Kapitel 36

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Lincoln

„Ich kann dich nicht verlieren ..."

Das laute tosen des Regens lullte uns ein wie eine Decke. Micahs Geruch brannte angenehm in meiner Nase, brachte meinen Körper zum Beben. Langsam ließ ich meine Hände sinken. Ließ sie von seinen Wangen hinunter zu seinen starken Schultern gleiten, die unter meinen Berührungen zitterten. In seinen Augen brannte ein unstillbares Verlangen. Ein Hunger nach mehr. Vor meinem geistigen Auge tauchte das Bild eines naiven jungen Rehkitz auf, welches sich einem schwarzen am Boden liegenden Wolfes näherte. Er war verwundet. Sein dunkles Fell verfilzt, stand in drahtigen Stacheln von seinem abgemagerten Körper ab. Träge hob er seinen Kopf als sich das Kitz näherte. Vorsichtig beschnüffelte es ihn. Der Wolf ließ seinen Kopf wieder kraftlos sinken, schloss seine Augen und kauerte sich noch mehr zusammen. Das Kitz legte sich neben ihm. Tat sein Bestes, seinen Körper in ihren einzudecken um ihm Wärme und Kraft zu spenden.

Das junge naive Kitz war ich. Der geschundene verletzte Wolf, war Micah.

„Verdammt ich kann dich einfach nicht verlieren Lincoln ..."

„Das wirst du auch nicht", fiel ich ihm mit zitternder Stimme ins Wort. Micah lachte auf und legte seinen Kopf in den Nacken. Blickte hoch zum stetig dunkler werdenden Himmel.

„Doch. Doch das werde ich"

„Warum denkst du das?"

„Weil du dich schon entschieden hast" In seiner Stimme schwang so viel Schmerz mit, dass es mir einen schweren Stich versetzte, der sich mit jedem weiteren Wort tiefer in mein Herz bohrte.

„Für Mathias"

„Du sagtest ich solle ihm eine ehrliche Chance geben ..."

„Und dafür hasse ich mich. Mit jedem Tag der vergeht mehr. Jedes Mal, wenn ich euch beiden sehe ... Gott"

„Du wirst mich nicht verlieren Micah ...", flüsterte ich, zitterte wie Espenlaub als sich die Kälter tiefer in meine Haut bohrte. Micah senkte seinen Kopf. Sah mir in die Augen und ich schmolz unter ihrem flammenden Blick dahin. Zögernd legte er seine Hand an mein Kinn und hob es an.

„Doch ... das habe ich vielleicht schon längst"

„Hast du nicht", fiel ich ihm wieder ins Wort. Legte meine Hand um seine.

„Weil ich dich will", kam es mir über meine bibbernden Lippen. Etwas Neues, trat in Micahs Ausdruck. Hoffnung. Begierde. Lust. Hunger.

„Ich habe noch nie jemanden so sehr an meiner Seite gewollt, wie dich. Ich habe versucht davon wegzulaufen. Es zu leugnen und mich bei Mathias davor zu verstecken doch ich kann es nicht mehr leugnen. Dafür ... ist zu viel zwischen uns passiert. Du berührst mich auf eine Art und Weise die ich ..."

Ohne Warnung. Ohne Anzeichen, legten sich Micahs Lippen auf meine. Leidenschaftlich erkundeten sie die meinen, knapperten und sogen an ihnen, bevor er mit Seiner Zunge um Einlass bat den ich ihm gewährte. Wir atmeten uns gegenseitig ein, verhakten unsere Hände und drückten unsere Körper begierig auf mehr aneinander. Die Luft zwischen uns, um uns herum, war elektrisch geladen. Loderte. Brannte. Hitze schoss mir durch meinen gesamten Körper als Micah mich hochhob und mich gegen die nächstgelegene Hauswand drückte. Meine Hand verfing sich in den Nasen locken seine Haare am Hinterkopf. Suchte Halt an ihm, indes meine Beine sich um seinen starken Körper schlangen und ihn an mich drückten. Seine Finger vergruben sich in der weichen Polsterung meines Hinterns. Hielten mich hoch, während meine Hände seinen Körper weiter erkundeten. Ehrfürchtig fuhren sie seine gespannten Oberarmmuskeln ab, hielten sich an ihnen fest, ehe sie wieder die Wärme seines Nackens fanden. Ich verlor mich in ihm. Verlor mich in seinem salzig süßen Geschmack. Seinem milden und doch würzigem Geruch nach Whiskey und Zigarre der sich mit dem von nasser Haut und ausgestoßenen Pheromonen vermischte. In meinem Bauch baute sich ein Knoten aus Lust auf, dessen Wärme in meine empfindliche Mitte ausstrahlte. Ich wollte ihn. Ich wollte ihn jetzt, mehr als ich jemals etwas wollte.

„Warte ... Stopp", sagte er außer Atem. Unterbrach lächelnd unseren Kuss, während meine Augen an seinen geschwollenen, geröteten Lippen hingen.

„Wenn wir jetzt weitermachen ... Ich kann nicht garantieren ..."

„Das ist mir egal", hauchte ich.

„Lincoln wir ... Wir können das nicht ..."

Blau traf Braun.

Verlangen. Vermischt mit Verzweiflung.

„Wir finden einen Weg. Scheiß auf das, was alle sagen", begann ich zu flehen.

„Bitte tu mir das nicht erneut an Micah. Noch einmal ertrage ich das nicht", wimmerte ich unter Tränenerstickter Stimme und spürte wie die ersten Tränen meine Augenwinkel verließen und sich mit den kalten Regentropfen mischten.

„Ich auch nicht ... aber noch nicht jetzt ... ich will sicher sein, dass du in Sicherheit bist"

„Das bin ich solange ich dich habe"

„Nein du ... wenn Mathias das herausfindet ... Nach dem was du mir erzählt hast ... Ich bin mir nicht mehr sicher was ihn angeht. Nicht alle dem"

„Dann verheimlichen wir es. Wir sammeln Beweise und gehen zur Polizei"

„Wenn das nur so einfach wäre"

„Es ist so einfach"

„Nein Lincoln ... wir müssen vorsichtig sein ..." Er ließ mich wieder hinunter auf meine Füße und fing mich auf, als meine weichen zitternden Knie unter mir nachzugeben drohten.

„Zuerst muss ich herausfinden was dieses Symbol bedeutet und inwieweit mein Vater involviert ist ... bis dahin müssen wir so tun, als wäre unsere Beziehung rein geschäftlich"

Knack. Ich hörte wie mein Herz einen bedrohlichen Riss bekam. Gleichzeitig wusste ich, dass er recht hatte.

Micah nahm mein Gesicht in seine Hände und drückte mir Kuss auf die Stirn.

Und damit, gab er mir ein Versprechen.


Eden - Craving LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt