Micah
Die Luft war erfüllt mit dem Gelächter und Getratsche der Gäste. Surrte von den Klängen der Violinen, Cellos und Bratschen. Eine gut durchdachte Symphonie, die einige Paare dazu bewegte sich zur Melodie die sie spielten zu bewegen. Gerade lief irgendein modern aufgearbeitetes Stück von Mozart, ich kannte es. Es war schön aber ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Ich wurde gerade zu von Journalisten und Nachrichtensprechern belagert. Lestat stand neben mir. Sein Bart hatte mittlerweile eine beachtliche Länge. Die Enden seines Oberlippenbartes hatte er eingezwirbelt und ein strahlendes Lächeln zierte die spröden, lügen spuckenden Lippen. Seinen Arm hatte er in einer Väterlichen Geste um meine Schultern gelegt und mich an sich gedrückt. Wann immer eine heikle Frage seitens der Presse kam, drückte er leicht zu, sodass ich sie beantwortete. Mit jeder weiteren Frage, jeder weiteren Minute die verstrich, wuchs meine Ungeduld.
„Wo haben Sie denn Ihre heutige Begleitung gelassen Micah?", fragte mich eine attraktive junge Nachrichtensprecherin. Ihr erdbeerblondes Haar war zu einem strengen Dutt hochgebunden. Die Katzenförmigen Augen mit einem passenden Eyeliner umrahmt und mit glitzerndem Lidschatten geschmückt. Obwohl sie in formeller Arbeitskleidung dastand, sprang ihr Ausschnitt deutlich hervor und ihr mir gegenüber flirtendes Verhalten deutete mir, dass sie heute sehr gut für einen kurzen und schnellen Spaß zu haben war. Je nachdem, wie diese Veranstaltung laufen würde, würde ich sie mir zur Seite ziehen. Merken, würde ich sie mir vorerst.
„Ich habe keine", antwortete ich ebenfalls Lächelnd.
„Was sind Ihre nächsten Pläne für Crimson Publishing?", fragte ein anderer Sprecher. Innerlich seufzte ich genervt auf. Immer wieder dieselben Fragen. Immer wieder dieselben Antworten. Beim Allmächtigen, ich hätte diese Aasgeier der Marketingabteilung auf den Hals hetzen sollen. Alice war immerhin anwesend, aber gut sie hatte das alles organisiert und sie hatte bei der letzten Sitzung vor vier Wochen diese Idee geäußert. Veranstaltet wurde die Gala für die Krebsforschung. Etwas was Alice persönliches Anliegen war und mit dem sie zu mir gekommen war, bevor wir die Sitzung gestartet hatten. Ich wusste, dass ihre Mutter letztes Jahr die Diagnose Lungenkrebs bekommen hatte, aber Alice hatte sich nie anmerken lassen, wie hart sie das traf und wie mitgenommen sie tatsächlich war. Als Leiterin der Marketingabteilung musste sie eben knallhart sein und das war sie. Äußerlich jedenfalls. Und weil ich ihr helfen und einen Gefallen tun wollte, war ich mit ihrer Idee einverstanden. Nun standen wir hier im Ballsaal von Schloss Schönbrunn umgeben von Klassischer Musik, Champagner und jede Menger reicher Arschlöcher die meinem Vater und mir in den Hintern zu kriechen versuchten.
„Nun, wir haben viele interessante junge Autoren deren Werke wir in den nächsten Monaten und im nächsten Jahr veröffentlichen werden", antwortete ich kurz angebunden und suchte den Saal erneut nach ihr ab. Sie. An die ich nicht denken wollte. Denn an sie zu denken, bedeutete Gefühle zuzulassen. Schmerzen zu fühlen. Beides wollte ich am heutigen Abend vermeiden, auch wenn genug Alkohol vorhanden war, um den Schmerz wegzuspülen. Sie würde mit ihm kommen. Ich musste Fassung bewahren. Immerhin, war das unsere Idee gewesen. Um jeglichen Verdacht im Keim zu ersticken.
„Wer war eigentlich Ihre Begleitung bei der Ankündigung?", fragte nun ein Reporter. Mein Vater drückte mit der Hand leicht zu und lächelte in die Kamera.
„Einer unserer herausragenden Neuzugänge bei Crimson Publishing. Ihr werdet schon bald von ihr lesen, sie ist herausragend", sagte Lestat mit gespielter Begeisterung. Ob er Lin wirklich so gut fand wie er eben sagte, wagte ich nicht zu Hinterfragen denn sie war gut. Ich hatte selten einen so außergewöhnlichen Schreibstil im Deutschsprachigen Raum gesehen.
„Nun bei weiteren Fragen wenden Sie sich doch bitte an unsere Marketingabteilung", sagte ich lächeln, sah zu, dass ich Land gewann. Meine Beine trugen mich wie von selbst zur nächstbesten Bar wo ich mich erschöpft an die Theke lehnte.

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Eden - Craving Love
RomansOft passieren einem im Leben die besten Dinge, wenn man noch nie dagewesene Entscheidungen trifft. Das zumindest hat mir mal einer meiner Professoren erzählt. "Wenn du nie ein Risiko ein gehst, wirst du als Person nie wachsen Lincoln. Du wirst nie d...