Kapitel 33

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Micah

Sie ging. Und nahm mein Herz, meine Gedanken mit sich. Ob sie sich wirklich Sorgen um mich machte? Ich wagte es nicht allzu stark anzuzweifeln. Denn sie schien ernsthaft besorgt zu sein ... Verdammt, wann war ich zuletzt in meiner Wohnung gewesen? Vor einer Woche? Erschöpft vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und atmete schwer aus. Als könnte ich die ganze Anspannung die mich seitdem Umschlang heimsuchte, mit einem Atem von mir lösen. Oh süße Erlösung ... wo bleibst du nur?

„Bleibst du noch länger?", fragte Sebastian.

„Nein", brummte ich, nahm meine Autoschlüssel aus der obersten Schublade und verließ gemeinsam mit ihm unseren Arbeitsplatz. Ausnahmsweise, kehrte ich diesem nur allzu gerne den Rücken.

Seit ich Lestat diesen Umschlag gegeben habe, ist er nicht mehr zur Arbeit erschienen. Was bedeutete, dass ich das ganze Chaos was er hinterlassen hatte übernehmen und ordnen musste. In der letzten Woche hatte ich, wenn es hinkam maximal acht Stunden geschlafen. Und das zusammengesackt auf meinem Schreibtisch, währen dich seinen Terminkalender durchging und alles neu arrangierte.

Die Kalte frische Novemberluft die mir draußen entgegenschlug tat gut. Ihre kalte Umarmung entspannte. Vertrieb ein wenig die an mir nagende Erschöpfung. Meine Beine trugen mich die leergefegten Straßen entlang. Hier und da durchbrach ein Auto die Stille der Nacht. Das Orangefarbene Licht der Straßenlaternen begleitete mich wie ein Stummer Beobachter, während sich die Schatten wie ein lauerndes Raubtier anfühlten. Immer wieder, stellten sich mir die gleichen Fragen. Mit wem hatte mein Vater gesprochen? Wo war er hin verschwunden? Wusste Mutter etwas? Von wem kam dieser Umschlag? Was bedeutete dieses Symbol? Auf der Suche nach der Antwort wurde ich noch verrückt. Und es gab nur einen einzigen Menschen, an den ich mich am liebsten wenden wollte. Doch dieser Mensch, lag gerade vermutlich neben meinem schlimmsten Erzfeind. Eng an ihn und seine Wärme gekuschelt. Zufrieden. Glücklich. In Sicherheit. So sehr ich Mathias hasste, so hatte er das, was ich nie haben konnte.

„Micah?" Mein Weg hatte mich zur Penthouse Wohnung meiner Mutter geführt. Sie stand in ihrem Nachthemd bekleidet in der Wohnungstür und blickte mir besorgt entgegen.
„Hi Mum", begrüßte ich sie schwach lächelnd, schloss sie in meine Arme.

„Ist alles in Ordnung? Komm erstmal herein" Die Tür fiel leise hinter uns ins Schloss. Ich machte es mir auf der Couch bequem, während meine Mutter mir eine heiße Schokolade zubereitete und mir Karamellkekse hinstellte.

„Hast du etwas von Dad gehört?", fragte ich sie. Tastete mich vorsichtig voran. Sie runzelte die Stirn, setzte sich neben mich „Jetzt wo du es sagst. Nein. Schon seit einer Woche nicht mehr. Wieso? Ist etwas passiert?" Kurz und Knapp erzählte ich ihr was sich zugetragen hatte und was ich mitgehört hatte. Ein dunkler Schatten legte sich über ihre Augen und plötzlich wirkte sie wie um 10 Jahre gealtert. Dabei war sie gerade einmal 50 Jahre alt geworden.

„Nein. Tut mir leid"

Lüge. Sie wusste ganz genau was vor sich ging. Doch aus irgendeinem Grund, würde sie mich im Dunkeln lassen. Vielleicht um mich zu schützen.

„Was auch immer es ist. Es muss wichtig sein", versuchte ich nachzuhaken.

„Ach du machst dir vermutlich zu viele Gedanken mein Sohn" Natürlich. Ich machte mir zu viele Gedanken. Seufzend trank ich die heiße Schokolade Stück für Stück aus. Anscheinend, stand wohl ein Besuch in Lestats Büro an, um an Informationen zu kommen.

Doch was auch immer ich finden würde. Ich wusste, dass sich alles ändern würde.

Lincoln

Dicht an Mathias gekuschelt, ließ ich mich von dem Film den wir auf Netflix guckten davontragen. Es war wohlig warm und sein sanftes kraulen an meinem Rücken tat gut. Doch Micah, schlich sich immer wieder in meine Gedanken. Seine erschöpfte, müde Erscheinung verfolgte mich wie ein Phantom, dass ich nicht abschütteln konnte.

Eden - Craving LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt