Kapitel 5

526 13 2
                                    

Lincoln

Die Tage vergingen wie im Flug. Seit ich mit Micah Sex hatte, hatte ich nichts von ihm gehört und umso weiter die neue Woche voran Schritt, umso unruhiger wurde ich deswegen. Unangenehme Gedanken kreisten wie Aasgeier in meinem Kopf herum und wartete auf den geeigneten Augenblick zuzustoßen und mir den Rest zu geben. Den Rest meines Stolzes, den ich noch besaß, doch dieser war nur noch als fahler Fetzen vorhanden der im Wind des Sturms flatterte den Micah in meinem Inneren entfacht hatte. Er war der erste der mich nicht auf die Narben an meinem Oberschenkel und Unterarm angesprochen hatte. Mich nicht angewidert ansah, weil ich keine Model-Figur besaß, sondern ein wenig mehr auf den Rippen hatte. Ich schätzte, dass ich ihm deswegen so zugetan war. Doch ich wusste, ich durfte mich nicht in ihn verlieben und solange es nur beim Sex blieb, würde mir das hoffentlich auch nicht allzu schwerfallen. Dennoch. Es war ein Spiel mit dem Feuer.

Die Nacht war in der Tat unvergesslich gewesen. Noch heute durchschoss mich pure wundervolle Ektase, wenn ich daran dachte, was er mich alles fühlen ließ. Bei ihm musste ich nicht denken. Nicht reden. Nicht die Kontrolle behalten. Ich konnte mich einfach in die wohlige Wärme der Droge Lust fallen lassen ohne Angst haben zu müssen. Und ich war überzeugt, dass das was ich erlebt hatte, nicht annähernd alles war, was Micah zu bieten hatte. Dieser Mann verströmte eine Autoritäre Dominanz, wie ich sie bei noch keinem anderen erlebt geschweige denn verspürt hatte. Er hatte eine Tür in mir geöffnet, die sich nach seinen Berührungen, seinen Lobpreisungen für meine Leistung, seiner Aura sehnte. Seit jenem Augenblick, wo ich aus seinem Auto gestiegen war, als er mich wieder nach Hause gebracht hatte, hatte ich mich leer gefühlt. Leer in meinem Inneren, weil es mich bereits wieder nach ihm verlangt hatte.

Mein Leib lechzte nach seiner Hand auf mir. Seinem Glied in mir. Beschützt von seinem über mir liegenden Körper.

„Halloooo?" Eine wild vor meinen Augen herumfuchtelnde Hand riss mich jäh aus meiner Tagträumerei.

„Tut mir leid. Ich war gerade-"

„Ganz wo anders?", beendete Suga meinen Satz und zog vielsagend eine Augenbraue gen Haaransatz.

Wir saßen in einem Café in der Innenstadt. Dem gleichen Café, wo ich auch alles mit Micah vereinbart hatte. Wo er mich über sich als Dom aufgeklärt hatte und wo ich mich immer mehr mit dem Gedanken auseinandergesetzt hatte, seine Sub zu werden. Ob ich seine einzige war? Ich wusste es nicht. Wollte mich das auch gar nicht fragen denn bei dem schieren Gedanken daran versetzte es mir einen Stich in meinem Herzen der sich langsam und pochend hineinbohrte.

„Micah, oder?"

„Kann sein", sagte ich ausweichend. Blickte auf mein Handy Display.

„Halte dich auf Abruf. Wenn ich dich anrufe. Dir schreibe. Hast du mir zu antworten, verstanden?" Seine bestimmenden Worte hallten unheilvoll in meinem Kopf nach. Wie ein Echo, welches sich stetig wiederholte.

„Ja Meister" Es war so unwirklich. Surreal. Fühlte sich an wie ein Traum, aus dem es kein erwachen mehr gab.

„Also, deine Mum hat ihren Freund endlich aus der Wohnung geschmissen?", nahm ich den gesprächsfaden wieder auf. Rührte den vor mir stehenden dampfenden Latté herum, verlor mich in dem daraus entstehenden Strudel und dem betörenden Geruch, den das Getränk verströmte.

„Yep. Hat auch wirklich lang genug gedauert", sagte Suga. Ihre kristallblauen Augen leuchteten begeistert und ich lächelte. Ich freute mich für sie. Denn der Freund ihrer Mutter war nichts anderes als ein faules Stück Scheiße, welcher sich aufspielte als wäre er der Größte. Nicht zu vergessen, dass er nichts im Haushalt beitrug und alles Sugas und ihrer Mutter überließ, ohne auch nur einen Finger zu heben oder einen Cent beizusteuern.

Eden - Craving LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt