halten und gleichzeitig den engen Reifenrock ein wenig runter zu zupfen, da er ihr immer wieder uncharmant nach oben rutschte.

„Hier sind noch die restlichen Manuskripte Herr Crimson", sagte sie mit leiser Stimme, dessen Töne mit jedem Wort eine Oktave höher wurden.

„Danke", erwiderte ich kühl und winkte sie wieder nach draußen. Sie schluckte schwer, nickte und machte sich auf den Weg. Herrgott im Himmel. Was hätte ich nur dafür gegeben wieder meine alte Assistentin zu haben. Doch diese befand sich nun in Mutterschutz und derweil, musste ich mich mit sowas rumschlagen. Naja, auch nichts zu machen. Wenigstens hatte sie ein hübsches Gesicht und einen schönen Körper. Jedoch richtete sich meine Aufmerksamkeit wieder auf Lincolns Manuskript vor mir. Ich nahm es hoch, Blätterte es rasch durch. 500 A4 Seiten voll von Fantasie und Unmöglichen. Der Titel, immerhin, klang vielversprechend. Erinnerte mich ein wenig an „Reign" vermischt mit „Game of Thrones" und einer Prise „Der Hexer".

„Kingdom", las ich. Schlug auch schon die erste Seite auf und wurde mehr als nur positiv überrascht.

Lincoln hatte es geschafft, mich nicht nur mit ihrem heißen Körper, ihrer charmanten, außergewöhnlichen Persönlichkeit zu verzaubern, nein. Sie hatte es sogar geschafft mich mit ihrem Schreibstil zu verzaubern, der mir zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum so unterkam.

„Teufel noch eins", sagte ich während ich eine obszöne Szene las und versuchte dabei nicht an sie zu denken. Doch mit jeder Seite. Jeder Zeile. Jedem Wort das ich verschlang, zauberte sie sich mehr und mehr ein Herz. Wie eine Schlange wandte sie sich darum und vergrub sich mit ihren Fängen in dem saftigen rosa Fleisch, welches so fleißig das Blut durch meine Adern pumpte. Diese Frau konnte nicht nur verdammt gut vögeln, sondern auch verdammt gut schreiben. Ich verstand, warum mein Vater so erpicht auf sie war. Nicht, weil sie wunderschön war, sondern weil sie tatsächlich was auf dem Kasten hatte. Zugegeben, ich hätte ihr das nicht zugetraut.

„Also? Was sagst du?" erschrocken blickte ich auf als ich Lestat vor mir stehen sah. Seinen Bart sorgfältig zurechtgestutzt, die Beine überschränkt und der graue Anzug makellos.

„Schreiben kann sie. So viel steht fest. Aber sie ist unbekannt. Eine Newcomerin", sagte ich argwöhnisch. Abschätzend, was sein nächster Schritt sein würde. Lestat wusste, dass ich ein Verhältnis mit ihr hatte, aber das war auch nichts neues. Und er wusste offensichtlich auch, dass sie frischen Wind auf den Buchmarkt bringen würde und vermutlich sogar die alteingesessenen Bestseller Autoren vom Markt stoßen würde mit einer Story wie dieser. Was nur, war sein Ziel hinter dem ganzen?

„Warst nicht du es, der bei der letzten Sitzung vorschlug unbekannten Autoren eine Chance zu geben?", sagte er grinsend. Verschränkte seine Finger ineinander.

„Ja. Habe ich"

„Denkst du, ich hätte dir ihr Manuskript vorgelegt, wenn ich nicht bereits gewusst hätte, was sie auf dem Kasten hat? Sie wurde schon mehrmals von anderen Verlagen abgelehnt. Meistens erhielt sie die Standard Absagen, oder gar nichts. Ich denke jedoch, dass sie das Zeug dazu hat, an der Spitze zu stehen. Vor allem mit einer Geschichte wie dieser. Krieg, Drama, Sex. Es beinhaltet alles was das Leserherz begehrt und das ausgewogen dosiert"

Ich überlegte. Grübelte. Recht hatte er. So viel stand fest.

„Wir haben noch nie etwas im Fantasy Genre veröffentlicht", warf ich ein. Nicht, weil ich ihr Buch nicht veröffentlichen wollte, sondern nur, weil ich sie so weit wie möglich von meinem Vater fernhalten wollte. Ihr Buch zu veröffentlichen würde bedeuten, dass Lestat sich persönlich darum kümmern würde, bevor ich auch nur einen Blick auf das fertiggestellte Buch erhalten würde. Er würde dieses Projekt persönlich betreuen. Mich zusehen lassen, wie sie jedes Mal in seinem gut versteckten und abgesicherten Büro in der obersten Etage verschwand, ohne dass ich auch nur etwas dagegen tun konnte. Er würde sie mit seinen Augen ausziehen. Ihre Rundungen ebenso Bewundern, wie ich es tat. Ihre prallen Brüste, wie sie mit jedem Stoß auf und ab wippte, wie ihre liebliche Stimme noch lieblichere Laute von sich gab. Sich ihre femininen kleinen Hände in den Laken verfingen, weil es sich so gut für sie anfühlte.

Ich hätte bei diesem puren Gedanken kotzen können, doch dann, kam mir eine Idee.

„Wir nehmen es. Unter einer Bedingung", sagte ich kühl und beugte mich nach vorne. Nahm das Manuskript in die Hand, schlug es zu und betrachtete es nachdenklich.

„Die da wäre?", Lestats Augenbraue zog sich misstrauisch gen Haaransatz.

„Ich werde das Projekt persönlich betreuen" Er begann lauthals zu lachen. Ließ seine flache Hand auf den Tisch schnellen.

„Dein ernst?"

„Ja. Mein voller ernst. Warst nicht du derjenige, der beim Meeting meinte es wäre Zeit, dass ich mehr Entscheidungen treffe?"

„Also schön. Wie du willst Sohn"

Ich wusste nicht, was das alles bringen würde. Was es bringen würde, wenn wir Lincolns Buch veröffentlichten und was dies für meine Firma und meine Beziehung zu ihr bedeutete. Aber was ich wusste, war, dass ich sie brauchte wie die Luft zum Atmen. Und das war etwas, was ich ganz und gar nicht wollte. Eine Beziehung würde nie zwischen uns funktionieren. Wir waren beide stur. Sie war ein Freigeist. Eine Naturgewalt die mich magisch anzog. Ich wollte sie besitzen. Ihr diese Freiheit nehmen und sie zu meiner Freiheit machen. War dies denn rechtens? Hatte ich dieses Recht dazu? Nein. Und trotzdem wurde mir bei dem Gedanken daran schlecht, dass sie zu jemand anderem gehörte als zu mir. Vielleicht, sollte ich es kurz und schmerzlos machen. Unser Verhältnis beenden? Aber konnte ich das denn? Jede Faser meines Körpers verlangte nach ihr und allein bei dem Gedanken daran ihre Haut zu berühren, ihre Lippen wieder auf meinen Spüren und sie zu schmecken, ließ mich beinahe verrückt werden. Ließ mich brennen.

Vielleicht, sollte ich es beenden. Jetzt da ich sie unter Vertrag nehmen würde, wäre es verheerend, wenn es herauskam, dass ich mit ihr ein Verhältnis hatte wie aber kein Paar waren. Die Medien könnten mich zerfleischen, falls dies ans Licht kam. Sie könnten alles zunichtemachen was ich aufgebaut hatte. Und Lins Leben würde es vermutlich ruinieren. Ich sah die Schlagzeilen förmlich vor mir „Junge Bestseller Autorin hat Verhältnis mit dem zukünftigen CEO von CP" Man würde sich das Maul über uns zerreisen. Nein. Das konnte und wollte ich ihr nicht antun. Das hat sie nicht verdient und so sehr mich der Gedanke schmerzte, sie gehen zu lassen. So wusste ich, dass dies angesichts der neuen Entwicklungen, der beste Schritt war. Für uns beide. Für sie, weil ich wusste was sie brauchte und wollte auch wenn sie sich so taff gab. Und für mich, weil es mich schmerzte zu sehen, wie ich sie in einen goldenen Käfig zu sperren versuchte.

Micah. Du Idiot.



Eden - Craving LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt