Kapitel 3

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Lincoln

Die Sonne strahlte hoch am Himmelszelt. Vögel hüpften überall im Park herum und zwitscherten fröhlich vor sich her. Kinder spielten am angrenzenden Spielplatz, glucksten, lachten und schrien vor Freude, während sie in die Laubhaufen hüpften oder miteinander fangen spielten.

„Also, nochmal von Anfang", sagte meine beste Freundin gerade und schlürfte an ihrem Oreo Shake.

„Micah ist ein Dom? Also, so richtig dominant á la Christian Grey?"

„Sagte ich doch ..."

„Und was lässt dich so zögern?"

„Keine Ahnung. Ich mein, ja ich bin Single und könnte rumvögeln wie ich will aber ... weiß nicht. Er sieht gut aus und ich bin normal halt" Suga stellte den Shake auf die Seite, setzte sich seitlich hin und drehte mich zu ihr, sodass sie mir in die Augen sehen konnte.

„Es fühlt sich irgendwie einfach moralisch verwerflich an"

„Ist es aber nicht Schatz" sagte sie, rieb mir sanft über den Oberarm.

„Du bist jung, hast gerade dein Studium angefangen, bald einen Nebenjob und hast zu viel scheiße in deiner letzten Beziehung erlebt. Leb deine Hoe Phase aus Mädel!", versuchte sie mich mit Begeisterung in der Stimme zu überzeugen. Doch ich wüsste nicht, was daran so toll sein sollte.

„Ich konnte mir sowas nur nie für mich vorstellen weißt du? Es schien immer so abwegig"

„Ich weiß ... aber, was hast du zu verlieren?"

„Gar nichts"

„Siehst du? Lin, lass dich einfach drauf ein. Du wirst um eine Erfahrung im Leben reicher. Du bist niemandem Rechenschaft schuldig und musst dich an keinen Kodex oder so halten. Du hast ehrlich nichts zu verlieren", bestärkte sie nochmals, bevor sie mich in eine innige Umarmung zog, welche ich zaghaft erwiderte.

„Also schön", meinte ich schwer seufzend, zückte mein Handy und öffnete den Chat von Micah und mir.

Ich: Ich habe nochmal nachgedacht. Tippte ich mit flinken Fingern. Spürte Sugas brennenden Blick auf mir, der über meine Schulter lugte.

Micah: So?

Ich: Ja.

Micah: Und?

Ich: Ich bin einverstanden deine Sub zu sein ... aber, wenn ich jemanden kennenlernen sollte, woraus sich eine feste Beziehung ergibt, kann ich das nicht mehr weiterführen.

Micah: Das verstehe ich natürlich Kitten. Keine Sorge 😉

Ich packte das Handy wieder weg, lehnte meinen Kopf eine Weile an den meiner besten Freundin und schloss für ein paar Minuten meine Augen. Das Ganze fühlte sich so surreal an. Als wäre ich im falschen Film. Vor allem die Wirkung die Micah auf mich mit seiner bloßen Anwesenheit hatte, konnte ich nicht in meinem System einordnen. Eine Mischung aus Geborgenheit, Sicherheit und Gefahr. Und dabei kannte ich ihn gar nicht. Wieso also hatte er so eine Wirkung?

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht einen riesigen Fehler begehe", gestand ich meiner besten Freundin, welche mich mitfühlend anlächelte.

„Fehler lassen sich im Leben nicht vermeiden. Wir machen sie, um daraus zu wachsen"

Zustimmend nickte ich stumm in mich hinein. Packte meine sieben Sachen und seufzte schwer.

Als ich den Kindern so beim Spielen zusah, wurde mir bewusst, wie unbeschwert das Leben damals noch war. Man war das toxische Verhalten seiner Eltern gewohnt und hielt dieses nicht für schädlich, sondern normal – in den Meisten Fällen jedenfalls. Man verwechselte es mit Liebe und die Auswirkungen, wurden einem erst im späteren Alter so richtig bewusst. Manche wurden Beziehungsunfähig, andere gewalttätig. Wieder andere griffen zu selbstzerstörerischen Suchtmitteln und taten alles dafür, um nichts mehr zu fühlen, um nichts mehr empfinden zu müssen. An schönen Herbsttagen wie diesen war es tatsächlich schwer and die dunklen Schattenseiten des Lebens und der Menschheit zu denken. Viel zu idyllisch malte sich die Szene in dieser von der Sonne hell erleuchteten frühen Nachmittagsstunde, die einen alle Sorgen vergessen ließ.

Eden - Craving LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt