Lincoln
Die Gäste tummelten sich im geräumigen hell beleuchteten Ballsaal in dessen Mitte ein roter Teppich ausgelegt war. Wie so vieles was ich bis jetzt von Micah kennengelernt hatte, so war auch die Deko des Saales modern und dennoch altmodisch zugleich gehalten. Nichts was ich bis jetzt zu Gesicht bekommen hatte, konnte dem Glanz und Glamour der goldenen und silbernen Metallrosen in den schwarzen Vasen, die auf den Stehtischen ihren Platz gefunden hatten, gleichkommen. Oder den großen Spiegeln an den Wänden mit dem goldenen Rahmen, in welchem liebevolle in mühsamer Handarbeit Engel und andere Göttliche Wesen eingeschnitzt waren, verziert mit schnörkeligen ösen haltigen Mustern. Die Augen der Anwesenden, Promis aus aller Welt sowie Starautoren aus jeglichen Winkeln der Erde, klebten auf uns. Genauer gesagt auf mir. Ich begann mich klein unter ihren missbilligenden und interessierten Blicken zu fühlen und meinen Ohren entging nicht das erstaunte aufgeregte Getuschel, welches durch die Reihen zog. Die Geräuschkulisse, welche die Dialoge verursachten, übertönten sogar die Musik im Hintergrund die aus den Lautsprechern drang. Micah bemerkte mein Unbehagen, legte seinen Arm um meine Hüfte und drückte mich zu sich, was mir halt verschaffte. Versteckt vor den Augen der anderen deutete er mir meinen Arm ebenso, um ihn zu legen und ihn zu mir zu ziehen. Es war ein Unverwechselbares Zeichen, dass ich für den heutigen Abend zu ihm gehörte und den Blicken nach zu beurteilen die sich rasch abwandten, wenn sie auf Micahs wachsame Augen trafen, war sich dessen jeder bewusst.
„Vielleicht hätte ich dir gegenüber mal erwähnen sollen, dass ich kein Freund von so großen Veranstaltungen bin", flüsterte ich ihm zu. Versuchte ruhig zu atmen und meine steigende Nervosität zurückzudrängen, welche meine zuvor empfundene Lust auf Micah nun vollkommen weggeblasen hatte. Mein Körper hatte sich in den Sicherheitsmodus begeben und ich wusste aus diesem würde ich erst wieder kommen, sobald dieser Abend überstanden war und ich mich in mein Bett fallen lassen konnte.
„Das sind alles Aasgeier", sagte er mit tiefem Tonus dessen Vibration mir unter die Haut kroch.
„Die meisten von Ihnen sind nur hier, weil sie denken, dass sie durch mich in meine Familie einheiraten können oder weil sie meinem Vater und meiner Mutter in den Arsch kriechen wollen", verriet er. Tötete jeden mit seinen Blicken der mich auch nur eine Sekunde zu lange anblickte.
„Sie sind neugierig wer du wohl bist, deswegen gaffen sie wie ungebildete Neandertaler, die gerade das Feuer entdeckt haben" Ich lachte ein wenig bei dem Vergleich auf. Einige der Autoren, die ich in den Reihen sah, kannte ich tatsächlich. Ich hatte einige ihrer Bücher gelesen, geradezu verschlungen, während ich andere von ihnen schlichtweg überbewertet fand.
„Sohnemann!" Da stand er. Lestat Crimson höchstpersönlich. Mit Armen ausgebreitet die bereit waren seinen Sohn in eine innige Umarmung zu drücken. Auf seinem gereiften Gesicht befand sich ein Millionen Dollar lächeln mit strahlend weißen Zähnen, die in dem grellen Licht beinah eine blendende Wirkung besaßen. Seines Großteiles ergrautes Haar war sorgfältig nach hinten gekämmt, die leichten Wellen, die man hier und da erkannte, zeugte von den eigentlich lockigen Haaren, die sein Haupt zierten. Lestats Vollbart war sorgfältig an seine kantige jedoch attraktive Gesichtskontur zurechtgeschnitten und umschmeichelte seine scharfen Wangenknochen. Seine sturmgraue Augen wanderten von seinem Sohn zu mir und wieder zurück.
„Und wer ist diese wunderschöne junge Dame an deiner Seite?", fragte er. Ging auf uns zu und nahm einen Prosecco vom Tablett des eben vorbeihuschenden Kellners.
„Lincoln Maddox. Freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen", sagte ich höflich, klammerte mich unbewusst ein wenig fester an Micah. Die Aufmüpfigkeit, die ich zuvor noch empfunden hatte, verflog just in jenem Moment als Lestat mich unter seinem Blick musterte, als würde er entscheiden, ob ich gut genug für seinen Sohn war. Ich fühlte mich wie ein Lamm, was den Löwen zum Fraß vorgeworfen worden war.
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Eden - Craving Love
RomanceOft passieren einem im Leben die besten Dinge, wenn man noch nie dagewesene Entscheidungen trifft. Das zumindest hat mir mal einer meiner Professoren erzählt. "Wenn du nie ein Risiko ein gehst, wirst du als Person nie wachsen Lincoln. Du wirst nie d...